„Weiß nicht, was ich sagen soll“

Tournee-Überraschung sammelte vor Kurzem noch Spenden


07.01.2025 – 13:37 UhrLesedauer: 2 Min.

Benjamin Östvold: Der Norweger war bei der Vierschanzentournee vorn mit dabei. (Quelle: IMAGO/GEPA pictures/ Wolfgang Kofler)

Nach der Vierschanzentournee redet die Skisprung-Welt vor allem über die dominanten Österreicher. Dabei zählt auch ein Norweger zu den Überraschungen.

Daniel Tschofenig, Jan Hörl, Stefan Kraft. Die Namen der drei österreichischen Überflieger der Vierschanzentournee waren auch am Montag in Bischofshofen in aller Munde. Schließlich sollte sich erst beim vierten Springen entscheiden, wer den Titel am Ende gewinnt. Tschofenig machte mit 140,5 Metern im zweiten Durchgang das Rennen, wurde ausgiebig für seine Leistungen gefeiert.

Daneben ging Benjamin Östvold auf dem sechsten Rang fast unter. Dabei hatte den Norweger bis vor Kurzem noch niemand auf dem Schirm. Vor weniger als einem Monat arbeitete Östvold in Nachtschichten in einem Hotel in einem Ort rund zwei Stunden nördlich von Oslo. Zudem sammelte er über eine Crowdfunding-Plattform Spenden, um seine Sportkarriere finanzieren zu können.

Weil er aber beim Continental Cup, der zweithöchsten Wettkampfklasse im Skispringen, zum Saisonstart im chinesischen Zhangjiakou gewann und zwei Wochen vor Tournee-Beginn im finnischen Ruka Dritter wurde, bekam er einen Platz im norwegischen Kader. Der 23-Jährige nutzte die Chance. Bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg landete er am Samstag auf Rang 20, am Sonntag wurde er sogar Achter. Norwegens Nationaltrainer Magnus Brevig nominierte ihn daraufhin auch für die Vierschanzentournee – und sollte es nicht bereuen.

In Oberstdorf sprang Östvold auf Platz 13, in Garmisch-Partenkirchen auf Platz 18, in Innsbruck auf Platz 19 und in Bischofshofen dann auf Rang 6. Die gesamte Tournee beendete er als 13., ließ Stars wie Karl Geiger oder Ryōyū Kobayashi hinter sich. Auch im nationalen Vergleich setzte er sich gegen prominente Namen durch. Halvor Egner Granerud und Fredrik Villumstad lagen in der Endplatzierung hinter Östvold.

„Das ist verrückt, mir gehen so viele Gedanken durch den Kopf. Ich war zunächst so verängstigt, als ich da oben saß und gehört habe, dass die Jungs 140 Meter gesprungen sind. Aber jetzt bin ich einfach nur glücklich“, sagte er dem norwegischen Sender NRK. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“

Auch die finanziellen Sorgen, die ihn noch vor einem Monat plagten, gehören nun endgültig der Vergangenheit an. Durch seine Erfolge in Engelberg und bei der Vierschanzentournee hat er umgerechnet mehr als 15.000 Euro gewonnen. „Das ist großartig. Dadurch kann ich mit mehr Zuversicht auf den Rest der Saison schauen“, schwärmte Östvold.

Gekündigt hat er seinen Job im Hotel aber nicht. „Für mich geht es direkt wieder zur Arbeit, wenn ich hier abreise“, sagte er lachend NRK in Bischofshofen. „Das Geld brauche ich.“ Mal sehen, wie lange das bei den Ergebnissen noch der Fall ist.

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