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Der Vatikan sendet ein Lebenszeichen – doch die Spekulationen reißen nicht ab: Wie steht es tatsächlich um die Gesundheit von Papst Franziskus?

Seit Wochen wird über den Gesundheitszustand von Papst Franziskus spekuliert. Ein Foto des Vatikans soll für die Gläubigen ein Zeichen sein, dass der Papst noch lebt. Doch was sagt es wirklich aus? Und erreicht die katholische Kirche damit das Ziel, die wilden Verschwörungstheorien rund um den Papst zu beenden? Der Vatikan-Experte Marco Politi gibt im Interview mit t-online Antworten.

t-online: In den vergangenen Wochen gab es viele Spekulationen um den Gesundheitszustand von Papst Franziskus. Der Vatikan veröffentlichte nun ein Bild von ihm. Wie ordnen Sie die aktuellen Entwicklungen ein?

Marco Politi: Das Foto war eine Antwort auf die unzähligen Gläubigen, die sich Sorgen machten und den Papst sehen wollten. Erinnern wir uns an Johannes Paul II.: Er zeigte sich oft am Fenster, winkte oder spendete den Segen, selbst wenn er schwer krank war. Diesmal jedoch ging es Papst Franziskus wirklich sehr schlecht – so schlecht, dass er nicht aufstehen konnte. Nach fast 45 Tagen im Krankenhaus wollte der Vatikan den Gläubigen ein Zeichen geben: Der Papst lebt, ihm geht es ein wenig besser.

Natürlich war das veröffentlichte Foto raffiniert inszeniert. Man sah nur seinen Rücken und einen kleinen Teil seines Gesichts. So konnte nicht erkannt werden, dass er weiterhin Nasenröhrchen zur Sauerstoffversorgung benötigt. Doch die Ärzte bleiben vorsichtig: Die Lage ist weiterhin ernst, und eine baldige Entlassung aus dem Krankenhaus ist nicht in Sicht.

Was zeigt das veröffentlichte Foto noch für Sie?

Der Papst ist nicht in der Lage, autonom zu gehen. Er bleibt auf den Rollstuhl angewiesen. Selbst zu der kleinen Kapelle in seinem Trakt im Gemelli-Krankenhaus konnte er sich nur mit dem Rollstuhl bewegen. Das zeigt, wie schwach und fragil er weiterhin ist.

(Quelle: t-online)

Das veröffentlichte Foto sollte offenbar auch Fake News entkräften, in denen behauptet wurde, der Papst sei bereits verstorben. Hat es seinen Zweck erfüllt?

In der digitalen Welt leben Verschwörungstheorien oft länger als Fakten. Aber für viele Gläubige war es ein wichtiges Signal, dass der Papst lebt und weiterhin präsent ist. Interessanterweise betrifft das nicht nur Katholiken – auch viele nicht gläubige Menschen sorgen sich um ihn, weil er eine weltweit geschätzte Persönlichkeit ist.

Trotz seiner gesundheitlichen Probleme arbeitet der Papst weiter. Er hat gerade eine bedeutende Entscheidung zur Zukunft der Kirche getroffen. Was genau hat er beschlossen?

Ja, das ist bemerkenswert. Trotz seiner langen Krankheit hat er ein starkes Signal gesetzt, indem er das Abschlussdokument der Weltsynode als Teil des kirchlichen Lehramts anerkannt hat. Es geht darum, die sogenannte Synodalität, also mehr Mitbestimmung und Zusammenarbeit in der Kirche, voranzutreiben.

(Quelle: Marco Politi )

Marco Politi wurde 1947 in Rom geboren und gilt als einer der renommiertesten Vatikanexperten. Über 50 Jahre hinweg begleitete er die Pontifikate von Paul VI. bis Franziskus. Politi schrieb unter anderem 20 Jahre für die italienische Tageszeitung „La Repubblica“, später wechselte er zum „Fatto Quotidiano“. Gemeinsam mit dem amerikanischen Starjournalisten Carl Bernstein verfasste er eine politische Biografie des polnischen Papstes Johannes Paul II. 2012 veröffentlichte er die Monografie „Benedikt. Krise eines Pontifikats“. Es folgte „Franziskus unter Wölfen“ und 2020 „Das Franziskus-Komplott“. In dem Buch beschrieb Politi, welche konservativen Netzwerke, Kardinäle und Bischöfe im Vatikan und im Ausland Papst Franziskus bekämpfen.

Können Sie das konkretisieren? Was bedeutet Synodalität für die Kirche?

Es geht darum, dass nicht nur Bischöfe allein Entscheidungen treffen, sondern dass auch Priester, Ordensleute und vor allem Laien – also auch Frauen – stärker eingebunden werden. Die Kirche soll sich hin zu einer Gemeinschaft bewegen, in der Verantwortung geteilt wird.

Also mehr Demokratie in der Kirche?

So könnte man es formulieren. Die Kirche wird nicht zur Demokratie im weltlichen Sinne, aber es soll mehr Austausch und Beteiligung geben. Besonders Frauen sollen in Leitungspositionen kommen, was ein bedeutender Schritt ist.

Ist das verbindlich oder nur eine Empfehlung?

Es ist verbindlich. Die Bischöfe müssen nun in ihren Diözesen umsetzen, wie sie diese Prinzipien in die Praxis bringen. Der Papst hat dafür einen klaren Zeitplan vorgegeben: 2026 und 2027 sollen konkrete Maßnahmen erarbeitet werden, 2028 wird dann eine weltweite Versammlung dazu stattfinden.

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