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Während einer Depression können Partner, Familie und Freunde eine große Stütze sein. Was Angehörige tun können – und wann professionelle Hilfe wichtig ist.

Wer schon einmal an einer Depression erkrankt war, weiß: Mit „schlechter Laune“ hat die Erkrankung nichts zu tun. Eine depressive Phase kann so stark ausgeprägt sein, dass alltägliche Aktivitäten wie Arbeiten, Einkaufen oder sogar Körperhygiene unmöglich werden. Das Leid ist für Betroffene mitunter so unerträglich, dass sie nicht mehr leben wollen.

Je nach Schwere kommen bei einer depressiven Episode vor allem eine Psychotherapie und/oder Medikamente zum Einsatz. Zusätzlich können Angehörige eine enorme Hilfe sein. Wichtig ist vor allem, für das Gegenüber da zu sein. Doch wie kann das gelingen – und worauf sollten Familienmitglieder, Freunde und Partner achten? Das erfahren Sie in den nächsten Abschnitten.

Wenn eine Person Suizidgedanken oder -absichten äußert oder andeutet, ist rasches Handeln wichtig. Wenden Sie sich im Zweifel umgehend an einen Arzt, eine psychiatrische Klinik oder den Notruf (112). Welche Anzeichen es für einen möglichen Suizid gibt und was dann zu tun ist, lesen Sie im letzten Kapitel.

Je besser Familie, Freunde und Partner über die Depression, ihre Symptome und Behandlungsmöglichkeiten Bescheid wissen, desto besser können sie damit umgehen und Hilfestellung leisten.

Zudem sollten sie ihr Wissen an die erkrankte Person weitergeben – denn auch für diese sind Informationen über das Krankheitsbild wichtig. Zum Beispiel ist es hilfreich zu wissen, dass Symptome wie Hoffnungslosigkeit und Antriebslosigkeit Teil der Erkrankung sind, dass eine Depression nichts mit mangelnder Motivation zu tun hat und dass eine Behandlung in vielen Fällen Linderung verschafft.

Auch Erfahrungsberichte, in denen Menschen zum Beispiel von ihrer Genesung berichten, können Erkrankten helfen – ebenso wie der anonyme Austausch in Online-Foren wie dem der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention.

Menschen mit mittleren oder schweren Depressionen sollten sich professionell behandeln lassen – je schneller, desto besser. Freunde, Partner oder Familie können zwar da sein und unterstützen, eine Therapie ersetzt diese Fürsorge jedoch nicht.

Angehörige sollten die erkrankte Person dazu ermutigen, sich in Behandlung zu begeben. Das kann aus folgenden Gründen, die in der Depression selbst zu suchen sind, eine Herausforderung sein:

  • Hoffnungslosigkeit: Betroffene glauben oft nicht, dass eine Therapie helfen könnte, und sehen entsprechend keinen Sinn in der Behandlung.
  • fehlender Antrieb: In schweren depressiven Phasen ist es vielen Betroffenen kaum oder nicht möglich, sich zu einem Arzttermin aufzuraffen. Das macht es mitunter schwer, sie zu einer Therapie zu motivieren.
  • fehlendes Anerkennen der Erkrankung: Möglicherweise sehen sich die Betroffenen nicht als depressiv, sondern glauben, selbst an ihrem Zustand schuld zu sein. Vor allem Männer können sich eine Depression oft schwer eingestehen.

Manche Betroffene schämen sich auch, mit ihrem Problem Hilfe zu suchen.

Bis sich ein Mensch mit einer Depression zu einer Behandlung entscheidet, kann es daher möglicherweise etwas dauern. Angehörige benötigen also mitunter Geduld, sollten das Thema aber immer wieder ansprechen und Unterstützung anbieten, etwa indem sie

  • Adressen von Ärzten und Therapeuten heraussuchen,
  • für das Gegenüber einen Termin vereinbaren und/oder
  • die Person zum Termin begleiten.

Manchmal hilft es, das Thema Depression nicht direkt anzusprechen, sondern stattdessen die Person zu ermutigen, wegen ihrer Beschwerden lediglich einen Termin beim Hausarzt zu vereinbaren. Der Gang in die Hausarztpraxis fällt zunächst unter Umständen leichter.

Ob Jobwechsel oder Trennung: Menschen mit Depressionen sollten während einer akuten Krankheitsphase möglichst keine wichtigen Entscheidungen treffen.

Der Grund: Während einer depressiven Episode sehen sie vieles unter einem anderen – negativen – Blickwinkel. Sie urteilen dann möglicherweise anders, als sie es im gesunden Zustand tun würden. Angehörige sollten sie daher ermutigen, Pläne erst umzusetzen, wenn die Depression abgeklungen ist.

Der Ratschlag, einfach mal ein paar Tage Urlaub zu machen, ist ebenfalls nicht empfehlenswert. Denn in der Regel wird die oder der Erkrankte eine solche Auszeit nicht genießen können, sondern sogar als zusätzlichen Stress wahrnehmen.

Auch wenn sie gut gemeint sind: Ratschläge wie „das wird schon wieder“, „entspann dich einfach“ oder „du musst dich nur ein bisschen zusammenreißen“ schaden mehr, als sie nutzen. Denn die erkrankte Person ist schlichtweg nicht dazu in der Lage, solche Tipps anzunehmen oder umzusetzen – was bei ihr möglicherweise zusätzlich zu Schuldgefühlen führt.

Eine depressive Episode erfordert Geduld – auch für Angehörige. Sie kann Wochen und Monate anhalten. Wichtig ist, dem Gegenüber keine Vorwürfe zu machen, denn es kann nichts für seinen Zustand. Negatives Denken, Rückzug, Ablehnung, Klagen, Schuldgefühle oder Antriebslosigkeit sind Teil der Erkrankung.

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