Anfangs hatte es Rayan Philippe bei Eintracht Braunschweig nicht leicht. Inzwischen ist der Franzose zum unersetzlichen Fixpunkt im Sturm des Zweitligisten geworden.

Frisch aus Luxemburg fiel es im sichtlich schwer, sich an Tempo und Niveau in der 2. Bundesliga zu gewöhnen. Zwar kam Rayan Philippe im Sommer 2023 mit dem Empfehlungsschreiben von 33 Saisontoren und 28 Vorlagen zu Eintracht Braunschweig. Dass zwischen der ersten luxemburgischen Liga und Deutschlands zweithöchster Spielklasse eine große Lücke klafft, wurde aber auch ihm direkt klar.

In den ersten Pflichtspielen der Eintracht kam Philippe bestenfalls als Joker zum Zug, fehlte vom 10. bis 15. Spieltag sogar gänzlich im Kader. Die Gründe dafür kennt der Stürmer genau. „Neues Land, neue Sprache, neue Mentalität, neue Mannschaft auf einem höheren Level“, sagt er im Interview mit der „Braunschweiger Zeitung“.

Dazu kamen Probleme mit Ex-Trainer Jens Härtel. „Ich war motiviert, fokussiert und voller Vorfreude. Aber dann gab es da noch spezielle Umstände“, so der Stürmer über sein schwieriges Verhältnis mit dem Ex-Coach. Auch aufgrund der Sprachbarriere habe es nie ein richtiges Gespräch mit dem Trainer gegeben. „Es hat einfach nicht gepasst“, so Philippe rückblickend.

Dass Härtel im Oktober 2023 schließlich nach einem 0:3 gegen den damaligen Aufsteiger SV Elversberg seinen Hut nehmen musste, dürfte Philippe daher nur bedingt getroffen haben. Zumal es für das Liga-Schlusslicht und auch den Angreifer persönlich ab da stetig bergauf ging.

Wenige Wochen nach dem Härtel-Aus übernahm Daniel Scherning das Ruder an der Oker. In den ersten drei Partien unter der neuen Leitung war Philippe zunächst weiter außen vor. Dann aber explodierte die Leistung des von vielen offenbar unterschätzten Franzosen förmlich.

Gleich bei seinem ersten Auftritt unter Scherning avancierte Philippe zum Matchwinner. Am 16. Spieltag kam er gegen Wehen Wiesbaden zum zweiten Durchgang ins Spiel und führte die Eintracht mit einem Tor und einer Vorlage binnen 45 Minuten zu einem 3:1-Erfolg. Ein dickes Ausrufezeichen. Philippe war nun angekommen in der Löwenstadt.

Das sah auch Scherning so: Der Coach setzte seitdem voll auf die Dienste des schnellen Stürmers, der perfekt ins Umschaltspiel des neuen Systems passte. Und Philippe zahlte das Vertrauen zurück. In den Folgewochen spielte er sich mehr und mehr in die Herzen von Trainer, Fans und Mannschaft.

Allein in den nächsten beiden Spielen steuerte er jeweils ein Tor und eine Vorlage bei. Bis zum Saisonende folgten fünf weitere Treffer und zwei Assists. Und: Philippe stand stets in der ersten Elf, wurde innerhalb kürzester Zeit vom Bankdrücker zur Lebensversicherung.

Dass der BTSV am Ende nicht abstieg, war letztlich auch ihm zu verdanken. Der Stürmer lobt aber allen voran den Trainer. „Seine Analysen sind sehr tiefgreifend und detailliert. Der Trainer arbeitet auf einem sehr hohen Niveau, er ist top und weiß genau, was er will“, sagt Philippe über seinen Förderer.

Auch in der laufenden Saison führt kein Weg an dem Stürmer vorbei. Der 24-Jährige sticht heraus, ist regelmäßig der beste Braunschweiger auf dem Platz und schier unersetzlich. Deswegen gilt auch für Scherning: Ist Philippe fit, spielt er. Neun Tore hat er in dieser Saison bereits auf dem Konto. Zuletzt traf er beim so wichtigen dritten Saisonsieg gegen Aufstiegskandidat Hamburger SV (3:1) sowie beim 2:3 gegen den 1. FC Kaiserslautern doppelt – und ist gemeinsam mit Darmstadts Isac Lidberg, Budu Zivzivadze vom Karlsruher SC sowie Ragnar Achte vom 1. FC Kaiserslautern plötzlich der ligaweit beste Torjäger.

Das Problem für die Eintracht: Die Top-Leistungen des Stürmers, der seinen Marktwert seit seinem Wechsel mehr als vervierfacht hat (von 400.000 auf 1,7 Millionen Euro), kommen auch bei der Konkurrenz an.

Ein inzwischen gewohntes Bild: Rayan Philippe (vorne) jubelt über sein Tor gegen den HSV. (Quelle: IMAGO/Christian Schroedter/imago)

Aktuell will Philippe aber noch nicht an einen Abschied denken. Zumindest einen Winterwechsel schloss er kategorisch aus. „Das möchte ich nicht, das ist nicht mein Ziel. Ich habe hier noch einen Job zu erledigen“, so Philippe, dessen Vertrag im Sommer 2025 ausläuft.

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