
Essen sollte sich verändern
Was von den Empfehlungen übrig blieb
30.12.2025 – 09:19 UhrLesedauer: 3 Min.
Sie sollten die Politik neu beleben – mit Ideen direkt aus der Bevölkerung. Doch fast zwei Jahre nach dem Bürgerrat Ernährung zeigt sich ein ernüchterndes Bild.
Ob kostenloses Schulessen, eine bessere Lebensmittelkennzeichnung oder ein gesetzliches Vorgehen gegen Lebensmittelverschwendung – der Bürgerrat Ernährung hatte Anfang des Jahres 2024 viele konkrete Empfehlungen erarbeitet.
Doch kürzlich wurde bekannt, dass der Bundestag bereits in diesem Sommer die Stabsstelle Bürgerräte aufgelöst hat. Daher stellen sich viele nun die Frage: Was wurde bislang von den Empfehlungen des Bürgerrats Ernährung umgesetzt?
160 Bürgerinnen und Bürger aus ganz Deutschland diskutierten im Jahr 2023 wochenlang über die Frage: Wie kann gesunde, faire und nachhaltige Ernährung gelingen? Aus Sicht der Bundesregierung war das ein demokratisches Experiment – mit hohem Anspruch. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen wurden repräsentativ ausgelost: nach Alter, Herkunft, Bildungsgrad und Wohnort. Begleitet wurde der Prozess von Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis.
Im Februar 2024 legte der Bürgerrat seinen Abschlussbericht vor. Er enthält neun konkrete Handlungsempfehlungen:
In der damaligen Podcastfolge des Tagesanbruchs sprachen Moderatorin Lisa Fritsch und t-online-Chefredakteur Florian Harms mit einem der Teilnehmer des Bürgerrats, Holger Dehnhardt. Gemeinsam diskutierten sie über die Empfehlungen. Am Ende zeigte sich Dehnhardt vorsichtig optimistisch, dass die Empfehlungen auch umgesetzt werden. Allerdings sagte er auch, er sehe die Finanzierung und ein möglicherweise abflachendes Interesse als mögliche Stolpersteine.
Doch bereits ein Jahr später, im Februar dieses Jahres, wurde klar: Die Empfehlungen des Bürgerrats Ernährung werden vorerst nicht umgesetzt. Hermann Färber (CDU/CSU), Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft und heutiger Landwirtschaftsminister, schrieb damals: „Durch das vorzeitige Ende der Wahlperiode war eine Befassung des Ausschusses mit den weiteren Empfehlungen nicht mehr möglich. Für ein Votum des Ausschusses, das über eine bloße Kenntnisnahme hinausgehen sollte, fand sich keine Mehrheit.“
Gerade für die beteiligten Bürgerinnen und Bürger war dieses Ergebnis enttäuschend. Ingeborg Simon, Teilnehmerin des Bürgerrats aus Dortmund, ist mit diesem Ausgang nicht zufrieden. Sie habe sich gewünscht, dass wenigstens eine der Empfehlungen umgesetzt wird, heißt es in einer Pressemeldung des Bürgerrats.