Von den deutschen Leopard-2-Panzern in der Ukraine sind kaum noch welche einsatzbereit. Die Kremlpropaganda feiert, doch andere Fahrzeuge haben sich bewährt.

Sie waren die große Hoffnung der Ukrainer auf einen Durchbruch an der Front gegen Putins Truppen: deutsche Panzer vom Typ Leopard 2. Doch schon bei der gescheiterten ukrainischen Offensive im Sommer 2023 zeigte sich, dass auch der Westen keine „Wunderwaffen“ im Arsenal hat. Inzwischen sind von den deutschen Leopard 2 in der Ukraine offenbar kaum noch welche einsatzbereit.

Von den 18 aus Deutschland gelieferten Leopard 2 sind mindestens 13 schon verloren. Das heißt: zerstört, schwer beschädigt, auf dem Schlachtfeld zurückgelassen oder von Russen erbeutet. Das geht aus der jüngsten Zählung des unabhängigen Dokumentationsprojektes „Oryx“ hervor.

Die Seite listet alle Verluste von Kampffahrzeugen in der Ukraine auf, die bildlich dokumentiert sind. Die tatsächliche Zahl der Verluste dürfte also deutlich höher sein. Spanien hat der Ukraine im Laufe des Jahres zwar 19 weitere Leopard 2 geliefert und die Verluste damit ausgeglichen, bei diesen Fahrzeugen handelt es sich aber um ältere Modelle als bei denen von Deutschland gelieferten.

Laut „Oryx“ hat die Ukraine seit Kriegsbeginn mindestens 935 Kampfpanzer und insgesamt 6.613 militärische Fahrzeuge verloren. Auf russischer Seite sind die Verluste demnach noch bedeutend höher: Mindestens 18.015 Militärfahrzeuge soll der Kreml seit dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 schon verloren haben, darunter auch 3.396 Kampfpanzer wie beispielsweise den T-72. Das Verhältnis bei den Verlusten liegt demnach aus ukrainischer Sicht bei etwa 1:3. Doch während Russland auf die gewaltigen Arsenale der Sowjetunion zurückgreifen kann, ist die Ukraine auf Waffenlieferungen aus dem Westen angewiesen.

Umso wichtiger wäre es für die Ukraine, beschädigtes Kriegsgerät aus dem Westen reparieren zu können. Doch auch da gibt es offenbar schwere Probleme. Anfang des Jahres besuchte der Verteidigungsexperte Sebastian Schäfer von den Grünen eine Werkstatt in Litauen, wo die ukrainischen Leoparden wieder instand gesetzt werden. In einem Brief an die beteiligten Rüstungsunternehmen Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann schrieb Schäfer anschließend: „Leider ist festzustellen, dass nur noch eine sehr geringe Zahl der gelieferten Kampfpanzer von der Ukraine eingesetzt werden kann.“

Schäfer bemängelte, dass es der Werkstatt in Litauen an dringend benötigten Ersatzteilen für deutsche Panzerfahrzeuge mangele. Dabei ging es laut Schäfer nicht nur um die Reparatur von Gefechtsschäden, sondern auch um „teils erheblichen technischen Verschleiß durch den Fahr- und Schießbetrieb“. Zudem hätten Reparaturversuche durch die ukrainische Armee zu weiteren Schäden an Fahrzeugen geführt. Schäfer empfahl, die Mechaniker vor Ort besser zu schulen und Kriegsgerät direkt in der Ukraine wieder instand zu setzen. Tatsächlich hat Rheinmetall im Juni ein Werk in der Ukraine eröffnet, in dem auch Schützenpanzer vom Typ Marder repariert werden können.

Die haben sich aus ukrainischer Sicht ohnehin besser bewährt als die Leopard 2. Von den 120 Marder-Panzern, die Berlin geschickt hat, sind laut „Oryx“ bislang 32 verloren gegangen. Noch geringer sind die Verluste bei Kampfpanzern vom Typ Leopard 1: Vom Vorgänger des Leopard 2 hatte die Bundesregierung 80 Stück geliefert, von denen „Oryx“ bislang drei als Verluste ausweist. Und von den 14 aus Deutschland gelieferten Panzerhaubitzen 2000 sind demnach sogar noch 13 Stück einsatzbereit.

Für die russische Propaganda ist allerdings jedes zerstörte oder erbeutete westliche Kampffahrzeug ein Triumph. Verluste an deutschem Kriegsgerät nutzt der Kreml besonders gern für seine Täter-Opfer-Umkehr im Krieg gegen die Ukraine. So kommentierte ein russischer Propagandist die Bilder eines zerstörten Marders in Kursk mit den Worten: „Wie vor 80 Jahren brennen faschistische deutsche Panzer, die nach Russland eindringen.“

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