Putin will uns „testen“

BND-Chef warnt vor Annäherung der USA an Russland

Aktualisiert am 08.03.2025Lesedauer: 2 Min.

Nach Einschätzung von BND-Chef Kahl will Russland den Zusammenhalt des Westens auf die Probe stellen (Archivfoto). (Quelle: Britta Pedersen/dpa/dpa-bilder)

Bruno Kahl zeigt sich besorgt über eine mögliche Annäherung der USA an Russland. Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes sieht die europäische Sicherheit gefährdet.

Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Bruno Kahl, hat sich besorgt über eine mögliche Annäherung der USA an Russland unter der neuen Administration von Donald Trump geäußert. Der BND-Chef erklärte gegenüber der Deutschen Welle, dass sich nahezu jeder internationale Konflikt durch die neue Haltung der US-Regierung verändere. „Der Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt, ist das zentrale Thema“, betonte Kahl.

Er warnte, dass ein frühes Kriegsende in der Ukraine es Russland ermöglichen könne, seine geopolitischen Interessen verstärkt gegen Europa zu richten. Wenn der Krieg früher zum Stillstand komme als 2029 oder 2030, sei Russland auch früher in der Lage, mit seinen technischen, materiellen und personellen Mitteln eine Drohkulisse gegen Europa aufzubauen.

Besondere Besorgnis bereite ihm die langfristige Strategie des Kremls. Russlands Ziel sei es, die NATO zurückzudrängen und den Einfluss nach Westen auszuweiten – „am besten ohne die Amerikaner in Europa“, sagte Kahl. Eine Annäherung Washingtons an Moskau könnte daher Europas Sicherheit massiv gefährden.

Er hoffe, dass die USA sich nicht auf ein solches Szenario einlassen würden. Trump hatte in dieser Woche die US-Militärhilfe für die Ukraine gestoppt und die Weitergabe von Geheimdienstinformationen an Kiew unterbrochen. Kahl betonte, dass europäische Nachrichtendienste weiterhin intensiv daran arbeiteten, die Ukraine mit aktuellen Informationen zu versorgen.

Er zeigte sich außerdem zuversichtlich, dass der Austausch von Geheimdienstinformationen mit den USA fortgesetzt wird. „Wir sind auf die Hilfe unserer Freunde jenseits des Atlantiks angewiesen, wie sie auf unsere“, sagte er der Deutschen Welle.

Auch mit Blick auf die NATO-Architektur sieht Kahl eine Gefahr. „In Russland gibt es Überlegungen, den Artikel 5 des NATO-Vertrags auf seine Belastbarkeit zu testen“, sagte er. Artikel 5 regelt die Beistandsverpflichtung innerhalb des Bündnisses und besagt, dass ein Angriff auf ein Mitglied als Angriff auf alle gewertet wird. „Wir hoffen sehr, dass das nicht stimmt und dass wir nicht in die Verlegenheit kommen, dass es getestet wird, aber dass es Russland will, uns testen, die Einheit des Westens auf die Probe zu stellen, davon müssen wir ausgehen“, sagte er.

Russland strebe eine neue Weltordnung an, die an die Verhältnisse der 1990er-Jahre erinnere, als der Einfluss der NATO in Osteuropa noch geringer war, so Kahl. „Europa muss auf die geopolitischen Veränderungen vorbereitet sein und sich unabhängig von den USA stärker auf seine eigene Sicherheit konzentrieren.“

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