Den Tod verharmlost?

Nach Kritik: Ritual-Suizid-Wettkampf abgesagt


15.11.2024 – 12:49 UhrLesedauer: 2 Min.

Die Rüstung eines Samurai-Kriegers (Symbolbild): Ein Wettbewerb hat in Japan Empörung ausgelöst. (Quelle: dpa)

Sich mit einem Plastikschwert in den Bauch stechen und möglichst dramatisch leiden. Das war in einem japanischen Wettbewerb geplant. Bis es Kritik hagelt.

Ein für Dezember geplanter Wettbewerb in Japan ist nach heftiger Kritik abgesagt worden. Die Organisatoren hatten vor, den Teilnehmern die Nachstellung des rituellen Suizids der Samurai-Krieger zu ermöglichen. Der Wettbewerb sollte in der Stadt Matsue stattfinden, die für ihre Burg aus der Feudalzeit bekannt ist.

Beim Seppuku-Ritual haben Samurai sich eigenhändig den Bauch aufgeschlitzt. Oft, nachdem sie den Ehrenkodex der Samurai verletzt haben. Es war seit dem 12. Jahrhundert über viele Generationen Teil der japanischen Kultur. Erst 1868 wurde es verboten. Es zeigte, dass es besser sei, in Ehre zu sterben, als in Schande zu leben, berichtete „National Geographic“. Demnach war er Akt nicht nur als Bestrafung, sondern auch als Wiedergutmachung gegenüber anderen Menschen und der Gemeinschaft zu verstehen.

Dabei durfte sich der betroffene Samurai mehrere Monate auf die Zeremonie vorbereiten. Beim Suizid waren mehrere Personen, wie ein Priester, ein Protokollant und persönlicher Assistent, anwesend. Letzterer musste ebenfalls Samurai sein und half auch beim Tötungsakt.

In einer Anzeige in der Lokalzeitung wurden die Teilnehmer des geplanten Wettbewerbs aufgefordert, sich mit einem Plastikschwert in den Bauch zu stechen und eine Minute lang zu leiden. Die besten schauspielerischen Leistungen sollten mit einem Hauptpreis ausgezeichnet werden. Viele Nutzer reagierten entsetzt auf die Pläne und kritisierten das Event als geschmacklos.

Insbesondere in Online-Netzwerken gab große Proteste gegen den Wettbewerb. Ein Nutzer fragte auf X: „Sie machen einen Wettbewerb daraus, wie Menschen einen schmerzhaften Tod sterben? Für mich fühlt sich das so an, als würden sie sich über den Akt des Seppuku an sich lustig machen.“ Ein anderer Nutzer schrieb, er lehne es „instinktiv“ ab, „dass der Tod verharmlost wird“.

Der Organisator Ogawa, der nur seinen Nachnamen bekanntgab, erklärte der Nachrichtenagentur AFP, dass er den Wettbewerb aufgrund der vielen negativen Rückmeldungen für unangemessen halte. Ogawa sagte weiter, er finde die Idee zwar „unterhaltsam“, sehe aber ein, dass Seppuku immer noch stark mit Tod und Töten assoziiert werde.

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