Vor voller Halle

Habeck in Nürnberg: Zwischen Klimaschutz, Weltpolitik und Sticheleien


19.01.2025 – 19:56 UhrLesedauer: 4 Min.

Robert Habeck, der Kanzlerkandidat der Grünen, in Nürnberg: Zu seinem Wahlkampftermin sind mehr als 1.000 Menschen gekommen. (Quelle: Daniel Löb/dpa)

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Der Kanzlerkandidat der Grünen ist in Nürnberg von hunderten Anhängern bejubelt worden. In seiner Rede wird einer, der gar nicht da war, immer wieder zum Thema.

Zehn Minuten später als angekündigt und unter tosendem Applaus betritt Robert Habeck am Sonntagnachmittag das Ofenwerk in Nürnberg. Der Kanzlerkandidat der Grünen ist der erste Spitzenpolitiker, der in diesem Bundestagswahlkampf die Region besucht. Noch bevor der Wirtschaftsminister ankommt, ist die Halle komplett voll.

Wer zu spät dran ist, dem bleibt nichts anderes übrig, als seine Rede über einen Großbildschirm im Hof vor der eigentlichen Location zu verfolgen. Bevor Habeck das Mikrofon überreicht bekommt, gehört die Bühne erst mal der Nürnberger Kreisvorsitzenden Marie Hartz und den beiden Direktkandidaten Rebecca Lenhard und Sascha Müller. Beide werden vom Publikum – allem Anschein nach überwiegend Parteifreunde oder zumindest Grünen-Sympathisanten – mit üppigem Applaus bedacht.

Drinnen haben 1.000 Menschen Platz: Wer zu spät kam, musste die Rede Habecks im Hof des Ofenwerks über einen Bildschirm verfolgen. (Quelle: Daniel Löb/dpa)
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Müller ist es auch, der am Nachmittag die erste Spitze in Richtung des politischen Gegners austeilt. Unter johlendem Gelächter verkündet er „ein Geheimnis aus den Fraktionssitzungen“. Die Grünen hätten, seit er im Bundestag sitze, kein einziges Mal über das Gendern debattiert, sagt er. Das stehe im Gegensatz zu den „crazy Sachen, die irgendein Typ aus Nürnberg“ die ganze Zeit erzähle.

Sascha Müller (Archivbild): Er sitzt seit 2021 für den Wahlkreis Nürnberg-Süd im Bundestag. (Quelle: IMAGO/dts Nachrichtenagentur/imago)

Auch wenn er den Namen Markus Söder nicht nennt, scheint jedem im Saal klar zu sein, wer gemeint ist. Söder selbst lässt seit Monaten kaum eine Möglichkeit aus, gegen die Grünen auszuteilen. Müller sagt in seiner Rede weiter, „der Typ“ solle heute keine Rolle spielen. Ein Unterfangen, das nur bedingt gelingt.

Habeck: „Überwältigender Andrang“

Als Habeck wenig später die Bühne betritt, bedankt er sich zwar erst einmal für den „überwältigenden Andrang“ und spricht davon, dass Wahlkämpfe in Bayern für ihn als Norddeutscher „etwas Besonderes“ seien. Doch nach der ein oder anderen Anekdote landet auch er wieder bei der Union.

„Ich habe auf dem Weg hierher ein Wahlkampfplakat mit einem Bild von Merz und Söder Arm in Arm gesehen, da habe ich gedacht, das Foto kenne ich doch schon“, erzählt er. Bei der ihm bekannten Version des Bildes habe Söder einen Baum statt Merz umarmt. Auf dem Bild sei damals aber nicht zu sehen gewesen, dass Söder in der anderen Hand eine Kettensäge gehalten habe, sagt Habeck. Wohl, um dem bayerischen Ministerpräsidenten mangelnde Ernsthaftigkeit beim Klimaschutz vorzuwerfen.

Markus Söder (CSU) umarmt einen Baum (Archivbild): Auf dieses Foto aus dem Jahr 2019 spielte Habeck an – damals startete die bayerische Staatsregierung eine Klimaoffensive. (Quelle: Peter Kneffel/dpa)

Die Kettensäge habe Söder auch jetzt – wie beim Laschet-Wahlkampf 2021 – wieder dabei, sagt Habeck. In der Union stritten sie sich, wie „Kesselflicker“, ruft er dem Publikum entgegen. Das lacht einmal mehr lautstark über die Frotzeleien. Nächstes Beispiel: Habeck bezeichnet Söders „Wurst-Ess-Videos“ als beste Werbung für vegetarische Ernährung.

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Danach streift Habeck vieles, was die Welt gerade beschäftigt. Er spricht unter anderem über Österreich, wo mit der FPÖ bald eine Rechtsaußenpartei den Kanzler stellen könnte, den Ukrainekrieg, Donald Trump.

Tenor immer wieder: Wer rechtsradikalen Populismus verhindern und so die Demokratie schützen wolle, dürfe den Populismus nicht kopieren. Es brauche eine Gegenbewegung, um die Demokratie zu schützen, sagt er. Über den „autoritären Tech-Milliardär“ Musk und China kommt Habeck zur Wirtschaft.

Zukunftstechnik müsse in Europa gemacht werden, man dürfe sich nicht von anderen abhängig machen. Zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland sagt Habeck, er wolle noch mehr dafür tun, damit die Wirtschaft wieder in Gang kommt. Dafür brauche es eine Reform der Schuldenbremse. Auch wenn in den unionsgeführten Großen Koalitionen zuvor der Haushalt ausgeglichen gewesen sei, haben diese Schulden aufgenommen, sagt Habeck. Unter anderem „in Form von bröckelnden Brücken und zu spät kommender Bahn“.

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