Psyche stärken

Vier Sportarten helfen nachweislich gegen Depressionen


02.10.2024 – 08:48 UhrLesedauer: 2 Min.

Bewegung tut gut: Grundsätzlich eignen sich viele Sportarten, um Symptome einer Depression zu lindern. (Quelle: Nastasic/getty-images-bilder)

Es ist oft schwierig, überhaupt irgendwas zu tun, wenn man an einer Depression leidet. Bewegung kann aber für Verbesserung sorgen. Welche Sportarten besonders wirksam sind.

Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland. Behandeln lassen sie sich mit Psychotherapie, Medikamenten – und Bewegung. Denn körperliche Aktivität kann dazu beitragen, depressive Beschwerden zu lindern, das ist wissenschaftlich erwiesen.

Und gleichzeitig ist es aber für die meisten Erkrankten extrem schwierig, aktiv zu sein – eine Depression bedeutet ja unter anderem, antriebslos zu sein. Aber: Vom Nichtstun wird es nicht besser. Sport und Bewegung sind oft fester Bestandteil der Depressionstherapie in der Klinik, aber auch in ambulanten Programmen, erklärt Jens Kleinert, Professor für Sport- und Gesundheitspsychologie und derzeit Leiter des Psychologischen Instituts der Deutschen Sporthochschule Köln.

Laut Nationaler Versorgungsleitlinie handelt es sich bei Depressionen „um psychische Störungen, die durch einen Zustand deutlich gedrückter Stimmung, Interesselosigkeit und Antriebsminderung über einen längeren Zeitraum gekennzeichnet sind“. Weitere typische Symptome sind Konzentrations-, Schlaf- und Appetitstörungen. Unbehandelt können sie die Leistungsfähigkeit, die Lebensqualität und die Lebensfreude massiv beeinträchtigen.

Vier Faktoren sind es Kleinert zufolge, die für die positive Wirkung von Sport im Zusammenhang mit Depressionen sorgen: Aktivierung, verbesserte Stimmung, ein verbessertes Selbstkonzept und stärkere soziale Einbindung.

Sport und regelmäßige Bewegungsaktivität helfen dabei, dass Müdigkeit und Antriebslosigkeit weniger werden. „Depressive Menschen fühlen sich vitaler, wacher und aktiver“, sagt Kleinert, und dadurch besser in der Lage, alltägliche Aufgaben zu bewältigen.

Depressiv Erkrankte empfinden oft eine emotionale Leere, so der Psychologe. „Sport kann dies häufig zumindest teilweise durchbrechen.“ Und zwar, weil – je nach Sportart – viele verschiedene Emotionen angesprochen werden. Kleinert nennt als emotionale Momente etwa das sich Verbessern, Gewinnen und Verlieren, vor allem das gemeinsame Sporttreiben.

Betroffene haben Probleme mit ihrem Selbstwert- und dem eigenen Körpergefühl. Sport und Bewegung helfen: „Sie lernen Neues oder verbessern ihre Fähigkeiten, zum Beispiel Kraft, Beweglichkeit oder Ausdauer. Der Körper wird dadurch positiv erlebt und eine positive Entwicklung wahrgenommen, was das Selbstwertgefühl steigert.“

Die WHO empfiehlt Erwachsenen 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche oder 75 Minuten pro Woche mit hoher Intensität. Daran können sich auch Betroffene einer depressiven Störung orientieren.

Sich zurückziehen, wenig mit anderen zu tun haben, sich isoliert fühlen, das kennen viele Depressionspatienten. Auch hier kann Sport Verbesserungen erreichen, insbesondere durch Bewegung in der Gruppe, sagt Kleinert: „Es muss nicht unbedingt Mannschaftssport sein – auch ein Yogakurs oder gemeinsames Fitnesstraining führen zu einem Gemeinschaftserleben.“

Sport in der Gruppe oder im Verein: Vielen Patienten hilft es, unter Menschen zu kommen. (Quelle: Maskot/getty-images-bilder)

Gerade wenn man beim letzten Punkt vielleicht sofort ein wenig zuckt, weil Mannschaftssport oder Yogakurs irgendwie schwierig klingen – es gibt auch andere Möglichkeiten, sportlich aktiv zu sein, die auch sehr wirksam sind.

Grundsätzlich fast alle. „Bewegung ist eine wirksame Behandlungsmethode bei Depressionen. Gehen oder Joggen, Yoga und Krafttraining sind dabei effektiver als andere Sportarten, insbesondere wenn sie intensiv betrieben werden“, so die Autoren einer britischen Metastudie. Sie hatten 218 verschiedene randomisierte klinische Studien mit insgesamt 14.170 Teilnehmern, die an Depressionen litten, untersucht und dabei verschiedene Sportarten miteinander verglichen.

Tatsächlich wurde Ausdauertraining lange als besonders wirksam bei Depressionen angesehen, da es die neuronalen Veränderungen positiv beeinflusst, so Kleinert.

Kraft- und Fitnesstraining etwa seien aber auch wirksam, weil der Patient sein Körperkonzept stärkt und seine Entwicklungsfortschritte positiv erlebt. „Gerade Krafttraining führt recht schnell zu kleinen Erfolgen, die das Selbstkonzept positiv beeinflussen.“

Generell gilt aber: Jede Bewegung kann dabei helfen, die Symptome einer Depression zu lindern. Hauptsache, die Betroffenen fühlen sich wohl und finden etwas, das sie gerne machen – und das vor allem regelmäßig und langfristig.

Aktie.
Die mobile Version verlassen