Jedes Jahr im Herbst wird Erntedankfest gefeiert. Besonders im ländlichen Raum spielen das Fest und die damit verbundenen Bräuche eine wichtige Rolle.

Am Erntedankfest sind viele Kirchen kunstvoll mit Feldfrüchten verziert und im Kontrast zum trüben Herbst werden viele Häuser noch einmal mit bunter Blumenpracht geschmückt.

Das Erntedankfest gehört zu den großen traditionellen Bauern-Feiertagen beider großer christlichen Kirchen. Es wird am letzten Sonntag im September oder am ersten Oktobersonntag mit Gottesdiensten und Prozessionen gefeiert.

Die katholische Bischofskonferenz hat den ersten Sonntag im Oktober als Termin festgelegt. In der evangelischen Kirche hat sich der Sonntag nach dem Michaelstag am 29. September (Fest des Erzengels Michael) als Erntefesttag durchgesetzt. In diesem Jahr fällt der Tag für beide Kirchen auf den 6. Oktober 2024.

Das Erntedankfest soll an die Abhängigkeit des Menschen von der Natur erinnern. Christen danken Gott für die Feld- und Obsterträge des Jahres. Das Fest soll verdeutlichen, dass der Mensch die Schöpfung Gottes nicht unter Kontrolle hat, sondern selbst ein Teil dieser Schöpfung ist.

Erntedank führt also immer wieder vor Augen, dass der Einfluss des Menschen auf das Wachsen und Werden in der Natur, allem wissenschaftlichen Fortschritt zum Trotz, endlich ist. Dass wir immer wieder ertragen müssen, dass es anders kommt als gewollt und geplant, auch daran erinnert das Erntedankfest.

In der christlichen Tradition ist das Fest seit dem 3. Jahrhundert belegt, in vorchristlicher Zeit gab es bei den Griechen und Römern ähnliche Bräuche.

Bei den Germanen war die Tag-und-Nacht-Gleiche (21. September) der Schlusspunkt der bäuerlichen Arbeit auf dem Feld. Mühsal und Plagen waren vorbei, wenn die Ernte eingebracht war. Es konnte endlich gefeiert werden.

Die heidnischen Völker feierten den Erntedank mit großen Opfern. Die Früchte des Feldes – Obst, Getreideähren, Rüben – wurden auf Altären Wotan geopfert, die früh einsetzende Dunkelheit mit Laternenumzügen erhellt. Im Judentum war das Laubhüttenfest der Erntedank.

Viele Erntedank-Bräuche übernahm die Kirche nach der Christianisierung. Symbole sind der geflochtene Erntekranz und die Erntekrone, die nach alter Tradition mit Gerste, Roggen, Weizen sowie Hafer gebunden und mit Blüten und Schleifen geschmückt wird.

Zudem gibt es festlich geschmückte Erntewagen („die letzte Fuhre“), mit denen in vielen Regionen noch heute Umzüge durchgeführt werden. Dieses Brauchtum erinnert daran, wie abhängig früher die ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln von einem gesunden „Nährstand“, den Bauern war.

In den Kirchen werden meist Körbe mit bunten Früchten und Kornähren vor den Altären aufgebaut und für die Ernte mit Gebeten gedankt. In einigen Regionen wird gleichzeitig mit dem Erntedank Kirchweih gefeiert. Dabei ist es auf Jahrmärkten Brauch, Strohpuppen zu verbrennen und Erntedankfeuer anzuzünden. In all diesen Bräuchen schimmert die heidnische Wurzel der Opfergaben durch.

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