Ehemalige RAF-Terroristin

Versuchter Mord, Raub, Waffenbesitz – Klette vor Gericht

Aktualisiert am 25.03.2025Lesedauer: 3 Min.

Daniela Klette (links) mit ihrer Rechtsanwältin. (Quelle: Wolfgang Rattay/Reuters/Pool/dpa/dpa-bilder)

Jahrelang lebte die ehemalige RAF-Terroristin unentdeckt in Berlin. Nun steht sie vor Gericht und wirkt ruhig, neugierig und gelassen.

Mehr als ein Jahr nach ihrer Festnahme in Berlin hat der Prozess gegen die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette vor dem Landgericht Verden begonnen. Mit schwarzem Pullover und dunkelblauer Jeans bekleidet betrat die weißhaarige Angeklagte den Gerichtssaal und umarmte ihre Anwälte. Sie wirkte entspannt und schaute mehrfach neugierig in den Zuschauerraum. Während der Anklageverlesung wirkte sie ruhig und gelassen.

Die Staatsanwaltschaft wirft der 66-Jährigen versuchten Mord unter anderem aus Habgier vor. Die Anklage spricht zudem von versuchtem und vollendetem schweren Raub als „Mitglied einer Bande“ sowie von unerlaubtem Waffenbesitz. Demnach soll die Deutsche 13 Überfälle gemeinsam mit den ehemaligen RAF-Mitgliedern Ernst-Volker Staub (70) und Burkhard Garweg (56) begangen haben. Die beiden Männer sind weiter auf der Flucht. Bei den Überfällen soll Klette meistens das Fluchtauto gefahren haben.

Der Gerichtsprozess ist aus Sicherheitsgründen nicht in den Räumen des Landgerichts Verden, sondern im Staatsschutzsaal des Oberlandesgerichts Celle. Die Angeklagte wurde hinter einer Glaswand platziert.

Nach den Ermittlungen sollen Klette und ihre Komplizen von 1999 bis 2016 Geldtransporter und Kassenbüros in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein überfallen haben. Dabei sei das Trio „arbeitsteilig und äußerst konspirativ“ vorgegangen, sagte die Staatsanwältin bei der Verlesung der Anklage, die rund eineinhalb Stunden dauerte. Ihr zufolge verkleideten sich die Tatverdächtigen mitunter mit Perücken und falschen Schnurrbärten. Manchmal trugen sie Sturmhauben oder verdeckten ihre Gesichter mit Tüchern.

Den Ermittlungen zufolge planten sie die Verbrechen genau: Sie sollen unter falschen Namen Fahrzeuge gemietet, die Tatorte ausgespäht und gezeichnet haben. Auch über die Aufteilung der Beute sollen sie im Vorfeld gesprochen haben.

Klette, Garweg und Staub hätten die zeitintensive Planung und die Ausführung der Raubüberfälle als ihre Arbeit angesehen, sagte die Staatsanwältin bei Verlesung der Anklage. Demnach wollten sie mit den Straftaten „ihren Lebensunterhalt“ finanzieren. Bei den Taten sollen sie 2,7 Millionen Euro erbeutet haben.

Um Widerstände zu überwinden, hatte das Trio den Ermittlungen zufolge Waffen dabei: Eine täuschend echt aussehende Panzerfaust, Elektroschocker und Pistolen. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft soll das Trio in Kauf genommen haben, Menschen zu verletzen oder zu töten. Laut Anklage bedrohten die drei ihre Opfer.

Schon seit vielen Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft Verden gegen Klette und ihre mutmaßlichen Komplizen Staub und Garweg. Am 26. Februar 2024 nahmen Einsatzkräfte die ehemalige RAF-Terroristin in Berlin-Kreuzberg fest, wo sie unter falschem Namen lebte. Auch im Gerichtssaal wirkte die 66-Jährige mit ihren locker zusammen gebundenen Haaren wie eine freundliche Nachbarin.

Der Prozess startete unter hohen Sicherheitsvorkehrungen. Vor den Eingängen des Gerichtsgebäudes standen Justizbeamte und Polizisten mit Maschinenpistolen. Vor dem Oberlandesgericht Celle versammelten sich rund 50 Unterstützer der Angeklagten. Auf Transparenten stand unter anderem „Freiheit für alle politischen Gefangenen“.

Die Anwälte der 66-Jährigen fordern ein faires Verfahren. „Frau Klette soll nicht besser oder schlechter gestellt werden als irgendeine andere angeklagte Person“, sagte Verteidiger Lukas Theune vor Prozessbeginn. Angesichts bisheriger Erfahrungen sei er skeptisch, ob das gelingt.

Nach Schilderung des Anwalts erfährt Klette in der Untersuchungshaft eine gesonderte Behandlung. Auch bei den Transporten zu den Prozessterminen soll seine Mandantin nach dem Willen der Bundesanwaltschaft immer an Händen und Füßen gefesselt werden. Schwer bewaffnete Spezialeinsatzkräfte sollen sie begleiten.

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