Assistenzsysteme im Vergleich

Tesla verwechselt im Test Bild mit Straße – und rast durch Wand


19.03.2025 – 10:52 UhrLesedauer: 3 Min.

Rumms: Der Tesla ließ sich von einer bedruckten Plane täuschen und erkannte ein Hindernis nicht. (Quelle: Mark Rober/YouTube)

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Ein praxisnaher Test entlarvt Schwächen bei Teslas kamerabasiertem Assistenzsystem. Im Vergleich mit einem Konkurrenten zeigt es eklatante Schwächen.

Ein Auto fährt auf einen vermeintlichen Horizont zu – doch dann kracht es plötzlich in eine Wand: Der weitere Straßenverlauf war nur gemalt. Was nach einem Cartoon-Sketch klingt, ist ein realer Test, der die Grenzen autonomer Fahrtechnik aufzeigt.

Autos sind immer stärker mit Sensoren und Assistenten ausgestattet – mit dem Ziel, dass künftige Fahrzeuggenerationen immer mehr Fahrmanöver übernehmen können. Doch der Weg dorthin ist steinig, gepflastert mit Misserfolgen und dem Erfordernis neuer Versuche – und sehr unterschiedlichen technischen Ansätzen, wie der Vergleich zwischen einem Tesla und einem Lexus zeigt.

Autonomes Fahren soll langfristig Unfälle vermeiden und den Verkehr sicherer machen, so das Ziel. Tesla gilt in diesem Bereich als Vorreiter und hat früh mit dem Autopiloten automatisierte Fahrfunktionen auf den Weg gebracht – und will schon bald automatisch fahrende Robotaxis bauen.

Für solche Fahrfunktionen setzen die meisten Hersteller auf eine Kombination aus Kameras, Radar und Lidar-Sensoren. Lidar misst mit Lasern Entfernungen und erkennt Objekte unabhängig von Lichtverhältnissen, Radar erfasst Bewegungen und Distanzen – beide Systeme arbeiten auch bei Regen oder Nebel zuverlässig.

Tesla verfolgt hingegen einen anderen Ansatz: Tesla-Boss Elon Musk ist überzeugt, dass Kameras und Künstliche Intelligenz ausreichen, um ein Auto sicher durch den Verkehr zu führen. Schließlich nutzen auch Menschen nur ihre Augen – so das Argument. Auch Ultraschallsensoren – diese werden bei vielen Autos für die Parkpiepser verwendet – baut Tesla nicht mehr ein.

Der Test: Ein Auto fährt in die Wand

Der YouTuber und ehemalige NASA-Ingenieur Mark Rober wollte wissen, wie sich Teslas kamerabasiertes System im Vergleich zu einem Lidar-gestützten Fahrzeug schlägt. Dazu ließ er verschiedene Hindernisse auf die Fahrbahn rollen – darunter einen Kinderdummy. Während ein Lexus RX mit Lidar das Hindernis früh erkannte und sicher abbremste, fuhr das Tesla Model Y ungebremst weiter – der eingebaute Notbremsassistent versagte. Rober wiederholte den Versuch später mit dem Autopilot-System. Hier bremste das System zwar rechtzeitig ab, reagierte aber deutlich später als das laserbasierte System.

Beide Technologien konnten Personen auf der Fahrbahn erkennen und rechtzeitig abbremsen, auch extrem helles Gegenlicht machte wenig Probleme. Bei Nebel und extremem Regen hatten die Kamera von Tesla aber enorme Probleme – was zu gefährlichen Situationen führte.

Der drastischste, wenn auch sehr übertriebene Test erinnerte an eine Szene aus den „Looney Tunes“: Eine Styroporwand mit einem aufgedruckten Straßenverlauf wurde auf die Straße geschoben. Der Lexus erkannte das Hindernis, da der Laser es als solches erkannte, und stoppte sofort. Der Tesla jedoch rauschte ungebremst in die Wand – offenbar ließ sich das kamerabasierte System täuschen. Einschränkend muss man dazu sagen: Möglicherweise hätte auch ein Mensch, der sich nur auf seine Augen und Sinne verlässt, dieses Hindernis deutlich zu spät erkannt.

Aber auch Lidar-Sensoren sind in der Praxis nicht frei von Fehlern, schreibt das Magazin „t3n“. 2023 verwirrte Nebel in San Francisco etwa autonom fahrende Waymo-Taxis. Da sich die Fahrzeuge nicht mehr orientieren konnten, blieben sie mitten auf der Straße stehen und verursachten Staus.

Das Video löste in Foren und in den Kommentaren unter dem YouTube-Video eine Diskussion aus. War der Autopilot tatsächlich aktiv? Rober zeigte in einem nachgereichten Video, dass er den Autopilot-Modus vor der Testfahrt aktiviert hatte. Allerdings schaltete sich das System weniger als eine Sekunde vor dem Aufprall selbstständig ab – offenbar überforderte die optische Täuschung die Software. Der Notbremsassistent reagierte gar nicht.

Ein weiterer Vorwurf: Das Experiment sei eine Werbeaktion für den Lidar-Hersteller Luminar gewesen. Rober dementierte dies und verwies auf vorherige Tests, die bereits ähnliche Schwächen der Tesla-Software offenbart hatten.

Die Automobilbranche setzt zunehmend auf redundante Systeme, die verschiedene Sensoren kombinieren, um Fehler zu vermeiden. Ob der Sonderweg von Elon Musk langfristig Erfolg hat oder ob sich der Mix aus Lidar, Radar und Kameras als sicherer erweist, bleibt abzuwarten – der Wettlauf um das autonome Fahren geht weiter.

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