Er müsse mal unter vier Augen reden, sagte der Sheriff. Der Richter bat den Chef-Polizisten daraufhin in sein Büro – dann hörten die Angestellten Schüsse.

Im US-Bundesstaat Kentucky hat ein Sheriff einen Richter erschossen. Wie lokale Medien übereinstimmend berichteten, ereignete sich die Bluttat am Donnerstagnachmittag im 1.700-Einwohner-Ort Whitesburg im Letcher County.

Der Polizeichef des ländlichen Countys, Mickey Stines, sei gegen 15 Uhr in das örtliche Gerichtsgebäude gekommen, meldete die Zeitung „The Mountain Eagle“. Dort habe er Angestellten und anderen Anwesenden gesagt, er müsse einmal mit Richter Kevin D. Mullins allein sprechen. Die beiden Männer seien daraufhin im Büro des Richters verschwunden.

Kurz nachdem die Tür geschlossen wurde, fielen mehrere Schüsse. Dann kam Sheriff Stines mit erhobenen Händen heraus und ließ sich widerstandslos festnehmen. Der Richter starb noch am Tatort.

Der 43 Jahre alte Stines war 2018 erstmals und 2022 erneut zum Sheriff des Countys gewählt worden. Die genauen Hintergründe der Tat sind noch unklar, aber die „New York Times“ berichtet über einen Fall von sexuellem Missbrauch, der zur Verurteilung eines Deputys von Stines geführt hatte. Der Mann soll eine Frau im Gerichtsgebäude vergewaltigt haben. In dem Fall geriet auch Sheriff Stines ins Visier der Ermittler. Ihm wurde „vorsätzliche Gleichgültigkeit“ vorgeworfen. Er habe nicht angemessen auf die Vorwürfe reagiert, als sie aufkamen, hieß es.

„Es gibt viel zu viel Gewalt in dieser Welt, und ich bete für einen Weg in eine bessere Zukunft“, schrieb Kentuckys Gouverneur Andy Beshear nach der Tat auf X. In den USA gehören tödliche Schüsse zum Alltag. Schusswaffen sind dort leicht erhältlich und in großem Stil im Umlauf. Größere Attacken führen regelmäßig zu Diskussionen über eine Verschärfung des Waffenrechts – bisher ohne Erfolg. Eine substanzielle Verschärfung der Waffengesetze in den USA wird seit Jahren von Republikanern verhindert.

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