Exklusive Umfrage für t-online
Wehrpflicht: Zwei Drittel sehen Handlungsbedarf
12.03.2025 – 10:48 UhrLesedauer: 2 Min.
Deutschland hat zu wenige Soldaten. Um das Problem zu lösen, wird immer wieder über eine Wehrpflicht diskutiert. Eine Umfrage zeigt, wie die Menschen dazu stehen.
In Deutschland wird erneut intensiv über die Wehrpflicht diskutiert. Anlässlich der anstehenden Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD sowie der Lockerung der Schuldenbremse für Militärausgaben gibt es vermehrt auch Forderungen nach der Wiedereinführung des verpflichtenden Wehrdienstes.
Am Mittwoch stellte die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl, zudem den Jahresbericht vor und verkündete: Deutschland hat zu wenig Soldaten – und die Zahl sinkt. „Diese Entwicklung muss dringend gestoppt und umgedreht werden“, forderte sie. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht lehnt sie allerdings ab: „Das würde die Bundeswehr überfordern.“ Es gebe dafür „nicht genügend Stuben, nicht genügend Ausrüstung und, was das Wichtigste ist, nicht genügend Ausbilderinnen und Ausbilder.“
Die Befragten in einer neuen Umfrage des Umfrageinstituts Civey für t-online haben allerdings eine andere Meinung. Demnach befürworten 65 Prozent eine Wiedereinführung, davon sprechen sich 47 Prozent „auf jeden Fall“ für die Wehrpflicht aus, 18 Prozent sind eher dafür. Lediglich 25 Prozent lehnen die Wehrpflicht ab, zehn Prozent sind noch unentschieden.
Dabei gibt es deutliche Unterschiede je nach Altersgruppe. Es gilt: Je älter die Befragten, desto eher sprechen sie sich für die Wehrpflicht aus. Bei den über 65-Jährigen sind 73 Prozent dafür. Ganz anders sieht es bei den 18- bis 29-Jährigen aus, die am nächsten am Wehrpflichtalter liegen. Dort ist mit 49 Prozent weniger als die Hälfte der Befragten für die Einführung, 45 Prozent lehnen sie ab.
Unterschiede gibt es auch regional. Im Westen stehen die Bürger der Wehrpflicht mit 67 Prozent deutlich offener gegenüber als im Osten, wo 58 Prozent den Plänen zustimmen.
Noch deutlicher zeigen sich die Differenzen, wenn man auf die Anhänger der Parteien schaut. Mit Abstand die größte Zustimmung gibt es unter den Unionswählern. Dort wollen 87 Prozent der Befragten die Wehrpflicht zurück, lediglich sieben Prozent lehnen dies ab. Die Anhänger von FDP, AfD und SPD liegen dagegen auf einem ähnlichen Niveau, hier gibt es Zustimmungswerte zwischen 67 und 64 Prozent. Bei den Grünen sind noch 57 Prozent dafür. Die Ablehnung liegt, ähnlich wie bei der SPD, bei 25 Prozent. Die Zahl der Unentschlossenen ist unter den Grünen dementsprechend besonders hoch.
Mehr Ablehnung als Zustimmung gibt es derweil bei den Wählern des BSW und der Linken, wo lediglich 38 beziehungsweise 32 Prozent einer Wiedereinführung der Wehrpflicht zustimmen. Beim BSW sind 48 Prozent dagegen, unter den Linken-Wählern sprechen sich sogar 58 Prozent der Befragten dagegen aus.
Civey hat für t-online vom 5. März bis 11. März 2025 online rund 5.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 Prozentpunkten des Gesamtergebnisses.