Zwei Drittel aller bösartigen Brusttumoren wachsen abhängig von weiblichen Geschlechtshormonen. Besonders Östrogen spielt hierbei eine wichtige Rolle.

Antihormontherapien, die zu den zielgerichteten Krebstherapien zählen, können das Krebswachstum stoppen oder verlangsamen.

Doch trotz der gut wirksamen Erstbehandlung kann der Krebs wiederkommen, wenn keine langfristige Rückfallprophylaxe durchgeführt wird. Die medikamentöse Behandlung mit Antihormonen wird daher über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren fortgeführt.

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frau. Nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts (RKI) erkranken in Deutschland jährlich über 70.500 Frauen neu an einem Mammakarzinom.

Bei etwa einer von acht Frauen wird im Laufe ihres Lebens Brustkrebs diagnostiziert. Eine von sechs Frauen ist bei der Diagnose jünger als 50 Jahre. Durch neuere Krebstherapien haben sich die Überlebenschancen der Betroffenen deutlich verbessert. Die Sterberaten sind zurückgegangen. Dennoch sterben jedes Jahr über 18.000 Frauen an dem Krebs in der Brust.

Ein bedeutender Risikofaktor für die Entstehung von Brustkrebs bei Frauen sind hormonelle Einflüsse: Etwa zwei Drittel der bösartigen Brusttumoren wachsen abhängig von weiblichen Geschlechtshormonen. So erhöhen eine frühe erste und eine späte letzte Regelblutung, Kinderlosigkeit, wenn eine Frau nur kurz oder gar nicht stillt sowie ein höheres Alter bei der ersten Geburt das Risiko für die Bildung eines hormonabhängigen Brusttumors, auch hormonrezeptorpositiver Brustkrebs genannt.

Auch eine Hormonersatztherapie in den Wechseljahren kann das Brustkrebsrisiko erhöhen, vor allem bei einer längeren Einnahme kombinierter Östrogen-Gestagen-Präparate. Hormonhaltige Verhütungsmittel, umgangssprachlich als „Pille“ bezeichnet, erhöhen das Risiko nach derzeitigem Kenntnisstand nur geringfügig. „Bedeutende Hormone bei der Brustkrebsentstehung sind die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron“, sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.

Östrogen und Progesteron werden in größeren Mengen in den Eierstöcken und in geringeren Mengen im Fettgewebe sowie in den Nebennieren gebildet und sind unter anderem für die Entwicklung und Funktion der Brust wichtig. So regen die Sexualhormone die Zellen der Brustdrüse unter anderem dazu an, sich für Wachstums- und Umbauprozesse zu teilen.

„Die Sexualhormone sorgen in der Pubertät dafür, dass die Brust beginnt zu wachsen. Während der Schwangerschaft sind sie dafür zuständig, dass sich die Brust verändert und auf die Milchbildung vorbereitet“, erklärt Weg-Remers. „Diese hormonellen Faktoren sind es, die das Wachstum von bösartigen Krebszellen in der Brust erhöhen. Je häufiger sich die Zellen teilen, desto höher ist das Risiko, dass es dabei zu Genveränderungen kommt und Mutationen entstehen.“

Jede Frau bildet Östrogen und Progesteron. Erhöhte oder stark schwankende Hormonspiegel können sich über viele Jahre hinweg auf die Brustdrüsenzellen auswirken und das Risiko für hormonabhängigen Brustkrebs steigern. Und auch nach den Wechseljahren, wenn die Eierstöcke nur noch geringste Mengen an Sexualhormonen bilden, bleibt das Brustgewebe empfindlich gegenüber den hormonellen Einflüssen aus dem Fettgewebe und der Nebenniere. Auch kann das Brustgewebe auf Hormone ansprechen, die im Rahmen einer Hormonersatztherapie in den Körper gelangen.

Wie die normalen Brustzellen besitzen auch viele Brustkrebszellen hormonempfindliche Rezeptoren. Über eine feingewebliche Untersuchung einer Tumorprobe lassen sich nicht nur Anzeichen für eine starke Zellteilung sowie unkontrolliertes Wachstum finden. Auch wird im Rahmen der feingeweblichen Untersuchung nach Hormonrezeptoren gesucht, um die Hormonempfindlichkeit der Krebszellen zu prüfen.

Sind bei mindestens einer von 100 Tumorzellen Bindungsstellen für Östrogen oder Progesteron nachweisbar, spricht man von einem hormonrezeptorpositiven oder hormonempfindlichen Tumor. „Hormonabhängiger Brustkrebs kann in allen Altersgruppen auftreten. Selten sind betroffene Frauen erst Anfang 20. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen 60 und 70 Jahren“, sagt Weg-Remers.

Hormonabhängiger Brustkrebs wird mit der Antihormontherapie, auch Hormonentzugstherapie genannt, behandelt. Die Antihormontherapie setzt in der Regel an der Bildung oder der Wirkung des Sexualhormons Östrogen an. Die Wirkstoffe werden in Tablettenform oder als Spritze verabreicht.

„Der Einfluss von Hormonen lässt sich auf unterschiedliche Weise hemmen. Das Antiöstrogen Tamoxifen ist der am häufigsten vor den Wechseljahren eingesetzte Wirkstoff. Er bindet an die gleichen Rezeptoren wie das körpereigene Östrogen. Dieses kann in Folge nicht mehr andocken und seinen Wachstumsreiz nicht mehr ausüben“, erklärt Weg-Remers. „Aromatasehemmer kommen vor allem für Frauen nach den Wechseljahren in Betracht. Sie senken den Östrogenspiegel im Körper, indem sie das Enzym Aromatase hemmen, welches für die Östrogenproduktion notwendig ist.“

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