Ende nach mehr als 190 Jahren

Traditionsfirma Langheinrich aus Hessen ist dicht

16.01.2025 – 07:33 UhrLesedauer: 2 Min.

Ein fein gedeckter Tisch (Symbolbild): Langheinrich stellte Leinentischtücher her. (Quelle: Wieslaw Jarek/imago)

Das Ende für die Firma Langheinrich ist endgültig geschlossen. Der Leinenhersteller aus Hessen muss nach fast 193 Jahren dichtmachen.

Die Leinenindustrie im osthessischen Ort Schlitz steht vor dem Aus: Die Firma Langheinrich hat ihre Türen endgültig geschlossen, wie die „Fuldaer Zeitung“ berichtet. Inhaber Burkhard Oel zeigt sich tief betroffen: „Seit 22 Jahren habe ich mich für das Unternehmen eingesetzt, das war ein Lebenswerk.“

Das Traditionsunternehmen, das seit seiner Gründung im Jahr 1832 für Webereiarbeiten bekannt ist, hat im November 2024 ein Insolvenzverfahren eröffnet. Investoren wurden nicht gefunden. Langheinrich stellt etwa Tischtücher für Hotels oder die Gastronomie her.

Schon länger kämpfte die Firma mit Problemen. Die Verlagerung wichtiger Produktionsbereiche nach Belarus erwies sich als Fehler, nachdem der osteuropäische Staat wegen seiner Unterstützung Russlands im Ukrainekrieg mit Sanktionen belegt wurde.

Auch ein Rettungsversuch, die Produktion nach Usbekistan zu verlagern, schlug fehl. „Bei den wichtigsten Kunden in der Hotellerie und der Reisebranche sind hochwertige Leinentischtücher nicht mehr gefragt“, so Oel, der laut Bericht mittlerweile auch wieder auf Arbeitssuche ist.

Die Schließung betrifft auch die 13 verbliebenen Mitarbeiter in Schlitz, denen gekündigt wurde. Zwar haben sie ihre Übergangsgehälter erhalten, jedoch mit Verzögerung. Bürgermeister Heiko Siemon äußerte sein Bedauern über das Ende des Traditionsunternehmens: „Dieses Unternehmen hat nicht nur über Jahrzehnte hinweg hochwertige Produkte hergestellt, sondern war auch ein bedeutender Bestandteil der Stadt Schlitz.“

Trotz der Schließung wird die Immobilie in der Bahnhofstraße weiter genutzt. Laut Inhaber Andreas Rebmann haben sich dort bereits verschiedene Start-ups angesiedelt. CDU-Politiker Siemon sieht in dieser Nachnutzung einen positiven Aspekt. Dies zeuge „von einem zukunftsorientierten Umgang mit dem industriellen Erbe unserer Region“, sagte er. „Abschließend bleibt mir nur, allen ehemaligen Mitarbeitenden des Unternehmens für ihre harte Arbeit und ihr Engagement zu danken.“

Der 10.000-Einwohner-Ort Schlitz im Vogelsbergkreis ist überregional vor allem bekannt für die „größte Adventskerze der Welt“, wie die Stadt wirbt. Tatsächlich wird in der Weihnachtszeit ein Turm der ansässigen Hinterburg in roten Stoff gehüllt und eine „Flamme“ aus Glühbirnen auf der Spitze befestigt. Insgesamt ist die „Kerze“ so 42 Meter hoch.

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