Ralf Rangnick gilt als Favorit auf den Trainerposten beim FC Bayern. Der 65-Jährige hat aber eine pikante Vergangenheit mit so manchem Münchner.

Die Trainersuche beim FC Bayern geht weiter. Xabi Alonso und Julian Nagelsmann haben sich gegen den Rekordmeister entschieden, nun gilt Ralf Rangnick als Favorit auf den Posten. Der Nationaltrainer Österreichs soll im Idealfall noch in dieser Woche in München unterschreiben, berichten neben „Münchner Merkur/tz“ auch verschiedene andere Medien übereinstimmend. Entsprechende Gespräche laufen. Auf t-online-Anfrage wollte sich Rangnicks Management aber nicht zu der Thematik äußern.

Wird also ausgerechnet der als „Fußball-Professor“ bekannte Rangnick nun tatsächlich neuer Bayern-Coach? Es wäre zumindest eine passende Schlusspointe in der an Wirrungen und Wendungen ohnehin nicht armen Trainersuche des Rekordmeisters.

Rangnick und Hoeneß: ziemlich beste Feinde

Dabei entwickelte er sich zu einer Art Lieblingsgegner von Uli Hoeneß. Die beiden wurden sozusagen ziemlich beste Feinde. Verbale Spitzen flogen da regelmäßig hin und her. „Wenn das ein Western wäre, geht es darum, uns deren Skalp zu sichern“, tönte Rangnick zum Beispiel, nachdem er sich im Aufstiegsjahr mit Hoffenheim 2008 die Herbstmeisterschaft gesichert hatte, vor dem direkten Duell und sagte: „Wenn Sie flotte Sprüche hören wollen, dann müssen Sie nach München gehen. Wenn Sie flotten Fußball sehen wollen, dann sind Sie hier richtig.“

Damit konterte er Hoeneß, der zuvor im Sport1-Doppelpass gesagt hatte: „Rangnick ist ein Besserwisser, der im ersten Jahr super Leistung bringt und im zweiten entlassen wird. Rangnick versteht nicht, mit Höhenluft umzugehen.“ Kann das mit Hoeneß als Klubpatron und Rangnick als Chefcoach also wirklich gutgehen? Kann es schon. Denn all diese Scharmützel gehören der Vergangenheit an und sind längst abgehakt. Hoeneß würdigte Rangnick erst kürzlich öffentlich als „tollen Mann“.

Bayern wollte Rangnick schon einmal

2017 dachte der Rekordmeister sogar schon einmal über Rangnick als Sportdirektor nach. Und es ist auch nicht das erste Mal, dass er als Chefcoach in München im Gespräch ist. Vor dem Pokalfinale mit Leipzig gegen Bayern mit dem damals umstrittenen Niko Kovač, habe Rangnick „gewusst oder wenigstens geahnt: Wenn ich heute gewinne, bin ich am Montag Trainer von Bayern München“. Die Münchner entschieden das Endspiel aber mit 3:0 für sich. Als Kovač dann wenige Monate später trotzdem entlassen wurde, verhandelte der damalige Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge konkret mit Rangnick.

„Ich hatte auch nach der Beurlaubung von Niko Kovač das Gefühl, dass Karl-Heinz Rangnick will“, verriet Hoeneß im Februar 2023 der „Leipziger Volkszeitung“. Sportdirektor Hasan Salihamidžić und er hätten sich aber „für Hansi Flick ausgesprochen“. Mit ihm gewannen die Bayern anschließend das Sextuple.

Ein brisantes Detail: Wie „Bild“ berichtet, sollen sich auch die damaligen Bayern-Profis gegen eine Verpflichtung von Rangnick ausgesprochen haben. Demzufolge sei ein Spielerkreis bei den Vereinsbossen vorstellig geworden, um sein Veto einzulegen. Um welche Profis es sich genau handelte und ob diese auch heute noch beim Rekordmeister spielen, ist allerdings nicht bekannt. Rangnick gilt als Kontrollfreak, der nichts dem Zufall überlässt, und trägt nicht umsonst den Spitznamen „Fußball-Professor“. Sein bislang letztes Engagement als Vereinstrainer bei Manchester United, das er von Dezember von 2021 bis Mai 2022 coachte, verlief aber wenig erfolgreich. Und er verabschiedete sich zum ÖFB.

Keine bedingungslose Einigkeit bei Rangnick

Bedingungslose Einigkeit herrscht beim Thema Rangnick nun jedenfalls erneut nicht. Nicht alle Klubbosse waren von Beginn an von dem ehemaligen Red-Bull-Macher überzeugt, einige sehen ihn auch weiterhin kritisch. Bayerns erste Wunschlösung war er zumindest nicht, was spätestens durch die vorangegangenen Bemühungen um Alonso und auch Nagelsmann deutlich wurde. Auch Rummenigge und Hoeneß reden als Aufsichtsratsmitglieder bei der aktuellen Trainerfrage wieder ein gewichtiges Wort mit.

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