Die provokante Opernperformance „Sancta“ sorgte in Stuttgart für Aufsehen und medizinische Notfälle. Dabei sei der Großteil des Stücks gar nicht so heftig, sagt eine Kennerin.

Gleich dreimal ist der Notarzt bei den ersten beiden Aufführungen der provokanten und blutigen Opernperformance „Sancta“ in Stuttgart angerückt. Die Inszenierung verursachte bei 18 Operngängern Übelkeit oder gar Kreislaufzusammenbrüche. Nun bringt die Berliner Volksbühne das umstrittene Stück auf die Bühne.

Am 15. und 16. November 2024 zeigt die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz die Inszenierung. Performance-Künstlerin Florentina Holzinger ist bekannt für ihre radikalen und freizügigen Darstellungen weiblicher Körper. Ihre schmerzhaften Stunts und trashigen Elemente sorgen seit Jahren für Aufsehen in der Theaterwelt.

Mit weiblicher Sexualität in der Kirche kommt bei dem aktuellen Stück ein weiteres Reizthema hinzu – vor allem im christlich geprägten Stuttgart. „Die wirklich heftigen Szenen machen nur einen sehr geringen Anteil dieses dreistündigen Opernabends aus“, ordnet die Theaterkritikerin Eva Marburg im Deutschlandfunk ein. Aber man sehe unter anderem ein Live-Piercing, bei dem zwei Performerinnen hinten am Rücken jeweils zwei Karabiner in die Haut gebohrt bekommen. „An diesen Haken werden die beiden Performerinnen später dann auch in die Höhe gezogen und schwingen wie zwei dunkle Engel über die Bühne.“

Deshalb lief „Sancta“ in Stuttgart nur mit Altersbeschränkung und fettgedruckten Warnhinweisen. Auch in Berlin gibt es Vorsichtsmaßnahmen: Die Volksbühne spricht eine Altersempfehlung ab 18 Jahren aus und warnt vor möglichen Triggern. Beide Vorstellungen in Berlin sind bereits ausverkauft.

Die Performance hinterfragt weibliche Sexualität im Kontext christlicher Religion. Nackte Darstellerinnen feiern den weiblichen Körper, befreit von religiöser Scham und Schuld. Die sexuellen Handlungen seien dabei explizit, schreibt die Volksbühne in ihrer Triggerwarnung. Auch echtes Blut sei zu sehen. Opernmusik, Heavy Metal und Techno untermalen die opulenten, teils verstörenden Bilder.

Ob es in Berlin zu ähnlichen Notfällen wie in Stuttgart kommt, bleibt abzuwarten. Katharina Nelles, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit beim Mecklenburgischen Staatstheater, betont: Bei der Uraufführung in Schwerin und bei Auftritten in Wien gab es keine vergleichbaren Vorfälle.

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