Bei Frauen und Männern
Niedriger Östrogenspiegel? Diese Symptome weisen darauf hin
Aktualisiert am 08.12.2025 – 08:45 UhrLesedauer: 4 Min.
Jeder Mensch braucht Östrogen. Welche Folgen ein sinkender Östrogenspiegel kurzfristig und auf Dauer für die Gesundheit haben kann, erfahren Sie hier.
Östrogen ist ein weibliches Sexualhormon. Es fördert die sexuelle Reifung der Frau und bewirkt zahlreiche wichtige körperliche Veränderungen: Unter anderem regt das Hormon das Wachstum der weiblichen Brüste an, steuert zusammen mit weiteren Hormonen den Menstruationszyklus, erleichtert den Vaginalsex sowie die Empfängnis und bereitet den Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vor.
Bei Frauen kann ein niedriger Östrogenspiegel die Pubertät verzögern, Menstruationsstörungen verursachen, zu Unfruchtbarkeit führen und Sex weniger angenehm machen. Männer bilden und brauchen im Vergleich zu Frauen nur eine geringe Menge Östrogen: Bei ihnen überwiegen die männlichen Sexualhormone. Dennoch ist auch der Mann in puncto Sexualleben und Zeugungsfähigkeit auf den richtigen Östrogenspiegel angewiesen. Ist dieser zu niedrig, kann seine Lust auf Sex (Libido) nachlassen.
- Mehr erfahren: Warum Östrogen auch für Männer wichtig ist
Obwohl es zu den Sexualhormonen zählt, erfüllt Östrogen noch viele weitere Funktionen im Körper, die sich auch auf die allgemeine Gesundheit auswirken. So beeinflusst der Östrogenspiegel etwa die Blutgerinnung, den Blutzuckerspiegel, die Cholesterin- und Blutfettwerte, die Herstellung von Eiweißen (Proteinen), die Feuchtigkeit der Haut, die Gehirnfunktion, die Knochenmasse und die Leberfunktion.
Neben negativen Folgen für die Sexualität und Fortpflanzungsfähigkeit kann ein niedriger Östrogenspiegel bei Männern und Frauen daher kurz- und langfristig andere Symptome verursachen. Wie vielfältig sich fehlendes Östrogen auswirken kann, zeigt sich am häufigsten bei Frauen in und nach den Wechseljahren.
- Mehr erfahren: Wechseljahre – was Frauen (und Männer) wissen sollten
Während der Wechseljahre stellt sich bei jeder Frau ein dauerhaft niedriger Östrogenspiegel ein. Ursache sind natürliche Veränderungen: Die Funktion der Eierstöcke – und damit die körpereigene Östrogenproduktion – lässt altersbedingt allmählich nach, bis sie schließlich mit Erreichen der Menopause (also dem Zeitpunkt der letzten von den Eierstöcken gesteuerten Menstruation) erlischt.
Bis es so weit ist, ist der Östrogenspiegel nicht gleichbleibend niedrig, sondern kann erheblich schwanken. Darum sind die Menstruationszyklen zu Beginn der Wechseljahre mitunter sehr unregelmäßig. Zudem bekommen viele Betroffene bereits vor, aber auch noch nach der Menopause Hitzewallungen – oft verbunden mit weiteren Symptomen, wie:
- Hautrötungen
- Herzklopfen oder Herzstolpern
- (auch nächtlichen) Schweißausbrüchen
- Schwindel
- Schlafstörungen
Mit der Zeit führt ein niedriger Östrogenspiegel zu einem Gewebeschwund im Bereich der Harn- und Geschlechtsorgane (urogenitale Atrophie). Die Folge sind dünner werdende Schleimhäute in der Harnröhre und der Vagina, die folgende Probleme verursachen können:
- trockene und wunde, juckende Vagina
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- sexuelle Unlust
- ungewollten Harnverlust bei erhöhtem Druck im Bauch durch körperliche Anstrengung, Husten oder Niesen (Stress- oder Belastungsinkontinenz)
- erschwertes und/oder schmerzhaftes Wasserlassen
- häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen
- wiederholte Blasenentzündungen
Überdies entwickeln sich in den Wechseljahren häufig psychische Symptome wie Reizbarkeit, Nervosität, Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen sowie Konzentrationsstörungen. Dass ein niedriger Östrogenspiegel dahintersteckt, ist jedoch wissenschaftlich weniger gut belegt.
- Mehr erfahren: Wechseljahre – diese Symptome können auftreten
Fest steht hingegen, dass ein dauerhaft niedriger Östrogenspiegel Langzeitauswirkungen hat, die sich oft erst im späten Verlauf oder nach Ende der Wechseljahre bemerkbar machen. Dazu zählen:
- Zunahme der Schleimhautveränderungen und der damit verbundenen Symptome durch fortschreitenden Gewebeschwund
- trockene Augen und Bindehautentzündungen
- Hautveränderungen
- Haarausfall und verstärkter Haarwuchs im Gesicht
- veränderte Körperfigur durch vermehrte Einlagerung von Fett im Bauchbereich
- erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- abnehmende Knochendichte bis hin zu Osteoporose mit erhöhtem Risiko für Knochenbrüche
Ein dauerhaft niedriger Östrogenspiegel ist zwar überwiegend auf die Wechseljahre zurückzuführen. Oft betrifft ein Östrogenmangel aber auch Frauen, bei denen die Eierstöcke während einer Operation (etwa wegen Krebs) entfernt oder verletzt oder durch eine Chemo- oder Strahlentherapie geschädigt wurden.
Außerdem kann ein fortdauernd niedriger Östrogenspiegel auf verschiedene gesundheitliche Störungen hinweisen. Frauen entwickeln dann ähnliche Symptome wie in den Wechseljahren. Bei Männern führt ein Östrogenmangel neben sexueller Unlust am ehesten dazu, dass sich vermehrt Bauchfett bildet und verstärkt Knochenmasse abbaut. Betroffene sollten einen Östrogenmangel, der nicht mit den Wechseljahren zusammenhängt, daher unbedingt ärztlich abklären lassen.
