Durch die restriktive Zollpolitik Donald Trumps droht den USA ein seltener wirtschaftlicher Zustand. Experten befürchten ernsthafte Stagflationsrisiken.
Als US-Präsident Donald Trump die neuen Zölle gegen die EU, China und weitere Staaten verkündet, ruft er im Rosengarten des Weißen Hauses einen „Tag der Befreiung“ aus. Doch das Vorgehen ist politisch riskant – weil die Folgen für die Wirtschaft erheblich sind. Experten warnen gar, dass die USA durch Trumps Zollpolitik auf ein besonderes wirtschaftliches Szenario zusteuern.
Der seit 20. Januar amtierende US-Präsident hatte zunächst Mexiko, Kanada und China mit Strafzöllen überzogen. Diese reagierten ihrerseits mit Handelshürden für US-Waren. Trump ließ nun in einem Rundumschlag weitere Sonderzölle gegen eine Vielzahl von Ländern rund um den Globus folgen, womit ein weltweiter Handelskrieg heraufzieht.
Allerdings werden die Zölle nicht von einzelnen Ländern bezahlt, sondern von den Importeuren. Diese geben die zusätzlichen Kosten in der Regel an die Verbraucher weiter. Auch importierte Güter wie Autos oder Sportschuhe dürften bald teurer werden. Denn die werden vielfach im Ausland hergestellt. Auch weitere Produkte dürfte es betreffen.
Kaum verwunderlich also, dass Experten vor steigenden Preisen infolge der Trump’schen Zollpolitik auch in den USA warnen, vor allem, wenn die EU und andere Länder Gegenmaßnahmen ergreifen und sich die Zollspirale immer weiter dreht. „Das wird nicht als Befreiungstag in die Geschichte eingehen, sondern als Belastungstag – vor allem für die amerikanischen Konsumenten“, sagt etwa der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Volker Treier, in einer Stellungnahme.
Die oppositionellen Demokraten rechneten vor, Trumps Zölle würden auch US-Bürgern massiv schaden. „Die durchschnittliche amerikanische Familie wird im Jahr 5.000 Dollar mehr bezahlen“, sagte der Fraktionsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, dem Sender CNN. Nach Schätzungen von EY-Chefökonom Gregory Daco könnte Trumps jüngste Zollrunde die Kosten für Haushalte mit niedrigem Einkommen um 1.000 Dollar erhöhen – und das jährlich.
- Zoll-Ankündigung: „Trumps Rede ist eine Kriegserklärung“
Das Kieler Institut für Weltwirtschaft hat berechnet, dass die angekündigten Zölle für die US-Wirtschaft binnen eines Jahres ein Minus von fast 1,7 Prozent bedeuten dürften, Preissteigerungen von mehr als sieben Prozent und ein Exportminus von fast 20 Prozent. In US-Medien geistert derzeit die Sorge vor einem Szenario um: einer Stagflation.
Eine Stagflation ist ein ungewöhnliches wirtschaftliches Phänomen. Das Wort „Stagflation“ setzt sich aus den Begriffen „Stagnation“ und „Inflation“ zusammen. Dabei treffen also eine hohe Inflation, die typischerweise mit einem wirtschaftlichen Aufschwung und sinkender Arbeitslosigkeit einhergeht, auf eine stagnierende Konjunktur.
Der Grund dafür, dass die Phänomene eigentlich nicht zusammen auftauchen, liegt in der üblichen Wechselwirkung zwischen Inflation und Wirtschaftswachstum: In Zeiten des Wachstums steigt die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen, was Unternehmen dazu veranlasst, ihre Produktion auszuweiten und mehr Mitarbeiter einzustellen, um die gestiegene Nachfrage zu decken.
Gleichzeitig sind im Zuge eines Konjunkturaufschwungs viele Kunden bereit, mehr Geld auszugeben. Grund dafür ist, dass durch vermehrte Neueinstellungen mehr Menschen im Durchschnitt über ein höheres Einkommen verfügen. Arbeitnehmer haben zudem bessere Chancen, Gehaltserhöhungen durchzusetzen. Diese gesteigerte Zahlungsbereitschaft in Kombination mit der wachsenden Nachfrage nach Waren erleichtert es Unternehmen, Preiserhöhungen durchzusetzen. Dies führt letztlich zu steigender Inflation und einem schnelleren Wertverlust des Geldes.
Dass indes die Inflation anzieht, während die Wirtschaftsleistung stagniert, ist ungewöhnlich. Ein solches Zusammenwirken tritt extrem selten auf. Stagflation entsteht meist infolge von Angebotsschocks, protektionistischen Handelsstrategien oder wirtschaftspolitischem Fehlverhalten.
In der Geschichte der USA gelten die 1970er-Jahre als warnendes Beispiel: Das Ölförderkartell Opec hatte die Rohölförderung verknappt, was den Ölpreis drastisch in die Höhe schießen ließ. Damals führten diese Ölkrise, schlechte politische Entscheidungen und schwaches Wachstum bei gleichzeitig hoher Inflation zu erheblichen Wohlstandsverlusten.