News folgen

Ein geschwächter Papst und eine Kirche im Umbruch – die Diskussion um die Zukunft des Vatikans nimmt Fahrt auf. Welche Chancen hätten deutsche Kardinäle, Franziskus nachzufolgen? Experten geben Antworten.

Seit drei Wochen wird Papst Franziskus, das Oberhaupt der katholischen Kirche, in der Gemelli-Klinik in Rom behandelt. Er leidet an einer beidseitigen Lungenentzündung. Sein gesundheitlicher Zustand befeuert die Spekulationen darüber, ob Rom möglicherweise bald eine Papstwahl bevorstehen könnte. Sei es aus dem Grund, dass der Papst zurücktritt oder es zum Schlimmsten kommt und Papst Franziskus verstirbt.

Es war der deutsche Papst Benedikt XVI., der 2013 den Präzedenzfall mit seinem Rücktritt geschaffen hatte. In der Geschichte der katholischen Kirche war zuvor erst ein einziger Papst zurückgetreten: 1294 hatte Coelestin V. aus freien Stücken abgedankt – und war nach der Leseart einiger Forscher hierfür von Dante in die Hölle verbannt worden.

Nun stellt sich die katholische Welt die Frage, ob demnächst erneut ein deutscher Papst auf dem Stuhl Petri sitzen könnte.

Insgesamt gibt es derzeit sechs deutsche Kardinäle: Kardinal Walter Brandmüller, Kardinal Walter Kasper, Kardinal Friedrich Wetter, Kardinal Reinhard Marx, Kardinal Gerhard Ludwig Müller und Kardinal Rainer Maria Woelki. Es gibt zwar keine Vorschrift, dass der Papst aus dem Kardinalskollegium gewählt werden muss. Doch seit Urban VI. im Jahre 1378 wurde niemand mehr zum Papst gewählt, der nicht Kardinal war.

Die ersten drei genannten Kardinäle sind jedoch bereits über 90 Jahre alt. Somit sind sie bei einem Konklave nicht mehr stimmberechtigt.

Für das Papstamt gibt es keine offizielle Altersgrenze, dennoch spielt das Alter bei der Wahl eine wichtige Rolle. Der Papst sollte weder zu alt noch zu jung sein. „Es gibt Kardinäle, die meinen, der nächste Papst sollte langfristig eine Strategie entwickeln. Andere wollen sich nicht zu lange festlegen. Deshalb ist die Altersfrage ein zweischneidiges Schwert“, erklärt Vatikan-Experte Andreas Englisch im Gespräch mit t-online. „Johannes Paul II. war bei seiner Wahl sehr jung – aber das war eine klare politische Entscheidung, um die Sowjetunion maximal zu provozieren.“

Paul II. wurde 1978 zum Papst gewählt. Damals war er 58 Jahre alt. Er war der erste Pole auf dem Papstthron und der erste Nicht-Italiener seit 456 Jahren. Ihm wird eine maßgebliche Rolle bei der Beendigung des Sozialismus in seinem Heimatland zugeschrieben.

„Niemand hat erwartet, dass er über zehn Jahre regieren würde“

Nachdem sein Nachfolger Benedikt XVI. zurückgetreten war, entschieden sich die Kardinäle bei der Wahl 2013 für den ersten Lateinamerikaner auf dem Stuhl Petri. Auch dieses Mal spielte das Alter eine Rolle: „Beim letzten Konklave wurde Franziskus gewählt – mit 76 Jahren. Damals dachten viele, seine Amtszeit würde nur kurz sein. Niemand hat erwartet, dass er über zehn Jahre regieren und die Kirche derart umkrempeln würde“, erklärt Englisch.

Mit 76 galt Franziskus schon als ein betagter Kandidat. Dass ein über 90-Jähriger gewählt werden könnte, gilt unter Experten als ausgeschlossen. Unter dieser Altersgrenze finden sich unter den deutschen Kardinälen nur noch drei Männer: Kardinal Reinhard Marx, Kardinal Gerhard Ludwig Müller und Kardinal Rainer Maria Woelki.

Doch diese drei Kardinäle haben nach Ansicht des Vatikan-Experten Englisch keine Aussichten auf das Amt. Aus dem deutschsprachigen Raum sieht er nur bei Kardinal Christoph Schönborn Potenzial, aber seine Kandidatur steht nicht mehr zur Debatte. „Schönborn wäre ein möglicher Kandidat gewesen – er galt lange als einer der einflussreichsten Kardinäle, nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern auch international, sogar in Japan. Über Jahre hinweg war er ein regelrechter Star in der Kirchenhierarchie. Aber er ist schlicht zu alt, inzwischen im Ruhestand. Hätte er noch im Rennen sein können? Ohne Zweifel. Doch diese Möglichkeit ist nun vorbei“, so Englisch.

Kardinal Schönborn war von 1995 bis 2025 Erzbischof von Wien. Am 22. Januar 2025 hatte Papst Franziskus sein Rücktrittsangebot als Erzbischof von Wien angenommen.

Aktie.
Die mobile Version verlassen