Pelé (†82): Der König – ein Nachruf auf Brasiliens Fußballlegende

    Pelé ist tot: Das Fußball-Idol hat den Sport verändert wie niemand vor oder nach ihm. Er war der erste echte Weltstar. Messi, Ronaldo, Neymar? Wären ohne ihn nicht möglich.

    “Pelé war einer der wenigen, die meine Theorie widerlegten”, sagte Künstler Andy Warhol einmal. “Statt 15 Minuten Ruhm wird er 15 Jahrhunderte haben.”

    Edson Arantes do Nascimento, drei WM-Titel, FC Santos, Brasilien, der Größte seines Sports: Jeder Fußballfan hat diese Fakten noch heute sofort parat, mit einem Ton der Hochachtung, der Faszination, vielleicht sogar einem Leuchten in den Augen. Pelé, das war schöner Fußball, erfolgreicher Fußball, das war ein gewinnendes Lächeln – und: Strahlkraft über seinen Sport hinaus.

    Denn dieser Pelé war der erste globale Superstar des Fußballs – und der einflussreichste. Ohne den Ballkünstler sähe der Weltfußball heute anders aus.

    Weltklassespieler und Popstar

    Vor Pelé hat der Fußball mit Alfredo di Stefano oder Ferenc Puskas zwar innerhalb des Sports internationale Größen, aber erst der legendäre “Zehner” der Seleção entwuchs seinem Sport, war gleichermaßen Weltklassespieler und Popstar. Kein anderer brach derart über die Fußballwelt herein wie Brasiliens Rekordtorschütze – und verändert sie so nachhaltig. “Er ist der Fußballer dieses Jahrhunderts, wenn nicht sogar der Sportler des Jahrhunderts”, sagte Franz Beckenbauer einmal. Und der große Niederländer Johan Cruyff schwärmte: “Pelé war der einzige Fußballer, der die Grenzen der Logik überwunden hat.”

    Pelés Konterfei bei der WM in Katar: Der Brasilianer gehört zu den bekanntesten Menschen auf der Welt. (Quelle: IMAGO/ANTONIO LACERDA)

    Mehr noch: Ohne Pelé wären Lionel Messi, Ronaldo oder Neymar in all ihrer überdimensionierten Heldenverehrung nicht möglich. Denn erst der geniale Angreifer hat den Fußball in der Weltöffentlichkeit verankert, mit all seinem begnadeten Können, seinen Tricks, seinem spektakulären Spiel, seinem Charisma. Tarcisio Burgnich, der beinharte italienische Verteidiger, im WM-Finale von Mexiko City 1970 mit der Bewachung der Nummer 10 beauftragt, beschrieb das Erlebnis einst tiefsinnig: “Ich sagte mir vor dem Spiel, dass er auch nur aus Haut und Knochen besteht wie jeder andere – aber ich lag falsch.” Sein Gegenspieler hatte gerade ein Tor und zwei Vorlagen zum 4:1-Sieg der furios aufspielenden Brasilianer beigetragen.

    Für einen Ball fehlt das Geld

    Pelé wächst unter ärmlichen Bedingungen in Bauru auf, mitten im Bundesstaat São Paulo im Südosten Brasiliens. Vater Dondinho ist selbst Fußballer, der große Durchbruch wollte ihm nie gelingen. Mutter Celeste ist anfangs nicht begeistert davon, dass der Junge dem Papa nacheifern will – er soll nicht dieselben beruflichen und finanziellen Schwierigkeiten durchmachen müssen. Der Sohn unterstützt derweil die Familie, indem er in Teestuben kellnert. Für einen richtigen Fußball fehlt trotzdem das Geld, stattdessen werden mit Zeitungspapier ausgestopfte Socken oder Grapefruits zweckentfremdet.

    Anfang der 50er Jahre macht er erste Schritte im Hallenfußball und im Futsal. Der Heranwachsende fällt bei Turnieren auf, wird anfangs wegen seines Alters nicht ernst genommen, ist er am Ende meist bester Torschütze. “In diesem Moment habe ich realisiert, dass ich vor nichts Angst haben muss. Ich habe mich direkt gefühlt wie ein Fisch im Wasser”, erinnerte er sich später, “beim Hallenfußball musst du schneller denken, weil alles viel enger ist. Dass ich das Spiel so gelernt habe, hat mir sicherlich geholfen, auf dem Platz gedankenschneller zu sein.”

    Ebenfalls 1964: Bundesliga-Aufsteiger Hannover 96 streckt auf der Suche nach Verstärkungen seine Fühler nach Brasilien aus - und kontaktiert den FC Santos. Verwaltungsratsmitglied Ziegra will Pele verpflichten. Leider hat die brasilianische Regierung den weltbesten Fußballer zum Staatseigentum erklärt: Wechsel ins Ausland ausgeschlossen.
    Der Klub seines Lebens: Pelé hatte eine besondere Beziehung zum FC Santos. (Quelle: imago-images-bilder)

    Mit 15 geht sein Stern auf

    Sein Trainer und früher Förderer Waldemar de Brito verhilft ihm 1956 zu einem Probetraining beim nahegelegenen FC Santos, den Klubchefs verspricht er wenig zurückhaltend, der schmächtige 15-Jährige werde einmal “der beste Fußballer der Welt” werden. Santos-Trainer Lula ist angetan von seinem Talent, im Juni unterzeichnet Pelé seinen ersten Profivertrag. Am 7. September 1956 debütiert er bei den Profis, beim 7:1-Sieg gegen Corinthians Santo André legt der gerade 15-Jährige nach seiner Einwechslung in der zweiten Halbzeit eine furiose Vorstellung hin, erzielt um 16:34 Uhr das sechste Tor für Santos – mit einem Tunnel gegen Corinthians-Torwart Zaluar.

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