Die Serie „Die Zweiflers“ stellt das Leben einer jüdischen Familie im heutigen Deutschland dar. Im Interview mit t-online spricht Hauptdarsteller Aaron Altaras über die Herausforderungen seiner Rolle und die Dreharbeiten in Frankfurt.

t-online: Die Serie „Die Zweiflers“ erzählt die Geschichte einer jüdischen Familie im heutigen Deutschland, die zwischen Tradition und Moderne hin- und hergerissen ist. Sie sind in der Hauptrolle des „Samuel Zweifler“ zu sehen. Was war Ihr erster Gedanke, als Sie die Rolle angeboten bekommen haben?

Aaron Altaras: Mein erster Gedanke war „Oh nein“. ich möchte nicht unbedingt eine jüdische Rolle, weil das häufig bieder und altbacken ist und es um Holocaust geht. Ich fand das immer so klischeebeladen und habe erst mal abgesagt. Doch dann hat mich David [Anm. d. Red.: David Hadda ist der Showrunner der Serie „Die Zweiflers“ ] davon überzeugt, dass es eine große Möglichkeit ist, die Vielfältigkeit jüdischen Lebens zu zeigen – und das wiederum finde ich sehr gut. Jetzt ist es die Rolle meines Lebens.

Wie viel haben Aaron Altaras und Samuel Zweifler miteinander gemeinsam?

Der Typ, den ich spiele, also Samuel Zweifler, ist genauso alt wie ich. Es gibt sehr viele Aspekte, die in meinem Leben hätten genauso laufen können. Etwa das Gründen einer Familie, das Finden von Liebe, all diese Sachen. Wer kennt es nicht?

Herr Altaras, Sie stammen aus Berlin. In der Serie spielen Sie einen Charakter, der zwar anfangs noch in Berlin wohnt, aber durch seine Familie tief in Frankfurt verwurzelt ist. Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet, um die lokale Atmosphäre der Stadt und ihre Eigenheit authentisch darzustellen?

Ich kenne Frankfurt schon sehr lange und sehr gut. Ich habe viele Freunde hier und bin als Jugendlicher sehr oft hierhergefahren. Bereits damals fand ich Frankfurt schon sehr gut. Ich kenne mich mit dem Jargon hier und den Menschen ganz gut aus. Die Umstellung war nicht besonders schwer. Wenn man etwas sehr mag, so wie ich Frankfurt, dann fällt es einem oft auch sehr einfach.

Frankfurt ist keine besonders schöne Stadt, das muss man ehrlich sagen – aber sie hat sehr viel zu bieten und ist eine sehr authentische Stadt.

Sehr viele Szenen der Serie wurden im Frankfurter Bahnhofsviertel gedreht. Wie haben Sie das Viertel während der Dreharbeiten erlebt? Was hat Sie eventuell beeindruckt oder sogar überrascht?

Ich kannte das Bahnhofsviertel schon vor den Dreharbeiten, weil ich hier viel ausgegangen bin. Dennoch beeindruckt es mich sehr. Sowas haben wir in Berlin nicht. Im Bahnhofsviertel ist alles sehr zentriert, alles ist auf einem Fleck: Drogenszene, Nachtleben, Banker, Restaurants – sowas hab‘ ich noch nie woanders gesehen. Hier gibt es sehr viele verschiedene Nationalitäten. Berlin ist auch eine sehr multikulturelle Stadt, aber hier habe ich Sprachen gehört und Menschen kennengelernt, die ich in Berlin noch nie getroffen habe.

In der Serie tauchen auch jüdische Orte in Frankfurt auf, so etwa die Westend-Synagoge. Welche Bedeutung hatten diese Orte für Sie während der Dreharbeiten?

Die Synagogen in Deutschland sind oft nicht besonders groß – ähnlich wie Moscheen in Deutschland, die auch eher klein sind oder sich in Hinterhöfen befinden. Im Gegensatz dazu sind Kirchen meist sehr pompös. Die Westend-Synagoge fällt da heraus. Das ist ein wirklich imposanter Bau. Eine der schönsten Synagogen in ganz Deutschland, meiner Meinung nach.

Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach die Darstellung von jüdischem Leben in deutschen Produktionen? Glauben Sie persönlich, dass solche Geschichten das Bild jüdischen Lebens in der heutigen Gesellschaft verändern können?

Auf jeden Fall. Ich meine, die meisten Leute kennen keine Juden. Es gibt auch nicht viele in Deutschland. Frankfurt fällt da jedoch raus, hier sind sie Teil des Stadtbildes, ähnlich wie in New York. Das ist auch nirgendwo so innerhalb von Deutschland.

Die meisten Menschen haben sehr klischeebeladene Bilder von jüdischem Leben. Viele denken immer an sehr strenggläubige Juden, an Geld und an Banker. Aber Juden sind ganz normale Menschen. Der eine hat einen Job – der andere nicht, der eine ist schwul – der andere nicht, der eine kokst – der andere nicht, der eine geht fremd – der andere nicht. Das gesamte Spektrum der Gesellschaft wird bedient. Die Serie stellt das meiner Meinung nach sehr gut dar.

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