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Kim Gottwald wurde bekannt, weil er zu allen deutschen Fußball-EM-Spielen zu Fuß lief. Der Kölner Student spricht im Interview über neue Projekte und die schlimmste KVB-Linie.

t-online: Herr Gottwald, Sie sind 100 Runden um den Aachener Weiher in Köln gelaufen. Wird einem dabei nicht schwindelig?

Kim Gottwald: (lacht) Eigentlich wollte ich erst 100 Runden laufen, wenn ich 10.000 Follower auf Instagram habe. Aber ich hatte dann irgendwie Blut geleckt und hatte einfach so Bock darauf, auch ohne die Follower. Das war das erste Video, was so richtig durch die Decke gegangen ist. Mittlerweile hat das auf Instagram fast eine Million Aufrufe. Das hat schon Spaß gemacht und ich wollte das unbedingt ausbauen.

Sie sind in Köln auch alle Stadtbahn-Linien der KVB abgelaufen: Welche Linie in Köln ist am schlimmsten, welche am besten?

Die Strecke zwischen Bonn und Köln auf der Linie 16 ist die schlimmste. Das sind um die 50 Kilometer und die zieht sich vor allem in Richtung Bonn. Am besten ist die Sieben zwischen Fechen und Zündorf. Da läuft man irgendwann über den Rhein, das ist schon sehr schön.

Wie kommen Sie auf solche Ideen?

Ich schaue, was andere so machen, manchmal kommen mir Ideen spontan in den Kopf und ich setze die dann einfach um. Ich bin beispielsweise 60 Kilometer in einem Kreisverkehr am Ludgeriplatz in Münster gelaufen. Da hatte ich sonntags die Idee und bin dann mittwochs einfach da hingefahren und habe das gemacht.

Trotzdem kommt ja nicht jeder mal eben auf die Idee, eineinhalb Marathons an einem Abend zu laufen. Waren Sie schon immer so drauf?

Ich habe schon immer Sport gemacht, früher Fußball gespielt, dann irgendwann auch Taekwondo. Während meiner Vorbereitung zum Abitur 2021 war mir dann langweilig und ich war ein bisschen am schwimmen, weil ich wegen Corona nichts machen konnte. Also habe ich angefangen, jeden Morgen zehn Kilometer zu laufen. Irgendwann habe ich dann Videos gesehen von Läufern, die so krasse Distanzen abreißen. Und dann bin ich einfach 100 Kilometer am Stück durch mein Dorf gelaufen. Eine Runde nach der anderen. Das hat mich komplett zerlegt.

Und trotzdem haben Sie weitergemacht?

Ja, ich hatte wie gesagt irgendwie Blut geleckt. Nachdem das Video vom Aachener Weiher viral gegangen ist, habe ich nach einem neuen Ziel gesucht. Dann habe ich gesehen, dass die ersten Spiele der deutschen Nationalmannschaft bei der EM 2024 in Stuttgart, München und Frankfurt stattfinden sollten. Und ich dachte mir: Das sind vier bis fünf Tage zwischen den Spielen, 50 Kilometer am Tag – das schaffe ich. Ich habe dann noch mit meinen Eltern gequatscht und die sagten nur: „Mach halt.“

Die ganze Geschichte ist dann komplett durch die Decke gegangen …

Das hatte ich so nicht erwartet. Ich wurde teilweise ins Stadion eingeladen, die Leute haben mich angefeuert. Es war Sommer. Die Stimmung im Land war super. Das waren schon die besten Wochen in meinem Leben. Und danach hat sich das alles irgendwie gefügt.

Wie haben Sie sich dann gefühlt, als Deutschland ausgeschieden ist und die Geschichte vorbei war?

Ich bin in ein Loch gefallen und war wenig am schwimmen, weil ich nicht mehr dieses eine Ziel vor Augen hatte. Dann bin ich in Berlin einen Ultra-Marathon über 161 Kilometer entlang der ehemaligen Mauer gelaufen. Und danach war wieder Flaute. Mein neues Ziel war es dann, quer durch Deutschland zu laufen, von Sylt bis zum Schloss Neuschwanstein. Das habe ich im Oktober gemacht.

Sie sprechen immer wieder davon, dass Sie „schwimmen“, wenn sie kein Ziel vor Augen haben. Ist das ein wiederkehrendes Muster bei Ihnen?

Es ist schon immer dieses „Höher, Besser, Weiter, Krass“, das ja auch Teil von Social Media ist. Und natürlich möchte ich mich irgendwie davon lösen. Aber ich bin auch sehr ehrgeizig und möchte natürlich gerne irgendwas Cooles machen, was den Leuten gefällt. Das ist ja ein Ansporn an mich selbst und ich habe jetzt viele so kleine Sachen, kleine Projekte, wo ich merke, dass die sehr gut ankommen. So kleine Challenge-Videos, wie beispielsweise im Kreisverkehr laufen oder mal einen Marathon rückwärts.

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