Lassen Sie uns noch einmal auf Ihre Partei blicken, die FDP, die nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag einen neuen Chef sucht. Sie haben sich unlängst offen dafür gezeigt, mehr Verantwortung zu übernehmen. Wollen Sie nun Vorsitzende werden – oder nicht?

Ich habe zu keinem Zeitpunkt gesagt, ich wolle die neue Parteivorsitzende werden, im Gegensatz zu meinem Kollegen Wolfgang Kubicki. Er hat, nachdem er in der Wahlnacht verkündet hatte, er wolle Verantwortung übernehmen und sich wie Christian Lindner zurückziehen, er sei ja schließlich Teil der Kampagne gewesen, sich es dann doch – nach einer feucht traurigen Nacht – anders überlegt. Er hat dies der „Bild“-Zeitung mitgeteilt. Ich habe bereits am Wahlabend darauf verwiesen, dass es eines Teams bedarf, um die Partei in den Bundestag zurückzuführen, und ich, wenn meine Expertise benötigt wird und die Partei es wünscht, dabei wäre.

Viele in der Partei können sich Christian Dürr, den Chef der Bundestagsfraktion in Auflösung, als Vorsitzenden vorstellen.

Wir haben ganz viele kluge Leute in unserer Partei, die das könnten und auch das breite Spektrum der FDP widerspiegeln würden. Es wäre deshalb gut, wenn unterschiedlich Köpfe eine Rolle spielen würden. Neben den erfahrenen Kollegen wie Johannes Vogel und Konstantin Kuhle sind das auch Kolleginnen wie Gyde Jensen, Ria Schröder, Maria Westphal, Franziska Brandmann oder Susanne Seehofer. Wir brauchen ein Team aus Frauen und Männern, die unterschiedliche Gruppen ansprechen, um als Partei wieder attraktiv zu werden.

Also wären Sie auch für eine Doppelspitze, wie andere Parteien sie haben?

Ich kann mir das sehr gut vorstellen. Zumal wir in den Landesverbänden damit sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Dazu müsste allerdings unsere Satzung geändert werden. Letztendlich muss das selbstverständlich der Parteitag entscheiden.

Und welchen Kurs sollte die Partei mit diesem Team einschlagen, nachdem der schwarz-gelbe „Dagegen“-Wahlkampf der FDP zuletzt gescheitert ist?

Eine Partei, die immer nur gegen alles ist und sich an der Konkurrenz abarbeitet, ist nicht attraktiv. Wir sollten klarmachen, für was wir stehen. Um es mal etwas einfach auszudrücken: Wenn ich in einen Laden gehe, um eine Hose zu kaufen, dann doch, weil das Geschäft Werbung für seine Ware macht und die Vorzüge und Vielfalt anpreist und nicht, weil es dem Nachbargeschäft unterstellt, nur Mist zu verkaufen.

Und wie lässt sich der „Laden“ FDP retten?

Die FDP steht für den Wirtschaftsliberalismus, denn ohne entsprechende Rahmenbedingungen für den Mittelstand und die Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen, wird es keine erfolgreiche Wirtschaft geben. Dies ist aber Voraussetzung für alles, was wir finanzieren wollen und müssen. Darüber hinaus spielt der Bürgerrechtsliberalismus eine Rolle und sollte auch entsprechend wieder in den Fokus gerückt werden. Die Bürgerrechte zu schützen, ist elementar für unsere gesellschaftliche Freiheit. Der Liberalismus ist so kostbar, dass wir ihn nicht einengen, sondern breiter aufstellen sollten. Er ist kostbar und in schwierigen Zeiten nicht wirklich populär, weil leider sich viele Bürger nach Führung sehnen und offensichtlich auch kein Problem damit haben, wenn ihre Freiheiten sukzessive eingeschränkt werden. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit einer thematisch breit aufgestellten FDP und einem guten Team in vier Jahren im Bundestag wieder dabei sind. Deutschland wird schnell merken, dass der Parlamentarismus in Deutschland ein anderer ist, wenn die Freiheit im Parlament keinen richtigen Vertreter mehr hat.

Frau Strack-Zimmermann, vielen Dank für dieses Gespräch.

Aktie.
Die mobile Version verlassen