Mit dem Herbst kommt bei vielen Menschen ein Stimmungstief. Dieses muss aber nicht direkt eine Winterdepression bedeuten – und gegensteuern lässt sich auch.

Nicht jeder, der sich in der dunkleren Jahreszeit niedergeschlagen fühlt, leidet zwangsläufig unter einer Winterdepression. „Teilweise sprechen wir auch nur von einem sogenannten Winterblues“, so Steffen Häfner, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und ärztlicher Direktor der Klinik am schönen Moos in Bad Saulgau.

Beim Winterblues stehen Häfner zufolge „melancholische Gedanken im Vordergrund und das Bedürfnis, sich vermehrt auf sich selbst und den engeren Kreis seiner Liebsten zu konzentrieren“. Ursache für die eher schlechte Laune ist oft ein Mangel an Tageslicht, der den Hormonhaushalt durcheinanderbringt und sehr müde macht. Die Symptome des Winterblues sind mild und gehen oft von allein wieder vorbei. Falls sie aber länger als zwei Wochen anhalten oder sich verschlimmern, ist es ratsam, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Bei der Winterdepression wiederum können spezifische Symptome und solche einer klassischen Depression zusammen auftreten. Dazu gehören:

Symptome wie Heißhunger und ein ausgeprägtes Schlafbedürfnis gelten als typisch für die Winterdepression. Von einer Winterdepression sprechen Mediziner, wenn die Symptome in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Jahren jeweils in der kalten Jahreszeit auftreten. Denn: Ein charakteristisches Merkmal der Winterdepression sei „ihr wiederkehrender Verlauf“, so Häfner. Mit dem Einsetzen des Frühlings lassen die Symptome meist nach, nur um in der Herbst- und Wintersaison erneut aufzutreten.

Bei einem Winterblues kann es helfen, wenn Betroffene tagsüber eine halbe Stunde spazieren gehen. Denn während der hellen Stunden bildet der Körper das Glückshormon Serotonin, das den Körper aktiviert und die Stimmung hebt. Zu Hause oder im Büro können Tageslichtlampen positive Effekte auf den Biorhythmus und das Wohlbefinden haben.

Betroffene sollten zudem auf einen gesunden Schlafrhythmus achten. Die längere Dunkelheit draußen führt dazu, dass der Körper vermehrt das Schlafhormon Melatonin ausschüttet. Zu ausgiebiges Dösen oder langes Schlafen kann Depressionen begünstigen, so Häfner. „Wer merkt, dass durch das Liegenbleiben schlechte Laune entsteht, sollte gegebenenfalls seine Bettzeit verkürzen.“

Auch wenn es manchmal Überwindung kostet: „Sozialer Austausch und gemeinsame Aktivitäten zählen zur Basis einer gesunden Psyche“, erklärt Häfner. So lässt sich die mentale Widerstandskraft stärken, und man kann den Anforderungen des Alltags besser begegnen.

Wenn all das nichts hilft und das Tief länger als zwei Wochen anhält, sollten sich Betroffene professionelle Hilfe suchen. Womöglich sind die Beschwerden Indizien für eine behandlungsbedürftige Depression. Helfen kann in einem solchen Fall die Lichttherapie, bei der das fehlende Sonnenlicht im Winter durch spezielle Lampen ausgeglichen wird. Psychotherapie, insbesondere kognitive Verhaltenstherapie, hilft dabei, negative Denkmuster zu durchbrechen. Auch Antidepressiva können bei schweren Erkrankungen verschrieben werden.

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