Noch vor seiner Amtseinführung schürt Trump Angst vor Handelskonflikten. Die Exportnation Deutschland ist von den ersten Plänen wenig betroffen. Doch statt Aufatmen heißt es nun: Vorbereitungen treffen.

Donald Trump ist noch gar nicht wieder im Amt, da hält er schon die (Wirtschafts-)Welt in Atem. Soeben hat der designierte US-Präsident angekündigt, als eine seiner ersten Amtshandlungen nach dem Wiedereinzug ins Weiße Haus am 20. Januar Zölle auf Waren aus Mexiko, Kanada und China verhängen zu wollen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Peking warnt bereits vor einer Eskalation des schwelenden Handelskonflikts, Kanadas Premier Justin Trudeau versucht, Trump mit einem Anruf zu beschwichtigen. Hierzulande sollte allerdings niemand erleichtert aufatmen, nur weil Deutschland nicht in dieser ersten Zoll-Liste auftaucht. Vielmehr sollte Deutschland Trumps Ankündigung als das verstehen, was es ist: ein Warnschuss.

Zunächst wird es zwar andere treffen. Die meisten Experten rechnen damit, dass die Verbraucherpreise in den USA durch Einfuhrzölle steigen werden. Das würde dann auch die Inflation ankurbeln, solange die Notenbank Fed nicht gegensteuert. Berechnungen der Bank ING kommen auf jährliche Mehrkosten von bis zu 2.400 US-Dollar pro Person. Damit könnte Trump also genau das Gegenteil von dem erreichen, was er seinen Wählerinnen und Wählern versprochen hat: günstige Preise.

Doch vor allem dürfte eine Änderung der Zölle in der größten Volkswirtschaft der Welt auch weit über die Landesgrenzen hinaus Folgen haben. Bereits unter dem amtierenden US-Präsidenten Joe Biden wurden die Zölle auf E-Autos aus China maßgeblich erhöht. Daraufhin fokussierte sich die Volksrepublik mit ihren stark subventionierten Fahrzeugen auf Europa und setzte dort die Hersteller unter Druck. Ähnliche Effekte könnte es nun bei einer ganzen Reihe von Produkten geben.

Es dürften zudem wohl kaum die letzten protektionistischen Maßnahmen sein, die der Republikaner auf den Weg bringt – nicht nur, weil „Zölle“ sein selbsterklärtes Lieblingswort ist. Sondern vielmehr, weil Zölle eines seiner beliebtesten Druckmittel sind. Mit seiner Macht über den Marktzugang zu den USA sitzt Trump dabei fast immer am längeren Hebel.

Trump wird nicht davor zurückschrecken, den Hebel auch für Europa umzulegen. Angedroht hat er in der Vergangenheit bereits Einfuhrzölle in Höhe von 20 Prozent. Für die Exportnation Deutschland wäre das ein herber Schlag. Immerhin gehen rund zehn Prozent der deutschen Ausfuhren in die USA. Das Land ist der wichtigste deutsche Exportpartner. Um es noch deutlicher zu machen: Deutschland exportiert 156,2 Prozent mehr in die USA, als es von dort importiert. Zusätzliche Zölle würden diesen Handel erschweren.

Doch was heißt das nun? Die Weltwirtschaft wird in den kommenden Jahren vermutlich unübersichtlicher, die bekannten Handlungsspielräume werden enger. Es wird daher höchste Zeit, dass Deutschland sich anderweitig absichert. Der europäische Binnenmarkt muss gestärkt und über Freihandelsabkommen mit anderen Ländern muss schnellstmöglich verhandelt werden.

Aktie.
Die mobile Version verlassen