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Im Januar erscheint der Film des Regisseurs Tim Fehlbaum über das Olympia-Attentat 1972 in den deutschen Kinos. Was den Film von den bisherigen unterscheidet.

Es sollten heitere und bunte Spiele werden, die Deutschland nach dem Nationalsozialismus in einem neuen und modernen Licht präsentieren sollten. Stattdessen endeten die Olympischen Spiele am 5. September 1972 in einer Tragödie: Neun israelische Athleten und zwei Trainer verloren ihr Leben, nachdem die palästinensische Terrorgruppe Schwarzer September sie stundenlang als Geiseln gefangen gehalten hatte.

Journalisten stellte der Anschlag vor Herausforderungen: Sollten sie darüber berichten und wenn ja, wie detailliert? Die Sportredaktion der ABC entschied sich dazu, die Stunden des Überfalls live zu übertragen – und verhalf den Terroristen damit ungewollt zu ihrer Tat. Ihre Perspektive hat der Schweizer Regisseur Tim Fehlbaum in seinem neuen Film „September 5“ festgehalten, der am 9. Januar in den deutschen Kinos erscheint. Was ihn angetrieben hat und welchen Einfluss der Hamas-Angriff im Oktober 2023 auf die Dreharbeiten hatte.

t-online: Herr Fehlbaum, zum Olympia-Attentat 1972 gibt es schon mehrere Filme. Wieso brauchte es mit „September 5“ noch einen?

Tim Fehlbaum: Zwei Antworten habe ich darauf. Erstens ist der Tag des Olympia-Attentats so ein historisch wichtiger Tag, dass ich glaube, darüber kann nicht genug gesprochen werden. Die zweite Antwort liegt für mich ganz klar in der Perspektive: Unser Film ist nämlich eigentlich ein Film über den Wendepunkt in der Mediengeschichte.

Im Film müssen die Journalisten spontan und unter Zeitdruck entscheiden, ob und wie sie über den Überfall berichten. Wir zeigen die Ereignisse aus der Sicht einer Truppe von Sportjournalisten, die an diesem Tag den Wechsel von Sport- zur Krisenberichterstattung vollziehen mussten. Wie berichtet man über Krisen? Wir alle sollten unseren eigenen Konsum von Medien und unsere Perspektive darauf hinterfragen.

Regisseur Tim Fehlbaum in den USA (Archivbild). (Quelle: IMAGO/Hutchins Photo/imago)

Tim Fehlbaum wurde 1982 in Basel geboren und arbeitet als Filmregisseur. In München studierte er von 2002 bis 2009 an der Hochschule für Film und Fernsehen, wo seine ersten drei Kurzfilme entstanden. Sein neuester Film „September 5“ über das Münchner Olympia-Attentat wurde kürzlich für die Golden Globes und die Critics Choice Awards nominiert und für den Oscar gehandelt.

Beim Olympia-Attentat ermordeten palästinensische Terroristen israelische Sportler und Trainer. Seit dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 hat der Nahostkonflikt eine neue Eskalationsstufe erreicht. Wie hat diese Ihren Film beeinflusst?

Zum Zeitpunkt des Angriffs waren wir schon fertig mit dem Schnitt, wir befanden uns bereits in der Postproduktion. Wir wussten natürlich, dass der Angriff einen Einfluss darauf haben wird, wie der Film heute gesehen wird, aber in unserem Film zeigen wir die Medienperspektive und wollen durch diese historische Linse zum Nachdenken über die Komplexität von Krisenberichterstattung anregen.

  • Lesen Sie hier nach, was beim Olympia-Attentat am 5. September 1972 geschehen ist.

Wie sind Sie bei der Recherche zu diesem Film vorgegangen?

Die Gespräche mit Zeitzeugen waren die Initialzündung für die Idee, den Film aus dieser Perspektive zu erzählen. Wir haben zum Beispiel mit dem echten Geoffrey Mason gesprochen, der damals als leitender Produzent während des ganzen Berichterstattungs-Marathons im Controlroom war. Wir haben auch mit Jimmy Schaeffler gesprochen, der damals als Runner Tonaufnahmen an Polizeibarrikaden vorbei ins Studio geschmuggelt hat. Und wir haben Originalbänder von ABC angehört. Anhand dieser haben wir rekonstruiert, was an dem Tag im Studio passiert sein muss.

Gibt es auch fiktive Elemente in Ihrem Film?

Ja, klar. Die größte Fiktion ist wahrscheinlich der Zeitrahmen. In Wirklichkeit hat sich das Attentat über 22 Stunden erstreckt. Wir verdichten das Geschehene, da sind Fiktionen unvermeidbar. Die Figur der Übersetzerin Marianne Gebhardt ist beispielsweise eine Akkumulation von verschiedenen Figuren, die es damals gab. Auch Geoffrey Mason hat nicht als Einzelfigur all diese Funktionen ausgeübt, wie es im Film gezeigt wird. An gewissen Punkten haben wir uns unsere künstlerische Freiheit genommen, aber im Großen und Ganzen wollten wir das Geschehene so authentisch wie möglich erfahrbar machen. Gerade, was die Technik angeht.

Die Technik, die Sie im Film zeigen, ist über 50 Jahre alt. Wo haben Sie die her?

Darum hat sich das Team rund um den Szenenbildner Julian Wagner gekümmert. Sie haben viel in Kellern von Fernsehstudios gekramt, wo teilweise noch viele alte, verstaubte Geräte rumlagen. Sie wären überrascht, wie viele passionierte Sammler es zudem gibt. Die Walkie Talkies sind teilweise Leihstücke von Serien. Und so haben wir das nach und nach alles zusammengetragen. Ich erinnere mich noch an einen Moment, da bin ich mit Julian durch das Studio gegangen und er sagte zu mir: „Alles, was es heute noch an Technik aus der Zeit in Europa gibt, steht jetzt hier.“

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