Frauen sind mindestens so gute Investoren wie Männer. Leider stellen sie oft zu viele Fragen. Das muss nicht sein.

Als ich Ende der 1990er-Jahre mit Aktieninvestments und Börse begann, war das Spekulieren an der Börse im Grunde eine reine Männerangelegenheit. Rund 25 Jahre später liegt die Frauenquote in unserem Börsenbrief bei rund zehn Prozent. Damit stehen wir im Vergleich gar nicht so schlecht da, weil wir primär geschicktes Investieren in den Fokus stellen und weniger Trading im Minutentakt.

Dabei ist das grundsätzliche Interesse am Geldanlegen bei Frauen und Männern nach meiner Erfahrung gar nicht so unterschiedlich verteilt. In privaten Gesprächen habe ich gerade in den letzten Jahren gemerkt: Frauen wollen investieren, manchmal auch spekulieren. Es gibt aber ein großes Problem: Sie stellen oft zu viele Fragen.

Diese zugegeben etwas gemeine These ist genauso provokant wie freundlich gemeint. Denn die Erfahrungen aus dem privaten wie geschäftlichen Umfeld zeigen, dass Männer oft viel zu wenig Fragen stellen, dafür aber mit voller Überzeugung ins Risiko gehen. Jüngst musste ich lachen, als bei einem Paar der Mann weniger an den Hintergründen der Geldanlage interessiert war, als vielmehr den schnellen Trade und den umso schnelleren Gewinn suchte.

Zugleich gab die Frau zu, dass sie zwar schon seit Jahren am Aktienmarkt habe einsteigen wollen, ihre Bedenken aber zu groß gewesen seien. Als Fragen kamen dann jene nach dem Unterschied zwischen Core MSCI World ETF und dem generellen MSCI und der Ausgestaltung von ausschüttenden und thesaurierenden ETFs. Die meisten Männer würden die letztgenannte Frage wohl schon deshalb nicht stellen, weil es ihnen unangenehm wäre.

Aber was bedeutet das für die eigene Investition? Frauen, die sich für den Kapitalmarkt interessieren, sei gesagt: Traut euch! Und stellt nicht zu viele Fragen! Im Grunde ist die Börse ausgesprochen einfach. Niemand muss am Anfang Unterschiede zwischen ETFs kennen. Und auch die Frage, ob bei Broker A die Aktienorder nun einen Euro und bei Broker B drei Euro kostet, ist sekundär. Anbieter wie Smartbroker, Trade Republic oder Flatex nehmen sich in Sachen Gebühren erst einmal nicht viel. Primär ist, dass man beziehungsweise Frau endlich anfängt. Das bedeutet: Depot eröffnen, Geld überweisen und dann einkaufen, als wäre man in einem imaginären Supermarkt. Letzteres klingt wahrscheinlich etwas albern.

Doch auch da möchte ich unseren Börsenbrief als Beispiel heranziehen. Unser dort erfolgreichstes Portfolio könnte man umschreiben mit dem Titel „Kauf, was Du kennst“. Wir nennen es Markenwertportfolio. Netflix, McDonald’s, Amazon, Coca-Cola, Adidas, Apple, Visa, Mercedes oder Spotify sind einige der Aktien, die wir dort seit Jahren halten und immer wieder aufstocken.

Um das Klischee zu erweitern, könnte man noch hinzufügen, dass Frauen das kaufen, was sie selbst benutzen. Kaffee bei Starbucks, Yogakleidung bei Lululemon, Energydrinks bei Monster Energy, Birkenstocks als Schlappen, oder sollen es doch die Windeln für den Nachwuchs von Procter & Gamble sein? Ein Blick auf den sogenannten Langfristchart sagt fast alles.

Schon klar – all diese Ratschläge würden genauso gut für Männer passen. Doch die glauben selbst häufig, dass sie lieber die dritte Ableitung und den heißen geheimen Trade kaufen wollen. Die meisten Auswertungen bestätigen übrigens, dass Frauen, wenn sie denn mal Aktien kaufen, ruhiger und langfristig weniger volatil investieren als Männer. Ergo – bitte nicht so viele Fragen stellen. Einfach machen. Jedes breite Aktieninvestment ist besser als jeder Euro auf dem Girokonto.

Aktie.
Die mobile Version verlassen