Alarmierende Zunahme

Wer in Deutschland besonders viel Alkohol trinkt

04.11.2024 – 11:21 UhrLesedauer: 3 Min.

Alkoholkonsum: Für viele gehört das Feierabendbier dazu. (Quelle: IMAGO/Wolfgang Maria Weber)

Seit der Pandemie nimmt exzessives Trinken bei jungen Menschen wieder stark zu. Eine neue Studie zeigt, welche Personengruppe besonders betroffen ist.

Exzessiver Alkoholkonsum hat laut einer Studie unter jungen Leuten in Deutschland nach der Corona-Pandemie wieder zugenommen. Ein solches „Rauschtrinken“ zeigte sich nun bei 46,2 Prozent der Männer zwischen 18 und 25 Jahren, wie neue Umfragedaten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung von 2023 ergaben.

Damit sei nach dem deutlichen Rückgang im Jahr 2021 auf 37,8 Prozent nun fast wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Unter Frauen von 18 bis 25 stieg die Verbreitung des „Rauschtrinkens“ demnach von 19,0 auf 25,1 Prozent.

Dabei bedeutet Rausch, dass man in den 30 Tagen vor der Befragung nach eigenen Angaben mindestens einmal bei einer Gelegenheit fünf Gläser Alkohol oder mehr getrunken hat. Für die regelmäßige „Drogenaffinitätsstudie“ der Bundeszentrale wurden 7.001 Menschen von zwölf bis 25 Jahren zwischen April und Juni 2023 befragt.

Rückgang während der Pandemie vorbei

Die Experten nannten es besorgniserregend, dass Rauschtrinken wieder deutlich zugenommen habe. Der vorherige Rückgang sei vermutlich auf eingeschränkte Möglichkeiten des Alkoholkonsums in der Corona-Zeit zurückzuführen gewesen.

Auch bei Jugendlichen von zwölf bis 17 Jahren nahm exzessives Trinken demnach nun wieder etwas zu – bei Jungen tranken nach eigenen Angaben 17,1 Prozent kürzlich bei einer Gelegenheit fünf Gläser Alkohol oder mehr, bei Mädchen 10,4 Prozent.

Regelmäßiges Trinken auf Tiefstand

Allerdings ist regelmäßiges Alkohol trinken laut der Studie bei jungen Erwachsenen so unbeliebt wie nie. Dass sie in den zwölf Monaten vor der Befragung mindestens einmal pro Woche Alkohol getrunken haben, gaben nun 38,8 Prozent der 18- bis 25-jährigen Männer an – bei Frauen waren es 18,2 Prozent. Unter den Jungen zwischen zwölf und 17 Jahren tranken demnach nun 12,4 Prozent nach eigenem Bekunden regelmäßig mindestens einmal pro Woche – bei Mädchen sagten dies 6,9 Prozent.

Es wird zwischen riskantem Konsum, schädlichem Gebrauch und Alkoholabhängigkeit unterschieden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat für die Diagnose einer Alkoholabhängigkeit verschiedene Kriterien definiert, von denen mindestens drei innerhalb eines Jahres zutreffen müssen. Dazu gehören unter anderem ein starkes Verlangen nach Alkohol und Entzugssymptome wie Erbrechen oder innere Unruhe.

Der amtierende Leiter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Johannes Nießen, sagte: „Alkoholkonsum schädigt das Gehirn, besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, denn ihr Gehirn befindet sich noch in der Entwicklung.“ Rauschtrinken könne zu dauerhaften Schäden führen. Und je früher Jugendliche Alkohol trinken, desto größer seien die Risiken und die Wahrscheinlichkeit, das Verhalten ins Erwachsenenalter mitzunehmen. Der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert warnte: „Egal, wie viel und was man trinkt, jeder Schluck ist schädlich.“

  • Wie genau Alkohol dem Gehirn schadet, erfahren Sie hier.

Der Zeitpunkt, ab dem Alkohol eine Rolle spielt, hat sich seit 2004 um ein Lebensjahr nach hinten verschoben: Das erste Glas trinken Jugendliche nun mit gut 15 Jahren statt wie damals mit 14. Das sei weiterhin unter der Altersgrenze von 16 Jahren, ab der Jugendliche Bier und Wein kaufen dürfen, erläuterte die Bundeszentrale. Den ersten Rausch haben Jugendliche inzwischen mit 16,2 Jahren statt mit 15,5 Jahren. In ihrem Leben überhaupt schon einmal Alkohol getrunken hatten laut Umfrage nun 65,1 Prozent der Jungen zwischen zwölf und 17 Jahren und 60,8 Prozent der Mädchen.

Der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert forderte erneut schärfere Vorgaben zum Gesundheitsschutz. „Alkohol gibt es rund um die Uhr und überall“, sagte der SPD-Politiker. Durch Werbung propagiert, griffen viele zu selbstverständlich zum Feierabendbier, zu Wein auf der Familienfeier oder Sekt in der Geburtstagsrunde.

Dabei sei klar, dass Alkohol nicht in die Hände von Jugendlichen gehöre. „Das dürfen nicht mehr nur Schlagworte bleiben.“ Daher müsse endlich Schluss mit dem sogenannten begleiteten Trinken ab 14 sein. „Alkohol wird nicht gesünder, weil die Eltern daneben sitzen“, sagte Blienert. Er forderte ein striktes Alkoholverbot bis 16 Jahren. Aus medizinischen Gründen wären sogar 18 Jahre die notwendige Grenze.

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