Aktivist aus Saudi-Arabien?

Was über den mutmaßlichen Täter bekannt ist

Aktualisiert am 21.12.2024 – 01:46 UhrLesedauer: 3 Min.

Bei einem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg sind Dutzende Menschen verletzt worden. Was bislang über den mutmaßlichen Attentäter bekannt ist.

Der festgenommene Verdächtige in Magdeburg ist den deutschen Behörden nach Informationen aus Sicherheitskreisen bislang nicht als Islamist bekannt gewesen. Der Mann soll nach ersten Erkenntnissen etwa 50 Jahre alt sein und aus Saudi-Arabien stammen. Er sei seit 2006 in Deutschland und habe einen unbegrenzten Aufenthaltstitel, sagte Landesinnenministerin Tamara Zieschang. Der Mann soll Arzt sein, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff. Nach Informationen der „Volksstimme“ soll der mutmaßliche Täter aus Bernburg kommen, einer Stadt südlich von Magdeburg. Es soll in dem Ort einen Polizeieinsatz geben.

Nach t-online-Informationen soll es sich um Taleb A. handeln, einen Aktivisten, der sich als Teil einer Widerstandsbewegung gegen das Regime in Saudi-Arabien sieht. Er hat auf der Plattform X aber auch die deutsche Bundesregierung kritisiert. „Meine Erfahrung ist sieben Jahre lang in denen die Polizei, zuletzt im März 2024, schmutzige Taktiken gegen mich sowie andere Islamkritiker angewendet hat, um unseren anti-islamischen Aktivismus zu zerstören. Die Linken sind verrückt. Wir brauchen AFD, um die Polizei vor sich zu schützen“, schrieb er auf der Plattform X. Wenige Stunden vor dem Anschlag in Magdeburg setzte er einen Beitrag ab, in dem er die Bundesregierung beschuldigte, Opfer von arabischen Regimen zu zensieren.

In einem Interview mit der BBC nannte er sich 2019 einen Aktivisten, der Menschen aus Saudi-Arabien und der Golfregion helfen wolle, Asyl zu finden. A. soll 2006 als Gastarzt nach Deutschland gekommen sein. Als er sich vom Islam lossagte, habe er um sein Leben gefürchtet und Asyl beantragt. Taleb A. hatte auch deutsche Medien Interviews gegeben, in denen er vor allem die Verfolgung von Frauen in arabischen Staaten anprangerte.

In einem Video zeigte er auch seine Wohnadresse. In der gleichen Straße hatte es nach Informationen der „Volksstimme“ am Freitagabend einen größeren Polizeieinsatz gegeben. Er beklagte, dass er keine Überwachungskamera nahe seines Briefkastens anbringen durfte, aus dem angeblich ein USB-Stick gestohlen wurde. Er kritisierte auch, dass er keine Waffen tragen darf.

Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen soll es sich um einen Einzeltäter handeln. Das Auto, mit dem der mutmaßliche Täter „mindestens 400 Meter über den Weihnachtsmarkt“ in die Menschenmenge gerast war, sei noch vor Ort. Es soll sich um einen BMW handeln.

Bei dem Anschlag mit einem Auto auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt sind Dutzende Menschen verletzt worden. Es gebe „60 bis 80 Verletzte“, teilte die Leitstelle des Rettungsdienstes in Magdeburg am Freitagabend mit. Mehrere von ihnen erlitten demnach schwere Verletzungen. Bei dem Anschlag sind mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen, ein Erwachsener und ein Kleinkind. Dies sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff.

Die Behörden gehen nach Angaben des Innenministeriums von Sachsen-Anhalt von einem Anschlag aus. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und weitere Spitzenpolitiker zeigten sich erschüttert.

Der Vorfall in Magdeburg ereignete sich einen Tag nach dem achten Jahrestag des islamistischen Lkw-Anschlags auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz. Damals hatte ein islamistischer Täter einen Sattelschlepper in die Menschenmenge gesteuert, zwölf Menschen wurden getötet, ein weiterer starb Jahre später an seinen schweren Verletzungen. Der Täter konnte zunächst fliehen und wurde Tage später in Italien von Polizisten erschossen.

Aktie.
Die mobile Version verlassen