Wann Hersteller für etwaige Corona-Impfschäden haften müssen

Bundesgerichtshof prüft

Wann Hersteller für etwaige Corona-Impfschäden haften müssen

Aktualisiert am 15.12.2025 – 05:00 UhrLesedauer: 3 Min.

Am BGH geht es heute um die Klage einer Frau, die im März 2021 mit dem Impfstoff Vaxzevria des Herstellers Astrazeneca geimpft wurde. (Symbolbild) (Quelle: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/dpa-bilder)

Kopfschmerzen, Fieber, Hörverlust? Wenn nach einer Corona-Impfung Gesundheitsschäden auftreten, fordern Betroffene oft vor Gericht eine Entschädigung. Aber haften die Hersteller?

Im Laufe der Corona-Pandemie wurden in Deutschland fast 200 Millionen Impfungen zum Schutz gegen das Virus verabreicht. Für die Allermeisten verlief das ohne anhaltende Probleme, doch einige Menschen berichteten nach der Impfung von gesundheitlichen Schäden. Vor Gericht verlangen sie teilweise Entschädigung von den Impfstoffherstellern. Der Bundesgerichtshof prüft jetzt, ob und in welchem Umfang solche Ansprüche bestehen. Die wichtigsten Fragen und Antworten vor der heutigen Verhandlung:

Ein Impfschaden liegt laut Bundesgesundheitsministerium dann vor, wenn eine Person durch eine Schutzimpfung eine Gesundheitsschädigung erleidet, die über übliche Impfreaktionen wie zum Beispiel kurzfristiges Fieber oder Schmerzen an der Einstichstelle hinausgeht. Ob im konkreten Fall eine Schädigung tatsächlich durch die Impfung verursacht wurde und damit grundsätzlich ein Anspruch auf Entschädigung besteht, entscheidet die dafür zuständige Behörde des jeweiligen Bundeslandes.

Wie viele Menschen von der Covid-19-Impfung tatsächlich Schäden erlitten haben, ist schwer zu sagen. Dem Paul-Ehrlich-Institut wurden von Ende 2020 bis Ende 2024 rund 350.000 Verdachtsfälle von Impfnebenwirkungen gemeldet. Damit lag die Rate bei 1,78 Meldungen pro 1.000 Impfdosen. Für schwerwiegende Nebenwirkungen waren es 0,32 Meldung pro 1.000 Impfdosen.

Diese Verdachtsfälle seien „unerwünschte Reaktionen, die in zeitlicher Nähe zu einer Impfung aufgetreten sind, jedoch nicht notwendigerweise durch den Impfstoff ausgelöst wurden“, betont das Institut. Es handele sich weder um bestätigte Nebenwirkungen noch um Impfschäden.

Am BGH geht es heute um die Klage einer Frau, die im März 2021 mit dem Impfstoff Vaxzevria des Herstellers Astrazeneca geimpft wurde. Im Anschluss wurde bei ihr unter anderem ein kompletter Hörverlust auf einem Ohr festgestellt. Sie führt ihre gesundheitlichen Beeinträchtigungen auf die Impfung zurück und wirft Astrazeneca vor, der Impfstoff habe kein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis aufgewiesen. Von dem Unternehmen fordert sie Schadenersatz sowie Auskunft unter anderem zu bekannten Wirkungen und Nebenwirkungen. Ob heute schon ein Urteil fällt, ist unklar. (Az. VI ZR 335/24)

Hersteller können nach dem Arzneimittelgesetz grundsätzlich für Impfschäden zu Schadenersatz verpflichtet werden. Das gilt aber nur, wenn der Impfstoff bei sachgerechter Anwendung schädliche Wirkungen zeigt, die über ein „nach wissenschaftlichen Erkenntnissen vertretbares Maß“ hinausgehen – wenn also etwa ein negatives Nutzen-Risiko-Verhältnis vorliegt – oder, wenn der Schaden darauf beruht, dass die Kennzeichnung, Fach- oder Gebrauchsinformationen nicht den damaligen wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprachen.

Wenn es Anhaltspunkte dafür gibt, dass der Impfstoff den Schaden verursacht hat, kann der Geschädigte vom Hersteller Auskunft verlangen. Das gilt aber wiederum nur, wenn die Auskunft notwendig ist um festzustellen, ob ein Anspruch auf Schadenersatz besteht. Der Anspruch richtet sich auf dem Unternehmen bekannte Wirkungen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie ihm bekannte Verdachtsfälle und sämtliche weitere Erkenntnisse, die für die Bewertung der Vertretbarkeit schädlicher Wirkungen wichtig sein können.

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