Der Schutz vor patriarchaler Gewalt ist in Deutschland noch immer unzureichend. Experten fordern mehr finanzielle Mittel und bessere Strukturen, um Frauen wirksam zu unterstützen.

In Deutschland ist der Schutz von Frauen vor Femiziden nach Ansicht des Bundesverbandes der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) weiterhin unzureichend. Laut Katja Grieger, Geschäftsführerin des Dachverbandes bff, bekämen betroffene Frauen oft den lapidaren Rat „Trenn dich doch einfach“. Das sei jedoch gefährlich, da die Bedrohungslage nicht beachtet werde. Grieger betonte die Wichtigkeit professioneller Unterstützung durch Beratungsstellen und kritisierte die mangelnden Investitionen in den Schutz von Frauen.

Im Jahr 2023 wurden nach Angaben des Bundeskriminalamts 155 Frauen durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet – 22 mehr als im Vorjahr. Im selben Zeitraum fielen 24 Männer dieser Form der Gewalt zum Opfer. In Berlin ereigneten sich zuletzt innerhalb weniger Tage zwei solcher tödlichen Angriffe auf Frauen durch ihre ehemaligen Partner.

Femizide – die Tötung von Frauen durch Partner oder Ex-Partner – passieren häufig während oder nach Trennungen. Laut bff besteht das größte Risiko für eine Tötung dann, wenn die betroffene Frau eine Trennung plant oder vollzogen hat. Besonders gefährdet seien Männer, die zuvor bereits gewalttätig und kontrollierend waren.

Oft wenden sich betroffene Frauen zunächst an ihr nahes Umfeld wie Freunde oder Familienmitglieder. Diese sollten solidarisch und unterstützend reagieren, so Grieger. Es sei problematisch, dass Betroffene häufig Aussagen hören wie „da gehören doch immer zwei dazu“ oder „das kann ich mir gar nicht vorstellen“.

Beratungsstellen bieten kompetente Unterstützung und können gemeinsam mit den Betroffenen eine Gefährdungseinschätzung vornehmen. Bei akuter Gefahr sollten Frauenhäuser aufgesucht oder unmittelbar die Polizei eingeschaltet werden. Die Istanbul-Konvention sieht ein systematisches Gefährdungsmanagement vor, das in Deutschland allerdings bisher nicht flächendeckend umgesetzt ist.

Für ein solches Management müssten Polizei, Jugendämter und Beratungsstellen zusammenarbeiten, um das Risiko für die Frau und ihre Kinder einzuschätzen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Dies erfordere jedoch personelle Ressourcen und damit finanzielle Mittel.

Grieger bemängelte zudem das Fehlen eines Gewalthilfegesetzes im Gesetzgebungsverfahren. Bundesfrauenministerin Lisa Paus kündigte an, das Gesetz vorzubereiten; es soll allen Gewaltbetroffenen einen Anspruch auf Hilfe ermöglichen. Paus erklärte auch, dass mehr Prävention und Schutzplätze nötig seien – dies koste Geld und solle durch das neue Gesetz unterstützt werden.

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