Behandlung & Medikamente: Was hilft bei innerer Unruhe und Angst?

Zur Behandlung von innerer Unruhe und Angstzuständen stehen verschiedene Arten von Beruhigungsmitteln zur Verfügung. Sie lassen sich grob unterteilen in

  • verschreibungspflichtige Medikamente und
  • pflanzliche Mittel, die es ohne Rezept in Drogerien oder Apotheken zu kaufen gibt.

Allerdings schaffen solche Mittel nicht oder nur vorübergehend Abhilfe. Viele – vor allem die freiverkäuflichen – bringen die erwünschte Wirkung nicht. Andere lindern zwar die Unruhe, bergen aber das Risiko unangenehmer Nebenwirkungen und können abhängig machen.

In vielen Fällen ist es ohnehin weder nötig noch hilfreich, unangenehme Gefühlszustände gleich mit einem Mittel zu bekämpfen. Werden die Gefühle zum ständigen Begleiter, ist es sinnvoll, ärztlichen oder psychologischen Rat einzuholen.

Wenn die Unruhezustände oder Schlafstörungen als Symptome einer psychischen Erkrankung auftreten, kann die Ärztin oder der Arzt – in bestimmten Fällen – vorübergehend Medikamente mit Benzodiazepinen verschreiben.

Dazu zählen verschiedene Arzneistoffe, die auf das zentrale Nervensystem wirken und Unruhe und Angst schnell und unmittelbar lindern können. Die Wirkung setzt schon nach etwa einer halben Stunde ein. Sie eignen sich aber nicht zur längerfristigen Behandlung, weil sie abhängig machen können. Normalerweise sollte die Einnahme spätestens nach drei bis vier Wochen beendet sein.

In Drogerien und Apotheken gibt es eine große Auswahl von pflanzlichen Tees, Tabletten oder Tropfen, die Unruhe und Nervosität sanft und natürlich bekämpfen sollen. Die meisten dieser Präparate enthalten Extrakte aus

  • Hopfen,
  • Baldrian oder
  • Lavendelöl.

Ob und inwieweit pflanzliche Beruhigungsmittel helfen, lässt sich bisher nicht mit Gewissheit sagen. Zwar wurden bereits Studien zu Mitteln mit den genannten Pflanzenextrakten durchgeführt. Ein Großteil dieser Untersuchungen ist aber nicht von ausreichender wissenschaftlicher Qualität, um daraus sichere Aussagen ableiten zu können.
Recht gut belegt ist die beruhigende Wirkung von

Baldrian gibt es in Form von Tropfen, Tees und Tabletten zu kaufen. Empfehlenswert sind reine Baldrian-Präparate in Tablettenform, die mindestens 450 Milligramm Baldrianwurzel-Trockenextrakt enthalten. Studien deuten darauf hin, dass diese möglicherweise Nervosität und Unruhe entgegenwirken können.

Die Stiftung Warentest bewertet Präparate mit solchen Baldrianextrakten daher als „mit Einschränkung geeignet“, weist aber darauf hin, dass die Wirksamkeit noch weiter untersucht werden muss.

Wichtig: Bei Baldrian-Präparaten lohnt sich der Blick auf die Zusammensetzung. Viele Produkte sind nämlich zu niedrig dosiert. Das gilt besonders für Tees sowie für Kombinationspräparate, die neben Baldrian noch weitere Pflanzenextrakte wie Hopfen enthalten.

Lavendelöl gibt es in Form von Weichkapseln zu kaufen. Auch deren Wirkung ist noch nicht ausreichend erforscht, um sie uneingeschränkt empfehlen zu können. Bisherige Studien legen aber nahe, dass die Präparate tatsächlich gegen Angst und Schlafstörungen helfen könnten. Die Wirkung zeigt sich aber erst nach längerfristiger Einnahme über mehrere Wochen.

Bachblüten und Globuli sind zur Behandlung innerer Unruhe nicht zu empfehlen. Studien haben ergeben, dass sie bei Nervosität und Angst nicht helfen – zumindest nicht besser als Placebos, also sogenannte Scheinmedikamente, die keinen Wirkstoff enthalten.

Das ist nicht verwunderlich: Globuli sind nichts anderes als winzige Zuckerkügelchen, die praktisch keinen Wirkstoff enthalten. Dieser wird bei der Herstellung so stark verdünnt, dass in den Kügelchen letztlich kaum noch ein Molekül davon nachweisbar ist.

Bei den Bachblüten verhält es sich ähnlich: Sie bestehen hauptsächlich aus Wasser und Alkohol und nur äußerst geringen Mengen pflanzlicher Extrakte. Diese stammen nicht etwa aus bekannten Heilpflanzen, für deren beruhigende Wirkung es bereits Belege gibt (wie etwa die Baldrianwurzel). Sondern es handelt sich um Auszüge aus Blüten von 38 verschiedenen Pflanzen, für deren Wirkung es keinerlei wissenschaftliche Anhaltspunkte gibt.

Innere Unruhe ist nicht unbedingt ein Krankheitssymptom, sondern gehört zum Menschsein dazu. So gut wie jeder fühlt sich gelegentlich unruhig, gestresst und nervös. Grund zur Sorge besteht nur, wenn dieser Zustand nicht mehr nachlässt oder allzu oft auftritt.

Wer sich über Wochen hinweg permanent oder immer wieder innerlich unruhig fühlt und darunter leidet, sollte daher in jedem Fall einen Arzttermin vereinbaren. Die Hausärztin oder der Hausarzt kann dabei helfen, den Ursachen auf den Grund zu gehen und einschätzen, welche weiteren Maßnahmen zur Diagnose und Behandlung nötig sind.

Wer seelische Probleme hinter der Unruhe wähnt, kann auch direkt einen Termin bei einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten machen. Das Erstgespräch ist unverbindlich und dient erst einmal nur der Beratung und Orientierung. Eine Überweisung ist nicht notwendig.

Bis dahin – und auch begleitend zur weiteren Behandlung – können verschiedene Selbsthilfemaßnahmen dazu beitragen, das Problem in den Griff zu bekommen. Ein gesundes und schnell wirksames Mittel zum Stressabbau ist Bewegung, am besten in der Natur.

Bewährt haben sich zudem Entspannungstechniken wie

  • progressive Muskelentspannung (auch progressive Muskelrelaxation genannt) und
  • autogenes Training.

Bei der progressiven Muskelentspannung geht es darum, angespannte Muskeln gezielt zu lockern, um den gesamten Körper zu entspannen. Dazu werden alle Muskeln nach und nach erst bewusst angespannt und dann wieder entspannt.

Beim autogenen Training spürt man gezielt und aufmerksam in sich hinein und stellt sich vor, wie sich ein Gefühl der Schwere, Wärme und Entspannung im Körper ausbreitet.
Beide Techniken lassen sich binnen weniger Wochen in Kursen oder mithilfe von Büchern, Apps oder CDs erlernen.

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