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Probiotika sollen den Darm stärken. Doch helfen die lebenden Mikroorganismen auch? Und in welcher Form sind sie am besten geeignet?

Probiotika sind lebende Mikroorganismen. Sie kommen natürlicherweise in fermentierten Lebensmitteln vor. Auch als Nahrungsergänzungsmittel in Pulver- und Kapselform sind sie erhältlich. Probiotika sollen insbesondere für das Verdauungssystem gesundheitliche Vorteile bieten.

„Probiotika“ ist ein Sammelbegriff für verschiedene lebende Mikroorganismen, darunter Bakterien und Hefepilze. Diese können dazu beitragen, eine günstige Zusammensetzung der Darmflora zu fördern. Milchsäurebakterien und Bifidobakterien gehören zu den bekanntesten Probiotika. Bestimmte Lebensmittel enthalten natürlicherweise diese Mikroorganismen, beispielsweise:

  • Käse
  • Naturjoghurt
  • Quark
  • Buttermilch
  • Molke
  • Kefir
  • Ayran
  • Skyr
  • Tempeh (fermentierte Sojabohnen)
  • fermentiertes Gemüse wie Sauerkraut, Kimchi (fermentierter Chinakohl) und eingelegte Gurken
  • Brot aus Sauerteig
  • naturtrüber Essig
  • Sojasoße (Soße aus fermentierten Sojabohnen)
  • Misopaste (Würzpaste aus fermentierten Sojabohnen)

„Der Ursprung der Probiotika geht auf die Fermentierung zurück. Durch Fermentierung ergaben sich neue Verarbeitungsmöglichkeiten von Lebensmitteln. Zugleich verlängerte sich die Haltbarkeit und oftmals auch die Verträglichkeit. Eingelegter Kohl beispielsweise ist besser verdaulich als roh“, erklärt Diplom-Oecothrophologin Silke Restemeyer vom Referat Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE).

(Quelle: DGE, Bonn)

Diplom-Oecothrophologin Silke Restemeyer arbeitet im Referat Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE).

Bakterienkulturen, die für die Fermentation von Lebensmitteln verwendet werden oder bei der Fermentierung entstehen, sind auch im Darmmikrobiom zu finden. Es ist also nicht abwegig, dass fermentierte Lebensmittel die Darmgesundheit positiv unterstützen können.

„Die genauen gesundheitsfördernden Mechanismen von Probiotika auf den Darm sind bislang nicht abschließend geklärt. Zu diesem Thema wird derzeit viel geforscht“, sagt Restemeyer. „Es gibt Studien, die zum Beispiel auf eine unterstützende Wirkung auf die Darmfunktion bei einem Reizdarmsyndrom hindeuten.“

Die Gabe von Probiotika stellt eine mögliche Ergänzung der Reizdarmtherapie dar. Hierfür kommen spezielle therapeutische Probiotika zur Anwendung, welche der behandelnde Arzt verschreibt. Untersuchungen zeigen, dass bestimmte probiotische Keime möglicherweise verschiedene Symptome lindern können, etwa Blähungen, Durchfall oder Verstopfung.

Wie in der Leitlinie zum Reizdarmsyndrom zu lesen ist, wurde die grundsätzliche Wirksamkeit von Probiotika in mehreren Metaanalysen und systematischen Übersichtsarbeiten sowie prospektiven, randomisierten, kontrollierten Studien (RCT) belegt. Allerdings erlaube die Studienlage keine zuverlässige Voraussage dazu, ob im Einzelfall ein gegebenes Präparat bei einem individuellen Patienten überhaupt anspreche. Entsprechend empfehlen die Autoren der Leitlinie, jeden Behandlungsversuch mit Probiotika zunächst versuchsweise durchzuführen und nur nach überzeugender Beschwerdelinderung fortzuführen.

Viele Menschen möchten ihrem Darm vorbeugend etwas Gutes tun und greifen zu Probiotika in Pulver- und Kapselform. Die Nahrungsergänzungsmittel sind in Apotheken, Drogerien und manchen Supermärkten erhältlich. Sie setzen sich meist aus Milchsäurebakterien, Bifidobakterien und bestimmten Hefen zusammen. Manche Produkte enthalten mehr als 20 verschiedene Bakterienstämme.

Die Verbraucherzentrale äußert sich mit Blick auf die Wirksamkeit kritisch: Ein positiver Nutzen für die Gesundheit und den Darm durch die zusätzliche Einnahme von Probiotika in Form von Nahrungsergänzungsmitteln sei für Gesunde nicht belegt. Wie sich Nahrungsergänzungsmittel mit lebenden Mikroorganismen im Einzelfall auswirken, lasse sich nicht vorhersagen. Es sei nicht ganz klar, ob Nahrungsergänzungsmittel mit lebenden Bakterien für alle Menschen sicher seien.

Im Allgemeinen gilt die Einnahme von Probiotika für gesunde Menschen als ungefährlich. Vorsichtig mit der Einnahme sollten laut der Verbraucherzentrale Menschen mit Immunschwäche sowie Schwerkranke sein. Auch Personen mit chronischen Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt sollten aufpassen. Bei einer akuten Magen-Darm-Grippe sollten Probiotika ebenfalls nicht eingenommen werden.

„Wer vorbeugend für seine Gesundheit Probiotika einnehmen möchte, sollte vorsichtshalber zuvor seinen Arzt um Rat fragen und mögliche Kontraindikationen abklären“ empfiehlt Restemeyer. „Auch Kinder sollten solche Produkte nicht ohne kinderärztliche Rücksprache bekommen.“

Gut verträglich sind die in natürlichen Lebensmitteln enthaltenen Probiotika. Lebensmittel, die Probiotika enthalten, liefern dem Körper zudem weitere natürliche Nährstoffe, etwa Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide und Ballaststoffe.

„Ein vielfältiger und bunter Speiseplan mit möglichst frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln unterstützt ein gesundes Darmmikrobiom“, sagt Restemeyer. „Als darmstärkend gelten neben fermentierten Lebensmitteln auch Gemüse, Salat, Obst, Vollkornprodukte wie Haferflocken oder brauner Reis, Saaten wie Leinsamen und Sonnenblumenkerne sowie frische Kräuter und Gewürze.“ Wichtig ist der Expertin zufolge außerdem, auf eine gute Lebensmittelhygiene zu achten – besonders bei der Zubereitung von rohem Geflügel, Fleisch und Gemüse. Dadurch lässt sich das Risiko für Lebensmittelinfektionen senken.

Platz eins der fermentierten Lebensmittel belegt der Ernährungswissenschaftlerin zufolge Joghurt: Frischer Naturjoghurt hat mit etwa 104 bis 109 koloniebildenden Einheiten pro Gramm die höchste Bakteriendichte unter den fermentierten Lebensmitteln.

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