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„Schuldkult“, „Sklavenstaat“ und „Marionetten der Siegermächte“ – bei „Caren Miosga“ wurde AfD-Chefin Alice Weidel über weite Strecken der Sendung mit früheren (teils vermeintlichen) Aussagen konfrontiert.

„Was für ein Deutschland wollen Sie, Frau Weidel?“, lautete der Titel der Sendung, die es sich eigentlich zur Aufgabe genommen hatte, die politische Agenda der AfD ihrer Kernbereiche Migration und innerer Sicherheit zu beleuchten. Neben außen- und europapolitischen Diskussionen musste sich die AfD-Chefin vor allem einigen kontroversen Aussagen stellen.

  • Alice Weidel, Kanzlerkandidatin (AfD)
  • Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA)
  • Robin Alexander, stellvertretende Chefredakteur der WELT

Zu Beginn der Sendung ging Miosga auf die Abstimmung zu einem (schließlich gescheiterten) Asylgesetz von CDU-Chef Friedrich Merz ein. Weidel sprach von Partei-Taktiererei, meinte: „Das ist für mich ein komplettes Kaspertheater. Sitzungsunterbrechung vier Stunden lang, aber dann Partynacht davor in Laschets Wohnung, Schwarz-Grün-Merz zusammen mit Frau Baerbock“.

Anschließend nahm Weidel zum Holocaust-Gedenktag Stellung, der am selben Tag stattfand wie die Abstimmung im Bundestag. Darauf angesprochen, schien die Politikerin zunächst leicht genervt zu reagieren. „Warum verdrehen Sie die Augen?“, fragte Miosga. „Mach ich nicht“, entgegnete die AfD-Chefin – und stellte anschließend klar: „Für uns steht die Existenz Israels an erster Stelle. Wir gedenken des Holocaust zusammen mit den Juden in der AfD.“ Wie viele dies genau seien, wisse sie nicht, es handle sich laut der Parteichefin jedoch um mehrere hundert jüdische AfD-Mitglieder. Der Holocaust-Gedenktag werde jedoch parteipolitisch missbraucht, behauptete sie.

Dann zitierte Miosga ein Porträt der Politikerin in der „NZZ“, das am 12. Januar 2025 erschienen war. Darin heißt es, Weidel habe eine Einladung in die russische Botschaft zum Jahrestag des Sieges über Nazideutschland mit den Worten ausgeschlagen, die Niederlage „meiner Heimat mit einer ehemaligen Besatzungsmacht zu feiern“, passe zum „Schuldkult“ der Deutschen. Die AfD-Chefin schien sich zuerst nicht wirklich sicher zu sein, das Wort „Schuldkult“ auch wirklich gebraucht zu haben.

Sie fragte nach, wo sie das gesagt haben solle, meinte dann: „’Schuldkult‘ mag ich vor Jahren mal gesagt haben. Ich glaube, dass letztlich die deutsche Politik nicht aus einer Schuld heraus getrieben sein sollte, sondern aus einem Selbstbewusstsein heraus, aus einer Verantwortung für die Zukunft, aus einer Verantwortung für die deutsche Bevölkerung und für die Familie und vor allen Dingen für die jungen Menschen in diesem Land.“

Miosga hakte nach. „Wissen Sie, wo der Begriff herkommt?“, fragte die Moderatorin. „Es interessiert mich nicht“, konterte Weidel. Miosga erklärte, dass es sich dabei um ein „Vokabular aus dem Bereich des neurechten und rechtsextremen Geschichtsrevisionismus“ handele. „Ich möchte Sie fragen, ob Sie das bewusst benutzen“, so die Moderatorin. „Natürlich nicht“, antwortete Weidel darauf.

Miosga ließ nicht locker und lenkte das Gespräch auf eine Rede von Weidel beim Wahlkampfauftakt der AfD, bei der Elon Musk zugeschaltet war. Der US-Milliardär hatte dort argumentiert, Deutschland solle mit seiner Vergangenheit abschließen und wieder stolz sein. Die Moderatorin fragte, warum sich Weidel ausgerechnet von einem südafrikanisch-kanadischen US-Amerikaner ohne Bezug zur deutschen Geschichte eine Geschichtslektion erteilen lasse. Die AfD-Politikerin wies das zurück: „Was ist daran falsch, wenn man stolz auf sein Land sein soll?“

Miosga zitierte daraufhin einen Tweet des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk, der darin meinte: „Die Worte, die wir von den AfD-Hauptakteuren hören, erinnern nur allzu vertraut an eine dunkle Vergangenheit.“

Weidel reagierte gereizt: „Donald Tusk ist links“, und später: „Was soll ich jetzt kommentieren, was ein polnisches Staatsoberhaupt sagt?“ Sie wies erneut den Vorwurf zurück, die AfD relativiere die NS-Zeit: „Diese ganze Holocaust-Anheftung ist nicht nur falsch, sondern geschichtsvergessen und nervtötend.“

Alexander: Kampf zwischen marktwirtschaftlichen Kräften

Anschließend wurde die Diskussion um Robin Alexander und Hildegard Müller erweitert. Gemeinsam wollte man eruieren, wie die AfD Deutschland gestalten möchte. So stand etwa die Frage nach einem EU-Austritt auf dem Programm.

„In der AfD gibt es seit Jahren einen Kampf zwischen marktwirtschaftlichen Kräften. Dazu gehört Frau Weidel und Leute, die ganz andere Vorstellungen haben“, so Alexander. „Das gibt es auch bei anderen Parteien. Auch gibt es dann Formelkompromisse. Zum Beispiel kann man gut sehen, dass das Programm, aus dem Sie zitieren, so ein bisschen geschrubbt wurde. Da wurden die harten Begriffe rausgenommen“, konstatierte er weiter.

Während der hitzigen Debatte mahnte Alexander zudem: „Erstmal würde ich bitten, nicht mit Johlen zu unterbrechen, weil ich finde, wenn Frau Weidel schon mal hier ist, sollte sie ihren Punkt machen dürfen.“

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