„Oxford-Wort des Jahres 2024“

„Brain rot“: Was es mit dem Internetphänomen auf sich hat


17.12.2024 – 14:36 UhrLesedauer: 2 Min.

Die „Oiiaoiia“-Katze: Sie ist ein Sinnbild für „brain rot“. (Quelle: Screenshot Youtube)

Das Internet hat unsere Welt in einen schnelllebigen Ort verwandelt. Das hat auch Folgen für die Nutzer digitaler Inhalte – der „brain rot“ macht sich breit.

Haben Sie in jüngster Zeit mal ein Buch gelesen, sich dabei aber ständig ablenken lassen? Oder mussten Sie gar einen Absatz abermals lesen, weil sie die Informationen irgendwie nicht richtig verarbeiten konnten? Dann könnte es sein, dass Sie an „brain rot“ leiden.

„Brain rot“, das übersetzt so etwas wie „Hirnfäule“ heißt, wurde kürzlich zum „Oxford-Wort des Jahres 2024“ gewählt. Es beschreibt ein Phänomen, das wir der schnelllebigen Welt des Internets zu verdanken haben. Die umgangssprachliche Metapher beschreibt auf humorvolle Weise das Gefühl, dass das eigene Gehirn durch bestimmte Aktivitäten oder Inhalte „verfault“ oder „verkümmert“.

So kann stundenlanges Scrollen auf TikTok oder Instagram dazu führen, dass man nur noch kurze, schnelle Inhalte gewohnt ist. Lange, komplexe Texte sowie konzentriertes Arbeiten erscheinen danach anstrengend – also auch das Lesen eines Buches.

Viele Nutzer dieser Plattformen nehmen das Problem mit Humor. Gibt man etwa auf TikTok „brain rot“ ein, finden sich etliche Videos, die das Phänomen selbstreflektierend aufs Korn nehmen.

Kürzlich gab es auf der Social-Media-Plattform sogar einen viralen Trend, der „cat brain rot“ heißt. Die Clips zeigen eine sich drehende Katze, meistens vor einem neongrünen Hintergrund, dazu läuft ein eingängiger Techno-Song. Offenbar waren einige Katzen davon sehr angetan und nahezu hypnotisiert, was ihre Besitzer aufnahmen und gleich wieder auf TikTok posteten. Offenbar sind unsere Vierbeiner also auch nicht ganz vor dem „brain rot“ gefeit.

Aber hinter der ironischen und witzigen Fassade des Internetphänomens steckt ein ernsthaftes Problem. Denn das Gehirn gewöhnt sich an schnelle, „leichte“ Reize und langweilt sich dann schneller bei anspruchsvollen oder längeren Inhalten. Die kurzen Videos liefern ein sofortiges visuelles und auditives Feedback. Das aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn durch die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin.

Kurze Videos und ständig neue Inhalte geben uns also regelmäßig kleine „Dopamin-Kicks“. Beim Lesen eines guten Buches wird zwar auch Dopamin ausgeschüttet, aber der Effekt tritt eben nicht so schnell ein. Deshalb empfinden wir es eher als anstrengend. Dies kann langfristig dazu führen, dass wir ungeduldiger werden und lange Texte oder Aufgaben meiden.

Allerdings sind wir nicht hoffnungslos verloren. Denn was das Gehirn verlernt hat, kann es auch wieder erlernen. Unser Gehirn ist flexibel und kann sich auch wieder „umtrainieren“. Wer regelmäßig liest oder sich bewusst Zeit für Konzentrationsphasen nimmt, kann die Fähigkeit zum ausdauernden Arbeiten wieder stärken. Es kann also helfen, nicht sofort zum Handy zu greifen, wenn man mal länger auf die Bahn warten muss. Und eine Social-Media-Pause kann ohnehin nie schaden.

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