Volkswagen trennt sich von einem weiteren Werk, diesmal in China. Das stellt viele Aussagen der Konzernspitze aus den vergangenen Monaten infrage und dürfte die Verunsicherung weiter steigern.

Die Volkswagen-Krise zieht internationale Kreise: Nach den angekündigten Werkschließungen und Stellenstreichungen in Deutschland trennt der Wolfsburger Konzern sich nun auch von seiner umstrittenen Präsenz in der chinesischen Uiguren-Region Xinjiang. Mehr dazu lesen Sie hier.

Der Schritt überrascht Insider nicht, immerhin hatte es seit langem Kritik an den Aktivitäten in diesem Werk gegeben. Erst Anfang des Jahres erhärteten Recherchen des „Handelsblatts“ den Vorwurf, dass dort Zwangsarbeiter eingesetzt werden. Doch VW hielt an dem Werk fest.

Dass das Unternehmen sich ausgerechnet jetzt auf Druck von Investoren von dem chinesischen Standort trennt, spricht Bände. Die handfeste Krise steht nicht mehr nur bevor, VW steckt bereits mittendrin. Das lässt auch die abermaligen Beschwichtigungsversuche der vergangenen Monate und Jahre in einem anderen Licht erscheinen. Immer deutlicher wird nun: Das VW-Management hat falsche Entscheidungen getroffen und zu lange nach außen an einem Konzept festgehalten, von dem es intern bereits wusste, dass es nicht aufgeht. Nun ist der Schaden groß, denn der Konzern hat an Glaubwürdigkeit verloren.

Denn während intern zwar bereits länger über die stockenden Verkaufszahlen geschimpft wurde, erfuhr die Öffentlichkeit erst vor einigen Wochen vom Ausmaß der Probleme. Auch in Bezug auf das China-Geschäft übte sich VW – flankiert von der deutschen Automobilindustrie – zuletzt immer noch im Beruhigen.

Lange war Volkswagen in China Marktführer, verlor diesen Titel aber 2023 an BYD. Auch Platz zwei sei in Ordnung, hieß es damals plötzlich, die absolute Anzahl verkaufter Autos sei weiterhin hoch. In offiziellen Erklärungen war von einer „starken Marktposition“ die Rede, VW sei „integraler Bestandteil des industriellen Ökosystems“. Mehr dazu lesen Sie hier.

Zumindest auf das Werk in Xinjiang traf das schon länger nicht zu. Der Standort produzierte unter seinen möglichen Kapazitäten und auch für andere Standorte in China wird spätestens seit dem Sommer händeringend nach einer zukunftsfähigen Strategie gesucht. Denn während VW entschied, vor allem „in China für China“ zu produzieren, herrschte noch Unklarheit darüber, mit welchen Produkten genau dieser Markt überhaupt bespielt werden konnte und bis heute kann.

Immer wieder betonte das Management in den vergangenen Monaten die wirtschaftliche Bedeutung des chinesischen Marktes und appellierte an die Politik, sich gegenüber China zurückhaltender zu verhalten. Nun wird eine Kehrtwende vollzogen. Das mag nicht nur am Investorendruck liegen. Auch Trumps Zoll-Androhungen gegenüber China dürften eine Rolle gespielt haben.

Nun fehlt dem Konzern Stabilität und Planbarkeit für die kommenden Monate. Das schürt weitere Verunsicherung bei Angestellten und Anlegern vor neuen Hiobsbotschaften. Ein angeschlagenes Unternehmen kann sich solche Spekulationen aber nicht leisten. Es sollte nun alles dafür tun, das Vertrauen zurückzugewinnen. Das gelingt nur, wenn der Vorstand offensiv kommuniziert und dabei vergangene Fehler eingesteht sowie eine neue Strategie verständlich offenlegt.

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