Erst vor 54 Jahren eingeführt

Deshalb sind Tennisbälle heutzutage gelb

Gelbe Bälle sind für Tennisfans heute selbstverständlich, doch ihre Einführung markierte einen Wendepunkt in der Sportgeschichte.

01.01.2025 – 16:30 Uhr|Lesedauer: 2 Min.

Im Sport gibt es einige Selbstverständlichkeiten – wie etwa, dass ein Fußballspiel in der Regel mindestens 90 Minuten dauert oder ein Tennisball gelb ist. Doch das war nicht immer so: Bis 1970 waren sie nämlich weiß. Aber warum spielen Tennisspielerinnen und -spieler nicht mehr mit weißen Bällen?

Immer gelb: Sechs Tennisbälle kursieren in den Matches auf einem Platz – sei es im Ballwechsel, in der Hosentasche eines Spielers oder den Händen der Ballkinder. (Quelle: Kirsty Wigglesworth/AP/dpa/dpa-bilder)

Die Geschichte des gelben Tennisballs hat mehrere Stränge – einer davon beginnt vor etwa 50 Jahren an der Technischen Universität Braunschweig. Dort führten Wissenschaftler verschiedene Versuche zur Reaktionsgeschwindigkeit auf optische Reize durch. Genutzt wurden auch die damals üblichen weißen Tennisbälle. Dabei zeigte sich, dass diese nicht ideal waren.

Ein interdisziplinäres Team aus den Bereichen Psychologie, Physik, Fotogrammetrie und Kartografie sowie dem Institut für Leibesübungen verglich daraufhin weiße Bälle mit andersfarbigen Exemplaren. Es zeigte sich bald, dass die gelben Bälle deutlich besser wahrnehmbar waren – insbesondere im peripheren Blickfeld des menschlichen Auges. Die Vorteile dieser leuchtenden Farbe wurden auch in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tennis-Bund (DTB) und der Firma Dunlop untersucht und bestätigt.

Hinzu kam noch ein weiteres Thema: die Einführung des Farbfernsehens. Die gelben Bälle boten einen guten Kontrast und waren damit besser sichtbar. Organisatoren und Fernsehsender waren daran interessiert, dass die Übertragungen leicht konsumierbar waren. Bei der Deutschen Tennis-Meisterschaft 1970 wurde die neue Farbgebung erstmals öffentlich vorgestellt. 1972 übernahm schließlich die International Tennis Federation (ITF) den gelben Ball offiziell ins Regelwerk, womit dieser den weißen Ball endgültig ablöste.

Auch die Turniere der World Championship Tennis-Serie des früheren Profis Mike Davies spielten eine Rolle: Die Konkurrenz zum ATP-Turnier setzte auf bunte Kleidung und Regeländerungen, um den Sport für die breite Masse attraktiver zu machen. Farbige Bälle passten also gut ins Konzept.

Doch beim traditionsreichen Turnier in Wimbledon änderte sich zunächst nichts: Hier hielten die Organisatoren noch jahrelang an der „Alles in Weiß“-Regel fest – nicht nur bei Kleidung, sondern auch bei den Tennisbällen.

Obwohl das Turnier bereits 1967 erstmals farbig ausgestrahlt wurde, dauerte es bis 1986, ehe Wimbledon ebenfalls auf gelbe Bälle umstieg. So gewann Boris Becker noch 1985 seinen ersten Grand-Slam-Titel mit weißen Bällen.

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