Die Debatte innerhalb der CDU hatte bei anderen Parteien für scharfe Kritik gesorgt. Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann zeigte sich entsetzt über Kretschmers Äußerungen. „Während Putin weiter Bomben auf die Ukraine wirft, biedert sich Ministerpräsident Kretschmer dem Kriegstreiber wieder an“, sagte sie. Den CDU-Vorsitzenden Merz forderte Haßelmann auf, „die Moskau-Connection in seiner Partei schnellstens abzuwickeln“.
Doch Kretschmer, der sich trotz des Ukrainekrieges seit Jahren für ein konstruktives Verhältnis zum Kreml einsetzt, ging noch weiter. So forderte er Deutschland und die EU-Länder auf, über Lockerungen der Sanktionen gegen Russland nachzudenken. Eine Weigerung, das Thema anzugehen, sei „völlig aus der Zeit gefallen“, so der stellvertretende CDU-Vorsitzende. „Wenn man merkt, dass man sich selbst mehr schwächt als das Gegenüber, dann muss man darüber nachdenken, ob das alles so richtig ist.“
Für den Kanzler in spe, Friedrich Merz, kommen die Diskussionen zur Unzeit. Schließlich hatte er sich im Wahlkampf stets für ein hartes Vorgehen gegenüber Putin und einen Ausbau der Unterstützung für die völkerrechtswidrig angegriffene Ukraine ausgesprochen. Doch die „Moskau-Connection“, wie Haßelmann die Russland-Befürworter in der CDU nennt, sitzen allesamt im Verhandlungsteam der Union bei den Koalitionsgesprächen. Sie sind keine Hinterbänkler.
Und auch Laschet bringt sich wohl nicht zufällig in die außenpolitische Debatte ein. Zuletzt durfte er in der Delegation von Annalena Baerbock (Grüne) mit nach Syrien reisen. Der gescheiterte Kanzlerkandidat von 2021 gilt als Anwärter auf den Posten als Außenminister. Er selbst bestreitet das nur halbherzig. Im „Bild“-Podcast ließ er kürzlich wissen, er habe sich zwar um kein Amt beworben, aber seitdem er politisch tätig ist, immer auch Außenpolitik betrieben.
Ambitionen auf den Posten werden auch Johann Wadephul nachgesagt, ebenso dem Außenexperten Norbert Röttgen. Beide stehen für einen harten Kurs gegenüber Russland. Wadephul hatte zuletzt auch scharfe Kritik am umstrittenen Vorgehen Donald Trumps gegenüber der Regierung in Kiew geübt. „Trump begeht einen schweren strategischen Fehler“, sagte Wadephul im Podcast der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
Auch hier machte sich Laschet nun für einen eher moderateren Kurs stark. So plädierte er für einen diplomatischeren Umgang mit Donald Trump. „Es bringt uns keinen Millimeter weiter, wenn wir uns jeden Tag ereifern über Donald Trump und uns über ihn lustig machen“, sagte Laschet der „Funke“-Mediengruppe. „Man muss alles tun, Trump so eng wie möglich an Europa zu binden.“ Es gelte, ihm zu verdeutlichen, dass eine enge Zusammenarbeit auch im amerikanischen Interesse sei. „Es gibt geopolitische Konflikte, nicht nur mit Russland, sondern auch mit China. Trump wird uns auch noch mal brauchen“, sagte Laschet.
In der CDU, so wird wohl nicht nur beim künftigen Koalitionspartner SPD erwartet, dürfte der designierte Kanzler Merz spätestens mit seinem Amtsantritt dafür sorgen, die Vielstimmigkeit in Sachen Außenpolitik in seiner Partei zu beenden. Denn wer auch immer das Amt letztlich besetzen wird: Es wird auch eine Richtungsentscheidung für Deutschlands Umgang mit den großen weltpolitischen Konflikten unserer Zeit.