Was der Fußball von Schröder und Co. lernen kann

Ein Basketball ist größer als ein Fußball. Schon klar. Und natürlich sind unrunde Äpfel noch lange keine Birnen. Trotzdem: Schon als Deutschlands Basketballer die EM-Trophäe emporreckten, fühlte es sich so an, als passiere bei den Korbjägern gerade etwas, das man beim deutschen Fußball bereits länger vermisst.

So sehr hinkt der Vergleich gar nicht. Dortmunds zankende Ego-Zocker haben es bewiesen: Es gibt tatsächlich einen Unterschied zwischen Deutschlands Kickern und Basketballern. Die Wahrheit liegt aber nicht auf dem Feld, sondern im Herzen.

Egal, ob das Runde ins Eckige muss oder der Ball huschhusch ins Körbchen: Spieler spielen das Spiel, Teams gewinnen Titel. Wenn Basketball-Kapitän Dennis Schröder nach dem Titel seinem Mannschaftskameraden Daniel Theis weinend in den Armen liegt, während sich die Vertragskicker um die Ausführung eines Strafstoßes balgen, dann steckt eine Lehre in diesen Szenen. Wenn Deutschlands Nationalfußballer seltsam unbeteiligt über den Platz rumpeln, während ihre Körbe werfenden Kollegen wie Flummis ins EM-Finale springen, dann sagt das etwas aus.

Ein Team ist mehr als die Summe seiner Teile. Diese Binse gilt beim Fußball wie beim Basketball. Psychologen sprechen von „Purpose“: Eine Mannschaft, die dem gemeinsamen Ziel alle persönlichen Ambitionen unterordnet, wird immer erfolgreicher sein als eine Zweckgemeinschaft von Karrieresportlern. Kickende Ich-AGs, die vor allem den eigenen Marktwert steigern wollen, tun nur eines gemeinsam: scheitern.

Der deutsche Fußball hat es selbst bewiesen. Den WM-Sieg 2014, einer der letzten Sternstunden des DFB-Teams, holte eine verschworene Bruderschaft, der bewusst war: Wenn wir dieses Jahr nicht gewinnen, sind die meisten von uns zu alt. Die 2014er wollten nicht „unvollendet“ abtreten. Das machte sie stark. Dieser Hunger ist ihren Nachfolgern verloren gegangen. Die Basketballer dagegen haben ihn. Gemeinsame Gier gewinnt Titel. Egal, wie groß der Ball ist.

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