Mit lang verschmähter Technik

VW macht ein bisschen auf Toyota


21.03.2025 – 12:37 UhrLesedauer: 2 Min.

Neuauflage: Auch in der zweiten Generation fällt der Toyota C-HR auf. (Quelle: Toyota)

In Zeiten schwächelnder E-Auto-Verkäufe, erhöhten Drucks aus China und strengerer Umweltauflagen setzt VW auf eine Technik, die lange in Wolfsburg verpönt war: den Vollhybridantrieb.

Bis 2030 will VW den Anteil reiner E-Autos am Umsatz in Europa auf 70 Prozent steigern, in den USA und China auf 50 Prozent. Dass der Weg dorthin steinig ist, haben die letzten Jahre bereits deutlich gezeigt: Hohe Umbaukosten und der harte Wettbewerb in China haben den Gewinn 2024 um mehr als 30 Prozent einbrechen lassen. 2,3 Prozent weniger Fahrzeuge wurden weltweit verkauft. Und auch die Verkäufe der rein elektrischen ID.-Reihe liegen insgesamt unter den Erwartungen.

Die wirklichen Geldbringer sind immer noch die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, allen voran Bestseller wie Golf, T-Roc oder Tiguan. Meistverkauftes VW-SUV weltweit ist der Tiguan, der T-Roc ist auf Platz 2.

Weil die Kunden offenbar andere Wünsche haben, als es die langfristigen Strategien von VW vorsehen, muss der Konzern umplanen. Hinzu kommt: Die CO2-Vorgaben werden strenger, Verstöße teurer – deshalb müssen auch die gewinnbringenden Verbrenner umweltfreundlicher werden. Dabei setzen die Wolfsburger auf ein Konzept, das sie lange ignoriert haben: den Vollhybriden im Stil von Toyota.

Die Japaner haben schon in den Neunzigerjahren ein geschlossenes System aus Verbrennungsmotor, Akku und E-Antrieb in ihre Fahrzeuge eingebaut und kontinuierlich verbessert. Hier lädt der Verbrennungsmotor während der Fahrt und beim Bremsen die Batterie, sodass kurze Strecken rein elektrisch zurückgelegt werden können. Zwar kann man einen Vollhybriden (HEV, Hybrid Electric Vehicle) im Gegensatz zum Plug-in-Hybriden nicht an der Ladesäule aufladen, doch das System verspricht spürbare Kraftstoffeinsparungen und geringeren CO2-Ausstoß – und das bei einer deutlich leichteren Batterie als beim Plug-in, da weniger elektrische Speicherkapazität zum Einsatz kommt.

Schon jetzt sind neue VW-Modelle wie Passat, Tiguan oder Tayron mit sogenannten Mildhybrid-Systemen erhältlich. Sie nutzen einen Riemenstartergenerator zur Unterstützung des Verbrenners – rein elektrisches Fahren ist damit aber nicht möglich. Dazu kommen Plug-in-Hybride, die bis zu 100 Kilometer weit elektrisch fahren können. Einen Vollhybriden hingegen hatte VW bislang nur einmal eingebaut – im recht erfolglosen Jetta von 2013 bis 2016.

Nun sollen aber gleich mehrere Modelle mit dem spritsparenden Antrieb ausgerüstet werden. Den Anfang macht die Neuauflage des Kompakt-SUVs T-Roc, der im September auf der IAA in München debütieren soll. Wie genau das System aussehen und welcher Verbrennungsmotor die Basis darstellen soll, ist noch unbekannt – „Auto Motor und Sport“ mutmaßt, dass möglicherweise eine abgewandelte Form des Plug-in-Hybrids mit 1,5 Liter großem Benziner zum Einsatz kommen könnte. Diesel soll es beim T-Roc nicht mehr geben.

Auch im Golf und im Skoda Octavia soll dieser Antrieb später arbeiten. Gut möglich, dass auch weitere Modelle wie der Tiguan den Vollhybriden im Rahmen eines Facelifts integriert bekommen, außerdem Autos von Seat, Cupra oder Audi.

Bis 2026 investiert allein die Marke Volkswagen rund 18 Milliarden Euro in E-Mobilität, Digitalisierung – und eben Hybridisierung. Insgesamt wird es bis 2027 neun neue Volkswagen-Modelle geben, darunter die elektrischen Modelle ID.2 und ID.1, die 202, bzw. 2027 starten sollen.

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