„Gefährlich wie scharfe Waffen“

Verband fordert: Starke Autos nur noch auf die Rennstrecke


15.12.2024 – 10:25 UhrLesedauer: 2 Min.

PS-Giganten im Visier: In Australien braucht man für Hochleistungsfahrzeuge seit 2024 eine Sonderlizenz. Eine Idee für unsere Straßen? (Quelle: Kreispolizei Euskirchen)

PS-Monster auf Deutschlands Straßen: Brauchen ihre Fahrer eine Extra-Lizenz wie in Australien? Experten streiten über Regeln, Verantwortung – und die Gefährlichkeit von Rasern.

Seit Dezember 2024 benötigen Autofahrer in Australien für Fahrzeuge mit mehr als 375 PS pro Tonne eine „U-Lizenz“, die auf die Gefahren dieser Rennmaschinen aufmerksam macht. Wer ohne Lizenz fährt, riskiert Strafen. Ein Modell für Deutschland?

Der größte Fußgängerschutzverband, Fuss e.V., sagt: Ja. „PS-starke Autos in den falschen Händen sind so gefährlich wie scharfe Waffen“, warnt der Verband. Er fordert, dass nur erfahrene Fahrer mit sauberem Punktekonto solche Boliden steuern dürfen.

Noch weiter geht seine Frage: Gehören diese Fahrzeuge überhaupt auf öffentliche Straßen? Die Antwort des Verbandes: Nein. Wer mit 300 PS und 200 km/h fahren wolle, gehöre auf die Rennstrecke – nicht auf die Straße.

Doch nicht jeder ist für eine strenge Zulassungsregelung.

Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) hält eine neue Führerscheinklasse für unnötig. „Wie man sich als Autofahrer sicher im Straßenverkehr verhält, lernt man in der Fahrschule“, sagt UDV-Leiterin Kirstin Zeidler t-online. Ob sich jemand an die Regeln halte, hänge nicht vom Auto ab, sondern von der Einstellung des Fahrers. Ein Online-Training wie in Australien werde Raser kaum bremsen.

Statt einer neuen Prüfung fordert die UDV vor allem eines: die konsequente Umsetzung bestehender Gesetze. Wichtiger als eine neue Führerscheinklasse wären engmaschige Kontrollen und härtere Sanktionen wie die Beschlagnahmung von Fahrzeugen oder der Entzug der Fahrerlaubnis, so die UDV. Diese Möglichkeiten gibt es, doch sie werden oft nicht ausreichend genutzt.

„Solange die Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden, gering ist, bleiben höhere Strafen ohne große Wirkung und die Hemmschwelle sinkt“, sagt Zeidler. Dabei müsse man gerade Wiederholungstäter aus dem Verkehr ziehen.

In einem sind sich beide einig: PS-starke Autos gehörten nicht in die Hände von jungen Fahrern unter 21 Jahren. Diese Altersgruppe hat das höchste Unfallrisiko. Der Fußgängerschutzverband meint, Fahranfänger sollten solche Autos weder kaufen noch mieten dürfen.

Die Diskussion ist eröffnet: Braucht Deutschland strengere Regeln für PS-Protze? Während der Fußgängerschutzverband eine klare Linie fordert, setzt die Unfallforschung auf schärfere Kontrollen statt neuer Prüfungen. Für die Kritiker steht fest: Hohe Leistung auf vier Rädern bedeutet auch hohe Verantwortung. Wer ihr nicht gerecht werden kann, sollte sich nicht hinters Steuer setzen – oder überhaupt einen solchen Sportwagen fahren dürfen.

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