Pro Jahr stehen Erwachsene zwei bis vier viral bedingte Erkältungen durch, gegen die Antibiotika nicht wirken. In manchen Fällen können sie dennoch helfen.

Um die 200 verschiedene Erkältungsviren sind bekannt. Sie sind in der Regel harmlos. Meist klingen die Beschwerden nach etwa sieben Tagen von selbst wieder ab. Manchmal kommt es aber auch zu Folgeerkrankungen. Dann kann eine Antibiotika-Therapie sinnvoll sein.

Bei einer einfachen Erkältung bringen Antibiotika nichts. Sie können gegen Viren nichts ausrichten. Auch können sie Erkältungsbeschwerden nicht lindern und auch die Krankheitsdauer nicht verkürzen. Antibiotika sind nur gegen Bakterien wirksam. „Antibiotika helfen nur bei Entzündungen, die durch Bakterien hervorgerufen wurden.

Antibiotika sollten daher nur nach ärztlicher Verordnung eingenommen werden, wenn der dringende Verdacht auf eine Bakterienbeteiligung besteht, etwa eine bakterielle Entzündung der Nasennebenhöhlen oder des Mittelohrs“, sagt Dr. med. Michael E. Deeg, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Pressesprecher des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V. „Bei einer normalen Erkältung oder einer Grippe bringen sie nichts.“

Manchmal kommt es im Rahmen einer Erkältung zu einer Folgeinfektion mit Bakterien. Ist das Immunsystem durch die Viren geschwächt, haben es krankmachende Bakterien leichter, sich auszubreiten. In einem solchen Fall ist die Gabe eines Antibiotikums anzuraten, um einem schweren Verlauf der Infektion vorzubeugen. Wer ein Antibiotikum einnehmen muss, sollte dies mit Sorgfalt tun.

„Damit die Bakterien nicht unempfindlich gegen die Mittel werden, also eine Resistenz entwickeln, sollten Antibiotika unbedingt über den gesamten vom Arzt verordneten Zeitraum hinweg in der empfohlenen Dosis eingenommen werden“, betont Deeg. „Werden Antibiotika frühzeitig abgesetzt, kann es passieren, dass sich die Bakterien erneut vermehren und auf das Mittel nicht mehr ausreichend gut ansprechen. Dann sind Komplikationen möglich, etwa eine Lungenentzündung.“

(Quelle: Privat)

Dr. med. Michael E. Deeg ist Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Pressesprecher des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.

Von einer Antibiotika-Gabe bei einer harmlosen, durch Viren verursachten Erkältung ist nicht nur aufgrund der Unwirksamkeit – die in wissenschaftliche Studien bestätigt wurde – abzuraten. Neben dem Risiko der Entwicklung von Resistenzen spielen auch mögliche Nebenwirkungen von Antibiotika eine Rolle. Denn die Medikamente schädigen auch nützliche Bakterien, etwa im Darm.

Zu den häufigen Nebenwirkungen von Antibiotika gehören Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall und Blähungen, aber auch Hautausschläge, Scheidenentzündungen bei Frauen sowie Pilzinfektionen, etwa im Mund. „Einige Präparate können zudem die Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht erhöhen sowie Nieren- und Leberschädigungen hervorrufen“, so der Hals-Nasen-Ohrenarzt.

Zum Arzt sollten Erkältete dem Experten zufolge gehen, wenn länger anhaltende Atemwegsprobleme auftreten, sich das Allgemeinbefinden deutlich verschlechtert, hohes Fieber auftritt oder starke Kopfschmerzen sowie Schmerzen im Bereich der Nasennebenhöhlen auftreten.

In den meisten Fällen verläuft eine Erkältung komplikationslos. Während der Erkältung sollten sich Betroffene Ruhe gönnen, ausreichend schlafen, sich warmhalten und genügend Flüssigkeit aufnehmen. Verschiedene Mittel können helfen, die Erkältungsbeschwerden zu lindern, darunter abschwellende Nasensprays – die nicht länger als sieben Tage angewendet werden sollten – sowie leicht betäubend wirkende Lutschpastillen für den Hals.

Hausmittel, die ebenfalls gegen erkältungsbedingte Entzündungen der Nasenschleimhäute und Nasennebenhöhlen helfen können, sind laut der Leitlinie „Rhinosinusitis“ der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. sowie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. zufolge Nasenspülungen mit Salz als zusätzliche Maßnahme zur Standardtherapie.

Vorliegende Studien zur Therapie und Prävention der akuten Rhinosinusitis mittels Nasenspülung mit Salzlösungen würden auf eine vorhandene Wirksamkeit und einen präventiven Effekt bei Infektneigung hindeuten. Auch die Inhalation warmer Dämpfe könne bei banalem Schnupfen sowie bei einer Rhinosinusitis Linderung verschaffen.

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