Nach einem großangelegten Betrugsfall steht die Volksbank Düsseldorf Neuss vor finanziellen Herausforderungen. Das Institut benötigt 100 Millionen Euro vom Branchenverband.
Die Volksbank Düsseldorf Neuss sieht sich nach einem massiven Betrugsfall gezwungen, Hilfe vom Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) in Anspruch zu nehmen. Das berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf das Geldhaus.
Demnach ist die Genossenschaftsbank „durch betrügerische Machenschaften im Zusammenhang mit einer internationalen Transaktion in Mitleidenschaft gezogen worden“, teilte sie dem „Handelsblatt“ mit. Das Kreditinstitut werde „mit einer Forderung über 100 Millionen Euro konfrontiert, deren Berechtigung höchst umstritten ist“. Laut „Handelsblatt“ hat die Bank bereits Rückstellungen gebildet und Garantien vom Branchenverband der Genossenschaftsbanken erhalten.
Hintergrund der Forderung ist laut dem Branchenportal „Finanz-Szene“ ein Betrugsfall bei der französischen Billigmodekette Kiabi. Eine ehemalige Managerin der Kette wird laut „Finanz-Szene“ beschuldigt, rund 100 Millionen Euro unterschlagen zu haben, womöglich gemeinsam mit Komplizen. Insidern zufolge sei das Konto für Kiabi bei der Volksbank Düsseldorf Neuss eingerichtet worden, heißt es weiter. Die Managerin sitzt mittlerweile in Haft.
Im Juli bemerkte das Unternehmen jedoch wohl, dass das Geld in die Türkei abgezogen worden war, als es darauf zugreifen wollte. Aktuell hat es offenbar keinen Zugriff mehr auf die Gelder. Kiabi gehört der französischen Unternehmerfamilie Mulliez, die ebenfalls die Mehrheit des Sportartikelhändlers Decathlon hält. Auch die Modeketten Orsay und Pimkie zählten bis zu ihrem Verkauf zur Unternehmerfamilie.
Die Volksbank Düsseldorf Neuss gibt aufgrund laufender Ermittlungen der Staatsanwaltschaft keine weiteren Details bekannt. Auch die Sicherungseinrichtung des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken will sich laut „Handelsblatt“ nicht äußern. Die Bank hat nach eigenen Angaben Strafanzeige erstattet. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft äußerte sich bislang ebenfalls nicht zu dem Fall.
Die Volksbank Düsseldorf Neuss ist bereits die dritte Genossenschaftsbank in diesem Jahr, die auf Unterstützung angewiesen ist. Zuvor hatten die Volksbank Dortmund-Nordwest und die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden finanzielle Hilfen benötigt, um drohende Verluste aufzufangen. Diese wurden durch Immobiliengeschäfte beziehungsweise Wertberichtigungen auf Immobilien verursacht.