Volkswagen plant offenbar den Abbau Zehntausender Stellen in Deutschland. Betriebsratschefin Daniela Cavallo warnte, dass niemand sich sicher fühlen könne. t-online erklärt, was genau das bedeutet.

Doch was bedeutet das genau? Wie konnte es so weit kommen? Und wie ließe sich die Krise womöglich noch verhindern? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen.

„Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen“, sagte Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo bei einer Informationsveranstaltung für die Belegschaft in Wolfsburg. Laut Cavallo plant VW neben den Werkschließungen auch einen Kapazitätsabbau an allen verbleibenden Standorten. Früheren Konzernangaben zufolge fehlen VW rund 500.000 Fahrzeuge pro Jahr, um alle Standorte auszulasten.

Zudem plane der Vorstand betriebsbedingte Kündigungen, so Cavallo weiter. Ganze Abteilungen sollen geschlossen oder ins Ausland verlagert werden. Für die verbleibenden Mitarbeiter wolle VW den Haustarif pauschal um zehn Prozent kürzen und fordere 2025 und 2026 jeweils Nullrunden. Am Mittwoch kommen Konzern und die Gewerkschaft IG Metall zu ihrer zweiten Verhandlungsrunde über den VW-Haustarif zusammen.

Für Branchenexperte Jürgen Pieper sind die Angaben des Betriebsrats übertrieben. „Es klingt, als würde hier die große Keule geschwungen, um Zugeständnisse zu bekommen“, sagte er im Gespräch mit t-online. Er halte es zwar für realistisch, dass VW mehr als 10.000 Mitarbeiter einspart – aber eher, indem Mitarbeiter freiwillig gehen oder früher in den Ruhestand geschickt werden. Mehr als ein Werk, glaube er, sei ohnehin nicht von der Schließung bedroht. „Und selbst die Wahrscheinlichkeit dafür liegt nur bei 30 bis 40 Prozent.“

Bislang gibt es nur Spekulationen dazu. Als gefährdet gilt etwa das Werk in Osnabrück, das kürzlich einen erhofften Folgeauftrag von Porsche verloren hat.

Volkswagen hatte den Standort nach der Insolvenz des Zulieferers Karmann übernommen und Nischenmodelle in Kleinserien gefertigt. Diese Modelle sind jedoch größtenteils aus dem Programm verschwunden. Auch die Gläserne Manufaktur mit rund 300 Mitarbeitern gilt als gefährdet, ebenso wie das Werk in Chemnitz. In beiden baut VW E-Autos.

Experte Jürgen Pieper tippt hingegen darauf, dass das Werk in Eisenach am ehesten geschlossen wird: „Es ist einfach nicht gut ausgelastet.“ Erst danach würde VW Osnabrück schließen. Das Werk sei so klein, dass ein Aus nur symbolisch wäre. Bei einer Schließung des Werks in Emden würde sich die niedersächsische Landesregierung querstellen. Wolfsburg hätte als VW-Stammwerk ohnehin eine zu große Bedeutung, um geschlossen zu werden.

Die letzte Schließung eines Produktionsstandorts liegt bei VW mehr als 30 Jahre zurück: 1988 hatte VW seine Fabrik in Westmoreland in den USA dichtgemacht. Die Tochter Audi hatte jüngst bereits ihr Werk in Brüssel auf den Prüfstand gestellt. In Deutschland wurde noch nie ein VW-Werk geschlossen.

Volkswagen steckt wie die anderen deutschen Autobauer in einer tiefen Krise. Hintergrund ist die aktuell niedrige Nachfrage nach E-Autos. Gleichzeitig kämpft VW mit einer zunehmenden Konkurrenz aus China, deren E-Autos oftmals deutlich günstiger sind als die hiesigen.

„Die Lage bei VW ist ernst, sehr ernst“, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer t-online. „Und jetzt macht die IG Metall durch die Ansage, dass drei Werke geschlossen werden, öffentlichen Druck auf VW. Es sieht eher aus wie ein Krieg, statt eine Lösung zu suchen.“

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