Lange Tradition

Nach mehr als 100 Jahren: Sprick Cycle ist insolvent

15.01.2025 – 20:54 UhrLesedauer: 2 Min.

Ein Junge auf einem Fahrrad: Bei Sprick Cycle geht es nicht mehr weiter. (Quelle: imago stock&people)

Die traditionsreiche Sprick Cycle GmbH aus Gütersloh hat nach mehr als einem Jahrhundert Insolvenz angemeldet. Die Zukunft ist unklar.

Kurz vor Jahreswechsel hat die Sprick Cycle GmbH aus Gütersloh Insolvenz angemeldet. Ebenso betroffen ist die übergeordnete Sprick Holding GmbH, die auch die Produktionsstätte in Polen umfasst. Das Amtsgericht Bielefeld bestellte den Rechtsanwalt Axel Geese als vorläufigen Insolvenzverwalter.

Die wirtschaftliche Schieflage der Sprick Cycle GmbH und ihrer Muttergesellschaft zeichnete sich bereits ab: Für das Geschäftsjahr 2023 wies das Unternehmen einen Verlust von über sechs Millionen Euro aus. Zu Spitzenzeiten setzte das Unternehmen mehr als 112 Millionen Euro um und beschäftigte über 500 Mitarbeitende.

Laut veröffentlichten Berichten verschlechterte sich die Liquidität des Unternehmens bereits im Jahr 2022. Auch Absatzprobleme belasteten die wirtschaftliche Entwicklung, was insbesondere auf die angespannte Lage in der Fahrradbranche zurückzuführen ist.

Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1922 zurück, als Julius Sprick in Gütersloh einen Großhandel für Fahrräder gründete. Mit der Sprick Fahrräder GmbH stieg das Unternehmen ab 1989 in die Fahrradproduktion ein. Die heutige Sprick Cycle GmbH entstand im Zuge einer ersten Insolvenz Anfang der 2000er-Jahre und agierte zuletzt als Tochter der Sprick Holding GmbH.

Das Unternehmen konzentrierte sich vor allem auf die Produktion von Fahrrädern im Auftrag branchenfremder Kunden. Unter Markennamen wie „Senator“, „Crown“ oder „Performance“ lieferte Sprick besonders Fahrräder im unteren Preissegment, die in Discountern und Online-Shops angeboten werden. Die Produktionsstätte in Polen deckte zudem einen erheblichen Teil des europäischen Markts für den österreichischen Kinder- und Jugendradanbieter Woom GmbH ab.

Mit der Insolvenz steht die Zukunft von über 500 Mitarbeitenden auf dem Spiel. Besonders kritisch könnte die Situation in der Produktionsstätte im polnischen Świebodzin werden, wo ein Großteil der Fertigung stattfindet. Kunden von Sprick, darunter auch große Handelsketten, könnten von Lieferausfällen betroffen sein. Ob bestehende Aufträge abgewickelt werden können, hängt von den weiteren Entscheidungen des Insolvenzverwalters ab.

Die Chancen für eine Rettung des Unternehmens hängen maßgeblich von der Marktentwicklung und möglichen Investoren ab. Während die Branche nach einem Boom in den Corona-Jahren mit Nachfragerückgängen und Überkapazitäten kämpft, bietet die traditionsreiche Geschichte von Sprick und die vorhandenen Produktionskapazitäten möglicherweise Anknüpfungspunkte für eine Neuausrichtung. Der vorläufige Insolvenzverwalter hat sich bisher nicht öffentlich zu den Plänen geäußert.

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