Naturkosmetik hat den Ruf, besonders sanft zu sein. Doch nicht jede Haut verträgt die pflanzlichen Stoffe. Einige bergen ein erhöhtes Allergiepotenzial.

Naturkosmetika beinhalten hauptsächlich pflanzliche Inhaltsstoffe und verzichten weitestgehend auf chemische Zusätze. Und was aus der Natur kommt, ist gut verträglich – oder? Nicht immer, warnt eine Dermatologin. Einige der eingesetzten Stoffe können empfindliche Haut reizen und sogar eine Kontaktallergie auslösen. Wo Vorsicht geboten ist und worauf Allergiker achten sollten.

Bei einer Kontaktallergie kann das Immunsystem nicht zwischen harmlosen und potenziell gefährlichen Substanzen unterscheiden. Es reagiert irrtümlicherweise mit Abwehrmechanismen wie Entzündungsprozessen. Es kommt zu Rötungen, Schwellungen, Jucken, Pustelbildung, Schuppung und Nässen. Dermatologen sprechen von allergischer Kontaktdermatitis oder allergischem Kontaktekzem.

„Pflanzen gehören zu den häufigen Auslösern einer Kontaktallergie. Der allergische Hautausschlag zeigt sich in der Regel ein bis drei Tage nach dem Kontakt, kann aber auch später auftreten. Das allergische Kontaktekzem ist eine der häufigsten Hauterkrankungen“, erklärt Dr. Uta Schlossberger, Dermatologin aus Köln. Laut der Krankenkasse AOK sind in Deutschland etwa sieben bis acht Prozent der Erwachsenen betroffen – Frauen häufiger als Männer.

Eine Kontaktallergie entsteht bei erstmaligem Kontakt mit dem Allergen. Der Körper entwickelt eine Sensibilisierung auf den Stoff und stuft diesen als potenziell gefährlich ein. Das Immunsystem ist scharfgeschaltet. Kommt die Haut erneut mit der Substanz in Kontakt, geht der Körper in den Angriffsmodus über und schickt Entzündungsbotenstoffe an die Kontaktstelle.

Kosmetika können Inhaltsstoffe enthalten, auf die der Körper allergisch reagiert. Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass Naturkosmetika hauptsächlich Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs enthalten und weitestgehend ohne künstliche Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe auskommen. Dadurch sind Naturkosmetika in vielen Fällen besser verträglich.

Aber: „Naturkosmetik kann pflanzliche Inhaltsstoffe enthalten, welche unter Umständen ein erhöhtes Allergiepotenzial bergen“, sagt Schlossberger. „Allergiker sollten hier besonders vorsichtig sein und die Inhaltsstoffe genau prüfen. Doch auch für Nicht-Allergiker gilt: Je weniger auf die Haut kommt, desto besser.“

(Quelle: privat)

Dr. Uta Schlossberger ist Hautärztin mit eigener Praxis in Köln. Neben der Dermatologie und der Venerologie gehören die Bereiche Allergologie, Lasermedizin, Ästhetische Dermatologie und Anti-Aging zu den Schwerpunkten der Fachärztin.

Naturkosmetikprodukte enthalten verschiedene pflanzliche Substanzen, darunter Kräuter- und Blütenextrakte sowie ätherische Öle. Diese werden als Duftstoffe, Wirkstoffe und zur Konservierung eingesetzt. Einige können das Immunsystem irritieren, beispielsweise Geraniol, Citral, Isoeugenol, Eichenmoos, Vanillin, Zimt, Efeu, Arnika, Ringelblume (Calendula), Zitrusfrüchte, Kamille sowie Lavendel-, Eukalyptus-, Bergamotte- oder Teebaumöl.

Zu den weiteren bekannten allergieauslösenden Naturstoffen zählen laut dem Deutschen Allergie- und Asthmabund e. V. (DAAB) Perubalsam, Wollwachsalkohole und Lanolin. Bienenwachs kann für Pollenallergiker möglicherweise ein Problem darstellen.

Duftstoffe sind die häufigste Ursache für eine durch Kosmetik, Pflegeprodukte oder Parfum verursachte Kontaktallergie. Als häufig allergieauslösend unter den natürlichen, insbesondere pflanzlichen Duftstoffen gelten dem Deutschen Allergie- und Asthmabund e. V. (DAAB) zufolge:

  • Evernia Prunastri Extract (Eichenmossextrakt)
  • Evernia Furfuracea Extract (Baummoosextrakt)
  • Isoeugenol (Ylang-Ylang, Muskatnussöl)
  • Cinnamal (Zimtaldehyd)
  • Cinnamyl Alcohol (Zimtalkohol)
  • Citral (Zitronenöl, Lemongras)
  • Farnesol

Leider biete die Auslobung „sensitiv“ keine Sicherheit bezüglich der Verträglichkeit kosmetischer Produkte, so der DAAB. Dieser Begriff sei weder näher definiert noch rechtlich verankert. Was sollen Verbraucher also tun? „Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Kosmetik und Allergien. Es ist bei neuen Produkten in jedem Fall ratsam, zuerst an einer kleinen Stelle das Produkt ein paar Tage zu testen, etwa an der Armbeuge, bevor man es in größeren Mengen ins Gesicht gibt“, rät Schlossberger. Vertrage die Haut der Armbeuge das Produkt, sollten normalerweise auch im Gesicht keine Reaktionen auftreten.

Eine einmal erworbene Kontaktallergie bleibt lebenslang bestehen. Vorbeugend ist es empfehlenswert, potenziell allergieauslösende Stoffe zu meiden, um das Immunsystem nicht zu überreizen. „Besteht bereits eine Kontaktallergie auf bestimmte Stoffe, können Betroffene eine allergische Reaktionen nur umgehen, indem sie den Kontakt zum auslösenden Stoff vermeiden“, erklärt Schlossberger. „Ist unklar, welche Substanz die allergische Reaktion verursacht, kann ein Allergietest durchgeführt werden, um die Allergene festzustellen.“

Aktie.
Die mobile Version verlassen