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Noch scheint sich die Trump-Regierung nicht dafür entschieden zu haben, AfD-Politiker auf noch höherer diplomatischer Ebene einzuladen. Ein solch offener diplomatischer Eklat mit der Bundesregierung gehört in Washington aber zum wohlsortierten Eskalationsbesteck. AfD-Co-Chefin teilte bereits mit, sie habe zahlreiche Anfragen aus Washington. Welche sie annehmen werde, ließ sie bislang aber offen.
Mit jedem weiteren Besuch und jedem weiteren öffentlichen Foto mit den AfD-Vertretern zeigt man im Weißen Haus aber schon jetzt, wohin die Reise künftig gehen soll. Politiker wie Kari Lake, Darren Beattie, Anna Paulina Luna oder die Mitglieder der New Yorker Young Republicans gehören nicht zur allerersten Reihe in Washington. Doch sie pflegen seit vielen Jahren enge Kontakte zu Trump und tragen ihm und seinen direkten Mitarbeitern regelmäßig Informationen zu.
Nach Frohnmaiers Visite in Washington geht es dann wie für viele andere AfDler zur großen alljährlichen Gala der New York Young Republicans, einem als besonders radikal geltenden Lokalverband der republikanischen Jugend. Spätestens dorthin werden Frohnmaier sieben andere Außenpolitiker der AfD aus dem Bundestag begleiten: Jan Wenzel Schmidt, Anna Rathert, Alexander Wolf, Udo Hemmelgarn, Micha Fehre und Diana Zimmer.
Markus Frohnmaier ist allerdings so etwas wie ein VIP-Gast. Er soll an dem Gala-Abend des Trump-Nachwuchses mit dem „Allen W. Dulles Award“ ausgezeichnet werden und auch eine Rede halten. Den Preis soll Frohnmaier für „die Arbeit der AfD in einem besonders repressiven und feindseligen politischen Umfeld“ erhalten.
Laut Webseite der New Yorker Young Republicans haben den Award vor Frohnmaier bislang drei Personen erhalten: der frühere New Yorker Bürgermeister und langjährige Trump-Vertraute Rudy Giuliani, der rechte Verschwörungstheoretiker Jack Posobiec und der republikanische Abgeordnete Mike Collins. Alles Personen, die laut den Young Republicans „den vehementen antimarxistischen Geist von Allen W. Dulles verkörpern“ würden. Dulles war von 1953 bis 1961 Direktor des US-Geheimdienstes CIA.
2023 war auch Donald Trump bei der bekannten Gala in New York aufgetreten. Dieses Mal soll nach t-online-Informationen neben den rechten Kongressabgeordneten Andy Ogles und Mike Collins offenbar zumindest auch US-Vize-Präsident JD Vance kommen. Potenzial zum wenigstens inoffiziellen Vernetzen auf höchster politischer Ebene ist für die AfD-Abgeordneten um Frohnmaier also vorhanden.
Frohnmaier setzt auf seiner Reise und beim Austausch mit den Republikanern insgesamt einen anderen Fokus als Bystron. t-online sagte er am Dienstag: „Ich verfolge zwei zentrale Ziele: eine große gemeinsame Veranstaltung in Berlin sowie ein Austauschprogramm für Nachwuchskräfte zwischen der AfD und den Republikanern auf der Ebene der jeweiligen außenpolitischen Arbeitskreise.“ Von einem solchen Programm dürfte, wenn daraus etwas wird, auch die „Generation Deutschland“, die neue Jugendorganisation der AfD, profitieren. Die hat sich Ende November neu gegründet und soll als „Kaderschmiede“ für die Mutterpartei fungieren.
Die Gala des New York Young Republicans Club hat sich schon in den vergangenen Jahren in AfD-Kreisen bewährt und zieht in diesem Jahr wohl so viele ihrer Abgeordneten an wie nie zuvor. Neben der Berliner Truppe um Frohnmaier sowie dem Brüsseler Abgeordneten Bystron wird sich dort auch eine AfD-Reisegruppe mit mehreren Landtagsabgeordneten aus Sachsen-Anhalt einfinden.
Auch der AfD-Verteidigungspolitiker Jan Nolte soll nach New York kommen. Er besucht zurzeit mit seinen Kollegen Hannes Gnauck und Gerold Otten das in Washington stattfindende „Transatlantische Parlamentarische Forum“. Bei der seit Gründung der Nato im Jahr 1955 vom US-Kongress ausgerichteten Konferenz treffen sich regelmäßig Volksvertreter aus allen Bündnisnationen. Auch Vertreter anderer Parteien reisen dafür aus Deutschland an, darunter der thüringische Innenminister Georg Maier (SPD).
Skandale sind nicht ausgeschlossen
Nicht zur Gala in New York reisen wird hingegen Kay Gottschalk, finanzpolitischer Sprecher der AfD im Bundestag und Mitglied im Bundesvorstand der AfD. Gottschalk ist zwar derzeit ohnehin wegen einer Konferenz in Washington, danach aber soll es für ihn direkt zurück nach Deutschland gehen.
Nach Informationen von t-online soll sich die AfD-Spitze das so wünschen. Gottschalk hatte bei ihr nämlich Verärgerung ausgelöst: Mit Jan Wenzel Schmidt war er bereits im Oktober in den USA unterwegs. Bei einer Veranstaltung des New York Young Republican Clubs wurde dort von dem Tenorsänger Emilio Pons zur Begrüßung der deutschen Gäste die von den Nationalsozialisten instrumentalisierte erste Strophe des Deutschlandlieds angestimmt („Deutschland, Deutschland über alles“). Auch Jan Wenzel Schmidt sang damals mit.
t-online hatte exklusiv darüber berichtet – und Gottschalk hatte dafür plädiert, die erste Strophe auch in Deutschland wieder zu nutzen: „Ich fände es gut, wenn man alle drei Strophen wieder singen würde“, sagte er da. Das löste auch im Bundes- und Fraktionsvorstand der AfD einiges Unverständnis aus. Dort nämlich hatte man bisher eine ablehnende Haltung hinsichtlich der Wiederbelebung der ersten Strophe vertreten – entgegen anderslautenden Wünschen aus dem besonders radikalen Flügel der Partei.
Nach t-online-Informationen soll der Tenor Emilio Pons auch bei der Gala in Manhattan wieder singen dürfen. Ob er dieses Mal womöglich zu Ehren von Markus Frohnmaier die erste Strophe des Deutschlandlieds anstimmen wird, ist ungewiss. Ausgeschlossen aber scheint nichts mehr in diesen Tagen der wachsenden transatlantischen Annäherung von rechts.
